FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben sich nach der jüngsten Rally am Montag in Zurückhaltung geübt. Selbst das gute Ifo-Geschäftsklima am Morgen gab keine nachhaltigen Impulse. Entgegen den pessimistischeren Erwartungen trübte sich der wichtige deutsche Stimmungsindikatior im Oktober nur leicht ein - trotz VW-Skandal und Schwellenländer-Schwäche.
Gegen Mittag stand der Dax (DAX) 0,14 Prozent höher bei 10 809,74 Punkten. Vergangene Woche hatte der Dax dank positiver Signale von der Geldpolitik mit einem Plus von fast 7 Prozent so stark wie seit Februar 2011 nicht mehr zugelegt.
Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte gewann zuletzt 0,06 Prozent auf 20 931,03 Punkte, wogegen es für den Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) um 0,68 Prozent auf 1808,13 Punkte bergab ging. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) sank um 0,37 Prozent auf 3413,28 Punkte.
Nachdem am Donnerstag die Europäische Zentralbank (EZB) eine Ausweitung ihrer Anleihekäufe in Aussicht gestellt hatte, hatte die chinesische Notenbank tags darauf ihre Geldpolitik gelockert. Entscheidend für weiter steigende Kurse dürften nun die Signale aus der Berichtssaison sein sowie die US-Leitzinsentscheidung zur Wochenmitte.
'WIRTSCHAFTSSORGEN MACHEN ANLEGER VORSICHTIG'
Die geldpolitischen Aussagen aus der Eurozone und China hätten zuletzt für eine kräftige Nachfrage nach risikobehafteten Anlagen gesorgt, sagte Analyst Dirk Gojny von der National-Bank. "Allerdings sollte man auch die Kehrseite der Maßnahmen nicht unbeachtet lassen: Man muss sich erhebliche Sorgen über das Wirtschaftswachstum machen." Daher dürften die Anleger "in den nächsten Tagen" eher vorsichtig agieren.
Die US-Notenbank Fed, die am Mittwoch die letzte Gelegenheit zur Vorbereitung einer Leitzinserhöhung noch in diesem Jahr habe, werde sich deshalb wohl schwer mit einer solchen Entscheidung tun, erklärte Gojny weiter. Zudem dürften die Anleger die anlaufenden Beratungen der chinesischen Führung über den kommenden Fünfjahresplan im Auge behalten. Zu rechnen sei mit sinkenden Wachstumserwartungen und weiteren Strukturreformen. "In diesem Umfeld dürften die Marktteilnehmer eher auf Abwarten schalten", resümierte der Experte.
BERICHT GIBT RWE AUFTRIEB - BERICHT BELASTET DEUTSCHE BANK
Am deutschen Aktienmarkt blieb die Nachrichtenlage zu Wochenbeginn noch übersichtlich: Die RWE-Aktien (XETRA:RWEG), die in der Vorwoche dem starken Markt hinterher gehinkt waren, setzten sich mit plus 2,28 Prozent an die Dax-Spitze. Hier stützte die Entscheidung, dass Energiekonzerne mit zusammen 1,6 Milliarden Euro dafür entschädigt werden, Braunkohle-Kraftwerke vom Netz zu nehmen und künftig als Notfallreserve vorzuhalten. Bisher sei nicht damit gerechnet worden, dass RWE dafür eine Kompensation erhalte, sagte ein Händler. Entsprechend positiv wirke die Nachricht.
Dagegen verloren die zuletzt gut gelaufenen Titel der Deutschen Bank (XETRA:DBKGn) 2,05 Prozent. Als neuerlichen Stimmungsdämpfer werteten Börsianer einen Bericht in der "Financial Times". Demnach werden die Ermittlungen wegen Russland-Geschäften immer bedrohlicher. Die US-Behörden hätten ihre Untersuchungen ausgeweitet und gingen nun auch dem Verdacht auf Verstöße gegen die aktuellen politischen Sanktionen nach, hieß es.
ZAHLEN TREIBEN MTU AN - DIALOG SACKEN AB
Im MDax profitierten die Papiere des Triebwerksbauers MTU (XETRA:MTX) von guten Geschäftsresultaten und gewannen 1,53 Prozent. Das Unternehmen sieht sich nach einem starken dritten Quartal weiter im Steigflug und bestätigte seine Jahresziele. Mehrere Analysten lobten die Zahlen und bestätigten ihre Kaufempfehlungen. Schon in der vergangenen Woche war die Aktie besser als der Markt gelaufen.
Dagegen blieb der Halbleiterhersteller Dialog Semiconductor (DE:DLGS) (ETR:DLG) aus dem TecDax umsatzseitig hinter den Analystenerwartungen zurück, was die Aktie deutlich unter Druck setzte: Zuletzt stand ein Kursrutsch von 14,01 Prozent zu Buche.