FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Hoffnung auf eine Einigung im griechischen Schuldenstreit hat das Dax-Rekordhoch (DAX) am Mittwoch wieder in Sichtweite gebracht. Auch der Rückzug ukrainischer Regierungseinheiten aus der strategisch wichtigen Kleinstadt Debalzewo wurde positiv aufgenommen. "Der Aktienmarkt ist aktuell trotz aller Risiken viel widerstandsfähiger, als die meisten wahr haben wollen", sagte ein Börsianer. Selbst bei einem Scheitern der Verhandlungen mit Griechenland sollten sich die Auswirkungen in Grenzen halten.
Zeitweise fehlten dem deutschen Leitindex nur noch etwas mehr als 30 Punkte zu seiner historischen Bestmarke bei 11 013 Punkten vom vergangenen Freitag. Am Nachmittag behauptete der Dax ein Plus von 0,45 Prozent auf 10 944,71 Punkte. Bereits am Dienstag hatte ein mögliches Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone ("Grexit") seinen Schrecken weitgehend verloren und der Index seine Verluste bis zum Handelsschluss großteils aufgeholt.
MDAX UND TECDAX BEREITS AUF NEUEN HOCHS
Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Unternehmen erreichte bei 19 496 Punkten bereits ein neues Hoch und gewann zuletzt noch 1,11 Prozent auf 19 470,79 Punkte. Für den TecDax (TecDAX) ging es um 0,79 Prozent auf 1533,70 Punkte nach oben, womit der Technologiewerte-Index wieder sein Niveau vom Sommer 2001 erreichte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (DJ Euro Stoxx 50) gewann 0,66 Prozent auf 3460,99 Punkte und zeigte sich damit so stark wie zuletzt Mitte 2008.
Auch dass Athen seine Geldgeber weiter hinhält, schadete der guten Stimmung nicht. Der angekündigte Antrag auf eine Verlängerung von Hilfen für das Krisenland soll nach Informationen der kleinen Oppositionspartei "To Potami" nun erst am Donnerstag abgeschickt werden. Offen bleibt weiter, ob Griechenland die bisher vereinbarten Auflagen der internationalen Geldgeber akzeptiert. Ohne ein Einlenken in dieser Frage sind die Europartner nicht zu Zugeständnissen an Athen bereit. Schwache US-Konjunkturdaten hatten keinen Einfluss auf die Märkte.
BANKEN STARK - ZAHLEN HELFEN NORMA
Insbesondere die Bankentitel profitierten Händlern zufolge europaweit von der Hoffnung auf eine Lösung der griechischen Schuldenkrise: Für Commerzbank (XETRA:CBKG) und Deutsche Bank (XETRA:DBKGn) ging es um 1,81 beziehungsweise 1,44 Prozent nach oben, womit die Aktien vordere Plätze im Dax besetzten.
Im MDax trieb die Zahlenvorlage die Papiere der Norma Group (XETRA:NOEJ) um 1,53 Prozent nach oben. Der Autozulieferer berichtete für 2014 dank eines starken Wachstums in den USA und Übernahmen Rekordwerte für Umsatz und operativen Gewinn. Eine letztlich positiv aufgenommene Kapitalerhöhung bescherte dem Konkurrenten SHW (XETRA:SW1) Kursgewinne von 3,33 Prozent, und einen der vorderen Plätze im SDax (SDAX) der geringer kapitalisierten Unternehmen.
CROPENERGIES BELASTET SÜDZUCKER - KURSSPRUNG BEI RIB SOFTWARE
Dagegen ließen Probleme bei der Tochter Cropenergies (XETRA:CE2G) die Aktien von Südzucker (XETRA:SZUG) um 1,58 Prozent sinken. Der andauernde Preisverfall von Bioethanol dürfte Cropenergies eigenen Angaben zufolge 2015 noch tiefer in die roten Zahlen drücken als gedacht. Daher zieht das Unternehmen die Reißleine und schließt vorübergehend die Produktionsanlage der britischen Tochter Ensus. Cropenergies-Aktien sackten um 9,43 Prozent ab.
Bei den Technologiewerten stachen Rib Software (XETRA:RSTAG) mit einem Kurssprung von 6,19 Prozent positiv heraus. Der Softwarehersteller beendete das vergangene Jahr mit einem Wachstumsschub, der den Umsatz um fast ein Viertel nach oben trieb. Mit 14,30 Euro erklommen die Aktien zwischenzeitlich gar ein Rekordhoch.