FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Freigabe des Schweizer Franken zum Euro hat den deutschen Aktienmarkt am Donnerstag in Turbulenzen gestürzt. Der Dax (DAX) knickte ein und lag zwischenzeitlich 1,8 Prozent im Minus, bevor eine Beruhigung einsetzte. Zuletzt lag der deutsche Leitindex 0,38 Prozent im Minus bei 9779,89 Punkten.
Der MDax (MDAX) als Index der mittelgroßen Konzerne fiel um 0,14 Prozent auf 17240,08 Punkte. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) sank um 0,86 Prozent auf 1409,34 Punkte. Der EuroStoxx 50 (DJ Euro Stoxx 50) als Leitindex der Eurozone büßte 0,75 Prozent ein.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hatte überraschend den Mindestkurs von 1,20 Franken pro Euro aufgehoben, was die Devisen- und Aktienmärkte schockte. Der Mindestkurs war ursprünglich eingeführt worden, um die Schweizer Exportwirtschaft vor einem allzu starken Franken zu schützen.
Der Euro (FX1:EURUS) kam wegen der Entscheidung der Schweizer Nationalbank massiv unter Druck. Kurzzeitig fiel die Gemeinschaftswährung bis auf 1,1575 US-Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit November 2003. Zuletzt lag der Kurs aber wieder bei um die 1,17 US-Dollar.
Mit der Aufhebung des Mindestkurses dürfte die SNB an Glaubwürdigkeit verlieren, da sie in den vergangenen Monaten stets die vehemente Verteidigung der Untergrenze betont habe, kommentierte Volkswirt Ulrich Wortberg von der Helaba. Chefanalyst Jörg Rohman vom Broker Alpari sagte: "Die Entscheidung der SNB wird den europäischen Aktienmärkten perspektivisch Liquidität entziehen, die bisher über den Ankauf von europäischen Staatsanleihen durch die SNB in den Aktienmarkt geflossen ist."
Um die Auswirkungen der eigenen Entscheidung einzudämmen, drückte die Schweizer Nationalbank die Einlagenzinsen noch weiter in den negativen Bereich und zwar um 0,5 Prozentpunkte auf minus 0,75 Prozent. Bis dahin hatte die SNB zur Schwächung der eigenen Währung immer wieder an den Devisenmärkte Euro gekauft. Diese Nachfrage fällt durch die Aufgabe des Mindestkurses jetzt weg.
BEIERSDORF-RALLY NACH UMSATZZAHLEN
Auf Unternehmensseite wartete Beiersdorf (XETRA:BEIG) am Morgen mit Umsatzzahlen für 2014 auf, die höher als erwartet ausfielen. Der Konsumgüterkonzern wuchs dank neuer Produkte um 2,3 Prozent. Die Kennziffern zeigten, dass Beiersdorf und der gesamte Haushalts- und Körperpflegesektor die Talsohle im dritten Quartal durchschritten hätten, sagte ein Händler am Morgen. Die Beiersdorf-Titel verteuerten sich um 4,40 Prozent und standen damit einsam an der Dax-Spitze.
Im MDax waren die Aktien von Aurubis (ETR:NDA) mit plus 6,55 Prozent klarer Spitzenreiter und erholten sich damit etwas vom jüngsten Kursrutsch. In den vergangenen beiden Tagen hatten Analystenkommentare und der Einbruch der Kupferpreise die Papiere des Kupferproduzenten um mehr als 12 Prozent nach unten gezogen.
HELLA STEIGEN IN SDAX AUF Die Aktien von Hannover Rück (ETR:HNR1) fielen wegen negativer Analystenstimmen gegen den Trend um 1,61 Prozent ab. Nach dem starken Lauf der vergangenen Monate sieht die britische Investmentbank HSBC nicht mehr ausreichend Luft nach oben für ein positives Votum und stufte die Titel auf "Neutral" ab. Zudem belastete eine Abstufung der Papiere durch RBC Capital. Seit Mitte Oktober haben die Titel des Rückversicherers rund 30 Prozent zugelegt.
Die baldige Aufnahme von Hella-Aktien (XETRA:HLE) in den Kleinwerteindex SDax (SDAX) hat die Aktien um 1,51 Prozent nach oben befördert. Wie die Deutsche Börse am Mittwochabend mitgeteilt hatte, steigen die Papiere des Autozulieferers am kommenden Montag in den SDax auf. Dafür müssen jene des Öl-und Gasdienstleisters C.A.T. Oil (XETRA:O2C) weichen. Dessen Titel zeigten sich davon aber unbeeindruckt und kletterten um 0,29 Prozent.