FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach der lang erwarteten Zinswende in den USA ist der deutsche Aktienmarkt am Donnerstag durchgestartet. Wie schon zuvor an der Wall Street und in Asien reagierten die Anleger hierzulande erleichtert auf die moderate Zinsanhebung der US-Notenbank Fed. Selbst der überraschend schwächere ifo-Geschäftsklimaindex konnte die gute Laune nicht trüben. Der Dax (DAX) stand am Mittag mit 2,90 Prozent im Plus bei 10 773,38 Punkten.
Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Aktienwerte rückte um 1,72 Prozent auf 21 019, 53 Zähler vor. Für den Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) ging es um 1,69 Prozent auf 1822,91 Punkte aufwärts. Der Leitindex der Eurozone, der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50), zog um 2,72 Prozent auf 3334,95 Punkte an.
FED HEBT LEITZINS - IFO-INDEX ENTTÄUSCHT
Das billige Geld der Notenbanken treibt seit Jahren die Aktienmärkte. Die US-Notenbank Fed hat nun aber wie erwartet die Zinswende eingeleitet. Erstmals seit der Finanzkrise wird der Leitzins um 0,25 Prozentpunkte von der Nulllinie angehoben und liegt künftig innerhalb einer Spanne zwischen 0,25 und 0,50 Prozent.
Für Beruhigung an den Märkten sorgte die Ankündigung von Fed-Präsidentin Janet Yellen, dass weitere Zinserhöhungen "voraussichtlich graduell" erfolgen werden. "Der mit Spannung erwartete US-Zinsentscheid fällt nach dem Geschmack der Investoren aus", kommentierte Marktexperte Gregor Kuhn vom Broker IG.
Das am Morgen veröffentlichte Ifo-Geschäftsklima enttäuschte dagegen. "Nach den freundlichen ZEW- und sentix-Umfragen und dem stabilen Einkaufsmanagerindex kommt der leichte Rückgang des ifo-Index überraschend", schrieben die Experten der Helaba in einem ersten Kommentar. "Das Wachstumsszenario bleibt aber intakt. Anzeichen dafür, dass die konjunkturelle Dynamik zunimmt, gibt es hingegen nicht."
VERSORGER UND AUTOWERTE FÜHREN DAX AN
Im Dax-Tableau standen am Mittag die Versorger an der Spitze. Eon (ETR:EOAN) und RWE (XETRA:RWEG) verbuchten Kursgewinne von jeweils über 4 Prozent. Beide Titel sind seit Wochenbeginn im Aufwind.
Zudem zeigten sich Auto- und Zuliefererwerte mit Gewinnen von dreieinhalb bis knapp 4 Prozent stark. Sie profitierten vom gesunkenen Euro-Kurs, der den Export erleichtert. Der Euro (FX1:EURUS) war nach der Zinsanhebung in den USA unter Druck geraten und kostete zuletzt 1,0851 US-Dollar.
Ebenfalls stützte die Autowerte eine positive Branchenstudie der US-Investmentbank Goldman Sachs. Goldman-Experte Stefan Burgstaller gab auch eine frische Kaufempfehlung für die Papiere von Hella (XETRA:HLE) ab. Die im MDax (MDAX) notierten Titel des Autozulieferers verteuerten sich um knapp 3 Prozent.
OSRAM GEGEN DEN TREND SCHWACH
Osram-Aktien (XETRA:OSRn) nahmen hingegen nicht an der kräftigen Markterholung teil und verloren knapp 1 Prozent. Das "Manager Magazin" spekulierte, Siemens (DE:SIEGn) könnte nach dem Strategieschwenk bei dem Lichtkonzern sein verbliebenes Aktienpaket an der ehemaligen Sparte abstoßen.
Aktien von Wacker Chemie (XETRA:WCHG) rückten im MDax nach einer positiven Studie der US-Investmentbank Morgan Stanley (N:MS) mit rund 4 Prozent Kursplus auf den Spitzenplatz. Metro-Papiere kletterten um mehr als 3 Prozent, nachdem die britische Großbank HSBC (FSE:HBC1) (ISE:HSBA) die Aktie des Handelskonzerns auf ihre Empfehlungsliste "Europe Super Ten" gesetzt hatte.