FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat sich am Donnerstag an seinem Rekordniveau festgekrallt. Gute Unternehmenszahlen vor allem von der Deutschen Bank (XETRA:DBKGn) und Infineon (XETRA:IFXGn) hielten Anleger auch nach den jüngsten massiven Kursanstiegen davon ab, im großen Umfang Kasse zu machen. Dabei war die Wall Street mau gelaufen und es herrschte Unsicherheit wegen der politischen Entwicklung in Griechenland.
Der Dax (DAX) stand am Nachmittag mit 0,04 Prozent im Minus bei 10 706,36 Punkten. Der Leitindex blieb damit nahe seines Allzeithochs vom Dienstag bei 10 810 Punkten. Für den MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte ging es zuletzt um 0,39 Prozent runter auf 18 647,78 Punkte. Der TecDax (TecDAX) verlor 0,52 Prozent auf 1491,32 Punkte. Der EuroStoxx-50-Index (DJ Euro Stoxx 50) bröckelte um ein viertel Prozent ab.
Die guten Geschäftsergebnisse dies- und jenseits des Atlantiks stützten den deutschen Aktienmarkt und bewahrten ihn vor größeren Verlusten, sagte Stefan de Schutter von Alpha Wertpapierhandel. Denn eigentlich bestehe nach dem 1000-Punkte-Sprint des Dax in nur zwei Wochen Korrekturbedarf.
Diesen lebten die Märkte aber wieder in einer nervösen Seitwärtsbewegung aus. Denn Anleger nutzten weiter jeden Rückschlag zum Aktienkauf. Es gebe eben kaum attraktive Anlagealternativen für das reichlich vorhandene "billige Geld". Zudem seien die Argumente der US-Notenbank vom Vorabend, die auf die Stimmung an der Wall Street gedrückt hatten, für die exportorientierte deutsche Wirtschaft eher positiv, so de Schutter. Er zielte damit auf den im Verhältnis zum Dollar geschwächten Euro ab.
BERICHTSSAISON KOMMT IN FAHRT
Für eine positive Überraschung sorgte die Deutsche Bank (XETRA:DBKGn), die einen Gewinn im Schlussquartal ausweisen konnte anstatt eines erwarteten Verlusts: Die Titel gewannen an der Dax-Spitze 2,54 Prozent auf 25,79 Euro. Nomura-Analyst Jon Peace machte neben geringeren Rechtskosten auch das gute Geschäft im Handel mit Anleihen, Devisen und Rohstoffen (FICC) für das Ergebnis verantwortlich. Zudem habe sich die Kapitalausstattung verbessert. Börsianer witterten zudem Nachholpotenzial bei dem zuletzt schlecht gelaufenen Papier.
Infineon-Aktien (XETRA:IFXGn) profitierten mit plus 1,35 Prozent ebenfalls von Geschäftszahlen. Sie erreichten zwischenzeitlich bei 10,05 Euro ein Hoch seit November 2007. Der Halbleiter-Hersteller hat seine Prognose erhöht. Analyst Günther Hollfelder von der Baader Bank sprach von einem starken Start ins neue Geschäftsjahr.
Am Indexende fanden sich Siemens-Aktien (ETR:SIE) wieder, die ihre Korrektur in Reaktion auf enttäuschende Geschäftszahlen vom Dienstag fortsetzten. Zu den Verlierern zählten auch Stahlwerte, die unter negativen Nachrichten aus der Branche litten. Nippon Steel in Japan und auch die französische Vallourec hatten die Stimmung getrübt. ThyssenKrupp-Papiere (XETRA:TKAG) verbilligten sich im Dax um 0,61 Prozent, Salzgitter-Titel (XETRA:SZGG) verloren im MDax 0,72 Prozent.
ZOOPLUS SPRINGEN AUF REKORDHOCH
Wacker Chemie (XETRA:WCHG) rutschten nach der Vorlage von Geschäftszahlen des Spezialchemieanbieters im MDax mit 1,85 Prozent ins Minus. Im TecDax verbilligten sich Qiagen (ETR:QIA) um 3,16 Prozent. DZ-Bank-Analyst Sven Kürten ordnet den Ausblick für das Jahr 2015 etwas unter den Erwartungen ein. Die Ergebnisse dürften vom starken US-Dollar belastet werden. Jenoptik (XETRA:JENG) verloren ebenfalls nach Zahlen für das Geschäftsjahr 2014 zuletzt 2,50 Prozent an Wert.
Im Kleinwerteindex SDax sprangen Zooplus-Aktien (XETRA:ZO1G) nach Eckdaten zum Geschäft im Jahr 2014 um 11,30 Prozent auf ein Rekordhoch bei 78,47 Euro fulminant an. Im Schlussquartal sei der Onlinehändler für Haustierbedarf stark gewachsen und habe die Erwartung übertroffen, erklärte Commerzbank-Analyst Andreas Riemann.