FRANKFURT (dpa-AFX) - Der steigende Eurokurs hat am Dienstag den Erholungsversuch am deutschen Aktienmarkt abgewürgt. Die Anleger scheuten wieder das Risiko und zogen sich an die Seitenlinie zurück. Der Dax (DAX), der zunächst positiv auf das starke Wirtschaftswachstum in Deutschland reagiert und im frühen Handel zugelegt hatte, pendelte zur Mittagszeit um seinen Vortagesschluss. Zuletzt legt er um 0,04 Prozent auf 13 080,04 Punkte zu. Eine starke Gemeinschaftswährung kann Exporte außerhalb der Euroregion erschweren.
Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte stieg um 0,74 Prozent auf 26 477,21 Punkte. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) gewann 1,13 Prozent auf 2498,07 Punkte. Der europäische Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) sank um 0,16 Prozent.
Dass die größte Volkswirtschaft der Eurozone weiter "unter Volldampf steht", wie es der BayernLB-Expert Stefan Kipar mit Blick auf die positive Überraschung beim deutschen Bruttoinlandsprodukt formulierte, hatte den Euro über 1,17 US-Dollar getrieben. Zuletzt wurde er zu 1,1720 Dollar gehandelt. "Eine Rally im Euro ist das Letzte, was der Dax nach der Schwäche der vergangenen Tage gebrauchen kann", sagte Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets.
Mittlerweile fünf Handelstage mit Verlusten von in der Spitze 560 Punkten hat der Leitindex inzwischen hinter sich. Die Experten, die vor wachsenden Risiken warnen sind mehr geworden, zumal die psychologisch wichtige 13 000-Punkte-Marke inzwischen mehrfach getestet wurde.
Unter den Einzelwerten standen im Dax mit Henkel (4:HNKG_p), Infineon (4:IFXGn) und RWE (4:RWEG) noch drei Nachzügler aus der Berichtssaison im Fokus. In den Nebenwerte-Indizes häufen sich hingegen nun die Unternehmen, die ihre Geschäftszahlen vorlegen. Während die Infineon-Papiere die Dax-Spitze einnahmen mit plus 4,61 Prozent, fanden sich die Vorzugsaktien von Henkel am Index-Ende mit einem Abschlag von 3,68 Prozent wieder. Der Chiphersteller aus München hatte zwar über ein durchwachsenes viertes Geschäftsquartal berichtet, doch der Ausblick auf das angelaufene Geschäftsjahr 2017/18 kam am Markt gut an.
Die Papiere des Konsumgüter- und Industrieklebstoffe-Herstellers hingegen litten Händlern zufolge vor allem darunter, dass die Kosmetik- und Haushaltsgütersparten von Henkel ein weiteres Quartal die Erwartungen verfehlten.
Die RWE-Papiere (4:RWEG) gaben zuletzt um 1,10 Prozent nach. Der Energiekonzern hält nach den ersten neun Monaten weiter Kurs in Richtung des geplanten Milliardengewinns für 2017. Risiken bestünden aber weiter mit Blick auf die deutschen schadstoffintensiven Braunkohlekraftwerke, warnte etwa Commerzbank-Analystin Analystin Tanja Markloff.
Im TecDax büßten die Anteile des Windkraftanlagenherstellers Nordex (4:NDXG) 4,06 Prozent ein. Das Unternehmen hatte laut einem Händler nach "desaströsen" Zahlen, etwa zum Auftragseingang, seine Umsatzprognose gekappt. Mit einem Kursverlust von inzwischen insgesamt rund 63 Prozent seit Jahresbeginn sind die Nordex-Aktien die bisher am schlechtesten gelaufenen Papiere innerhalb der Dax-Familie (Dax, MDax, TecDax und SDax (SDAX)).
Für United Internet (4:UTDI) ging es dagegen nach Zahlen im TecDax um 2,38 Prozent hoch und für die von dem Internetkonzern übernommene Drillisch (4:DRIG) um 3,39 Prozent. Im MDax sorgen weder die Zahlen des als Dax-Anwärters geltenden Immobilienkonzerns Deutsche Wohnen (0:DWNId) für größere Sprünge, noch die des Stahlkonzerns Salzgitter (4:SZGG) oder die der Aareal Bank (4:ARLG).
Dagegen konnte Bilfinger (4:GBFG) überzeugen. Zwar drückten Kosten für den Konzernumbau den kriselnden Industriedienstleister im dritten Quartal in die Verlustzone, doch im eigentlichen Geschäft lief es besser. Die Papiere nahmen mit plus 5,28 Prozent den Spitzenplatz im SDax ein.