FRANKFURT (dpa-AFX) - Enttäuschte Hoffnungen auf ein sinkendes Überangebot an Rohöl haben am Dienstag am deutschen Aktienmarkt für einen neuerlichen Stimmungsdämpfer gesorgt. Der Dax (DAX) verlor bis Dienstagnachmittag 0,76 Prozent auf 9136,51 Punkte. Seit Freitag hatte er eine starke Gegenreaktion auf den verpatzten Jahresauftakt gezeigt und sich in der Spitze um 6,55 Prozent erholt. Nun gerieten die zuletzt deutlich stabilisierten Ölpreise wieder deutlich ins Trudeln und belasteten damit wie bereits in den ersten Wochen des Jahres den Aktienmarkt.
Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte gab um 0,23 Prozent auf 18 473,71 Punkte nach. Der TecDax (TecDAX) der Technologiewerte-Index rutschte um 1,04 Prozent auf 1545,87 Punkte ab. Auch für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) ging es wieder etwas abwärts.
HOFFNUNG AUF KÜRZUNG DER ÖL-FÖRDERUNG ERFÜLLT SICH NICHT
Die Anleger hatten darauf gesetzt, dass sich die Ölförderländer mit einer Kürzung der Förderung gegen das bestehende Überangebot an schwarzem Gold stemmen. Statt dessen verständigten sich Saudi-Arabien und Russland darauf, ihre Ölproduktion auf dem hohen Januar-Niveau einzufrieren. Die Ölpreise gaben daraufhin deutlich nach. Dass sich dies im DAX bemerkbar mache, sei keine große Überraschung, sagte Analyst Jens Klatt vom Analysedienst DailyFX. Vielen Rohstoff-Unternehmen stehe das Wasser bis zum Hals - und gerade in dieser Branche hätten sich Banken in den vergangenen Jahren verstärkt beteiligt. Zudem gilt der Ölpreis als Konjunkturindikator.
Kein Wunder also, dass sich die vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) ermittelten Konjunkturerwartungen von Finanzexperten im Februar merklich eingetrübt haben. Auch die Bewertung der aktuellen Lage verschlechterte sich.
HEIDELCEMENT NACH BILANZVORLAGE UNTER DRUCK
Nach aktuellen Geschäftszahlen stark gestartete Aktien von HeidelbergCement (XETRA:HEIG) verloren zuletzt 2,5 Prozent. Analysten äußerten sich unzufrieden mit der Geschäftsentwicklung in den Schwellenländern. Die Erwartungen am Markt waren hoch, wie ein Kurssprung vom Vortag zeigte.
Auch die zuletzt gefragten Versorgerpapiere gerieten unter Druck. Die Aktien von (ETR:EOAN) gaben um 2,71 Prozent nach und jene von RWE (XETRA:RWEG) sanken um 0,5 Prozent. Händler verwiesen auf einen Medienbericht über eine hohe Deckungslücke bei den Kosten zum Atomausstieg. Dies sei zwar nicht neu, erinnere aber an die enorme Unsicherheit für die Branche.
Auf den vorderen Plätzen im deutschen Leitindex lagen dagegen vor allem als defensiv geltende Werte. Die Aktien des Kosumgüterherstellers Beiersdorf gewannen gut 0,5 Prozent.
OSRAM-ANLEGER FEIERN MÖGLICHEN RICHTUNGSWECHSEL
Osram-Aktien (ETR:OSR) schossen im MDax um 7 Prozent nach oben. Der Großaktionär Siemens (DE:SIEGn) hat Vorstandschef Olaf Berlien auf der Hauptversammlung das Vertrauen entzogen. "Die Aktien sind in Reaktion auf die neue Strategie von Berlien um rund 30 Prozent abgerutscht - nun kommt neue Hoffnung auf eine Erholung auf", sagte ein Händler. "Mit Berlien könnte auch die neue Strategie gehen." Berlien hatte im November überraschend angekündigt, in Malaysia für eine Milliarde Euro eine LED-Fabrik zu bauen, die Leuchtdioden für den Massenmarkt herstellt.
Die Aktien von MTU (XETRA:MTX) fielen um knapp 6,5 Prozent an das MDax-Ende. Der Triebwerkshersteller enttäuschte die Markterwartungen mit seinem Ausblick.