FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax (DAX) hat am Donnerstag seine Gewinne nicht halten können und letztlich moderat nachgegeben. Damit erging es ihm noch schlimmer als am Mittwoch, als ihn die negative Entwicklung an der Wall Street und insbesondere an der Technologiebörse Nasdaq sein komplettes Tagesplus gekostet hatte. Schuld war diesmal aber der deutlich erstarkende Euro (EU0009652759), der tendenziell die Produkte hiesiger Unternehmen für Käufer außerhalb des Währungsraums verteuert.
Zum Handelsschluss stand der deutsche Leitindex 0,29 Prozent tiefer bei 13 023,98 Punkten. Für den abgelaufenen Monat verbuchte er damit einen Kursverlust von gut anderthalb Prozent. In der ersten Novemberwoche war der Dax noch bis auf eine historische Bestmarke von 13 525 Punkten geklettert.
Der vortags vom Nasdaq-Kursrutsch gebeutelte Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) verlor weitere 0,10 Prozent auf 2515,81 Punkte. Besser hielt sich der MDax (MDAX) der mittelgroßen deutschen Unternehmen, der um 0,41 Prozent auf 27 026,85 Punkte zulegte.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) verabschiedete sich 0,56 Prozent schwächer bei 3569,93 Punkten aus dem Handel. Die nationalen Leitindizes in Paris und London erlitten ebenfalls Verluste. Derweil setzte der US-Leitindex Dow Jones Industrial (Dow Jones Industrial Average) seinen Rekordlauf fort und notierte zum europäischen Börsenschluss ein dreiviertel Prozent in der Gewinnzone. Auch an der Nasdaq ging es wieder bergauf.
Am deutschen Aktienmarkt stach der Chipproduzent Dialog Semiconductor (4:DLGS) mit einem Kurssturz von 17,90 Prozent auf 30,465 Euro heraus. Damit waren die Aktien abgeschlagenes Schlusslicht im TecDax und so billig zu haben wie seit September 2016 nicht mehr. Sie litten unter einem Bericht der japanischen Wirtschaftszeitung "Nikkei", dem zufolge der Technologiekonzern Apple (2:AAPL) bereits ab Anfang 2018 Chips für das iPhone in Eigenregie herstellen will.
Auf Nachfrage der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX sagte ein Sprecher von Dialog Semiconductor, die Geschäftsbeziehungen entsprächen "dem normalen Geschäftsverlauf".Schon im April hatte Dialog heftig unter einem skeptischen Analystenkommentar über ein möglicherweise schrumpfendes Geschäft mit dem iPhone-Hersteller gelitten.
Größter Verlierer im Dax war Munich Re (4:MUVGn) mit einem Kursrückgang von 2,73 Prozent. Der seit Jahren unter schrumpfenden Gewinnen leidende Rückversicherer schließt eine schnelle Rückkehr zu goldenen Zeiten aus. 2015 und davor habe der Konzern Gewinne in der Größenordnung von drei Milliarden Euro plus erzielt, sagte Vorstandschef Joachim Wenning. Nun stellen sich die Münchener für 2018 auf ein Niveau von zwei Milliarden plus ein.
Derweil setzten die Vorzugsaktien von Volkswagen (4:VOWG_p) mit plus 0,79 Prozent ihren guten Lauf fort. Der Autobauer strebt im Jahr 2020 für die Kernmarke VW (DE:VOWG) eine Rendite von 4 bis 5 Prozent an. Zuvor hatten die Wolfsburger eine Rendite von mindestens 4 Prozent in Aussicht gestellt.
Osram-Titel (104:OSRn) gehörten mit einem Kursgewinn von 2,70 Prozent zu den Favoriten im Index der mittelgroßen Unternehmen. Der Lichtspezialist schlug zum 111-jährigen Markenjubiläum für das Geschäftsjahr eine "Jubiläumsdividende" von 111 Cent je Aktie vor. Eine Hochstufung auf "Outperform" durch die Bank Exane BNP Paribas verhalf den Aktien des Medienunternehmens RTL (14:AUDKt) zu einem Plus von 2,18 Prozent.
Zu den Gewinnern im TecDax gehörte Morphosys (4:MORG) mit einem Kursanstieg von 2,99 Prozent. Das Biotech-Unternehmen schloss eine Vereinbarung zur Vermarktung eines Antikörpers in China, Hongkong und Taiwan und setzte sich für das laufende Jahr höhere Finanzziele.
Im SDax (SDAX) der geringer kapitalisierten Unternehmen verloren die Anteilsscheine von Rocket Internet (4:RKET) nach Geschäftszahlen als Schlusslicht 3,12 Prozent. Die Berliner Start-up-Fabrik grenzte die Verluste in den ersten neun Monaten 2017 zwar deutlich ein, verlor aber immer noch Geld. Zudem verschob das Unternehmen für drei Beteiligungen den Zeitpunkt für das Erreichen der Gewinnschwelle.
Aktien des SDax-Neulings Delivery Hero (4:DHER) stiegen um 2,38 Prozent. Die US-Bank JPMorgan (NYSE:JPM) hatte die Bewertung der Online-Bestellplattform für Essen mit "Overweight" aufgenommen.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 0,20 Prozent am Vortag auf 0,21 Prozent. Der Rentenindex Rex gab um 0,07 Prozent auf 141,23 Punkte leicht nach. Der Bund-Future gewann 0,12 Prozent auf 162,81 Punkte. Der Euro stieg auf 1,1891 US-Dollar. Zuvor hatte die Europäische Zentralbank (EZB) den Referenzkurs auf 1,1849 (Mittwoch: 1,1827) Dollar festgesetzt.