FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aussicht auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik durch die Europäische Zentralbank hat den Dax (DAX) am Donnerstag aus der Lethargie der vergangenen Tage gerissen. Der deutsche Leitindex stieg bis zum Nachmittag um 1,55 Prozent auf 10 396,66 Punkte. Rückenwind lieferte auch ein schwächerer Eurokurs, der unter die Marke von 1,12 US-Dollar rutschte. Ein schwächerer Euro erleichtert heimischen Firmen den Export.
Der Index der mittelgroßen Werte MDax (MDAX) gewann 0,53 Prozent auf 20 095,10 Punkte, während der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) um 0,05 Prozent auf 1770,81 Punkte fiel. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) gewann zuletzt gut anderthalb Prozent.
EZB ERFÜLLT ERWARTUNGEN
Die Erwartungen der Anleger an die EZB waren hoch. Nicht alle Investoren schienen aber sicher, dass die Währungshüter die erhofften Signale für eine weitere geldpolitische Lockerung geben. Entsprechend hatten sich die Anleger in den vergangenen Tagen zurückgehalten.
Die EZB will nun aber im Dezember eine mögliche Ausweitung ihres milliardenschweren Anleihekaufprogramms prüfen. Das Programm werde wie geplant bis September 2016 laufen und wenn nötig noch länger, sagte EZB-Präsident Mario Draghi auf einer Pressekonferenz. Sollte es zu einer Jahresend-Rally am Aktienmarkt kommen, könnte heute der Startschuss gegeben worden sein, sagte ein Händler.
LUFTHANSA AM DAX ENDE
Bei den Unternehmen lieferte zudem die Quartalsberichtssaison Impulse: Die Aktien des Autobauers Daimler (XETRA:DAIGn) stiegen um rund 2 Prozent. Analysten bewerteten die Geschäftszahlen für das dritte Quartal positiv.
Schlusslicht im Dax waren derweil die Papiere der Lufthansa (XETRA:LHAG) mit einem Minus von 1,30 Prozent. Die erneute Streikgefahr setze den Aktien zu, sagte Händler Andreas Lipkow vom Vermögensverwalter Kliegel & Hafner. Die Fluggesellschaft befindet sich nach den Piloten nun auch im Clinch mit den Flugbegleitern.
DEUTSCHE WOHNEN SAGT LEG-ÜBERNAHME AB
In der Immobilienbranche sorgte die Deutsche Wohnen (ETR:DWNI) mit der Absage der eigentlich geplanten Übernahme von LEG Immobilien (XETRA:LEGn) für Gesprächsstoff. Die Aktien von Deutsche Wohnen rückten um 2,67 Prozent vor. Die LEG-Papiere erholten sich nach ihren jüngsten Kursverlusten um rund 1 Prozent, nachdem zuletzt bereits die Übernahmeeuphorie spürbar abgeebbt war.
Marktführer Vonovia (XETRA:VNAn) hatte jüngst die Fühler nach Deutsche Wohnen ausgestreckt und damit gleichzeitig die Übernahme von LEG torpediert. Eine Akquisition durch Vonovia lehnt Deutsche Wohnen aber weiterhin ab - der gebotene Preis sei zu niedrig. Vonovia-Aktien stiegen am Donnerstag an der Dax-Spitze um 3,60 Prozent.
ADVA-AKTIONÄRE MACHEN NACH QUARTALSBERICHT KASSE
Im TecDax (TecDAX) knickten die Papiere von Adva (ETR:ADV) um 9 Prozent ein. Einem Händler zufolge blieb der Ausblick des Telekomausrüsters auf das Schlussquartal etwas hinter den Erwartungen zurück. Daher dürften die Anleger nach dem starken Lauf der Papiere zunächst Kasse gemacht haben.