FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Europäische Zentralbank hat am Donnerstag für ein Kursfeuerwerk am deutschen Aktienmarkt gesorgt. Dank der überraschend stark gelockerten Geldpolitik von Europas Währungshütern sprang der zuvor lethargische Dax (DAX) am Nachmittag um 1,73 Prozent auf 9891,33 Punkte hoch. Damit nahm der Leitindex wieder die viel beachtete 10 000-Punkte-Marake ins Visier. Zwischenzeitlich fehlten nur noch gut 4 Punkte.
Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte stieg um 1,51 Prozent auf 19 769,85 Punkte und der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) gewann 1,02 Prozent auf 1615,19 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) zog um 2,36 Prozent an.
'EZB PACKT GELDPOLITISCHE EISENKEULE AUS'
Die EZB hat überraschend ihren Leitzins gesenkt und weitet das Anleihenkaufprogramm ab April auf monatlich 80 Milliarden Euro aus. Diesmal habe Draghi die hohen Erwartungen mehr als erfüllt, sagte ein Händler. Zuvor habe an der Börse noch Angst vor einer neuen Enttäuschung geherrscht, nachdem der EZB-Präsident den hohen Markterwartungen im Dezember nicht gerecht geworden war.
Die EZB bewege sich aber mittelerweile auf dünnem Eis, sagte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank in Vaduz. Bankenverbände äußerten öffentlich ihren Unmut und viele Bürger seien verunsichert. "Vertrauensbildende Maßnahmen sehen jedenfalls anders aus", so Gitzel.
K+S ENTTÄUSCHT - LINDE-DIVIDENDE ÜBERTRIFFT ERWARTUNGEN
Für merkliche Bewegungen bei den Einzelwerten sorgten am Donnerstag Geschäftsbilanzen. Auffällig viele Unternehmen erfreuten ihre Aktionäre mit höheren Ausschüttungen. Das reichte angesichts teils schwacher Geschäftszahlen und mäßiger Zukunftsaussichten aber nicht immer für steigende Kurse.
Besonders deutlich zeigte sich das beim Düngemittel- und Salzproduzenten K+S (XETRA:SDFGn), dessen Aktien als abgeschlagenes Dax-Schlusslicht knapp 7 Prozent einbüßten. Ein Händler sah die Geschäftsentwicklung des designierten Index-Absteigers im Schlussquartal 2015 unter den Erwartungen. Dazu klinge der für 2016 angekündigte deutliche Ergebnisrückgang vorsichtig. Nach der zuletzt freundlichen Entwicklung gebe es nun wohl auch Gewinnmitnahmen.
Dagegen erfreute der Industriegase-Spezialist Linde (XETRA:LING) die Anleger mit einem Kursplus von fast 2 Prozent. Der Konzern kündigte trotz schwacher Geschäftszahlen und verhaltener Geschäftsaussichten ebenfalls eine deutlich höhere Dividende an.