(neu: Schlusskurse)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aktien deutscher Technologie-Unternehmen sind am Montag der Talfahrt ihrer US-Branchenkollegen gefolgt. US-Techwerte hatten bereits vor dem Wochenende stark verloren. Dies setzte den deutschen TecDax (TecDAX) gleich zum Handelsauftakt der neuen Woche unter Druck. Am Nachmittag ging es weiter abwärts, weil in New York Technologie-Aktien abermals schwach in den Handel gestartet waren. Zunehmend setze sich die Ansicht durch, dass die Bewertungen der Technologie-Papiere zu hoch seien, hieß es am Markt.
Der TecDax beendete den Handel mit einem Minus von 5,81 Prozent auf 1500,14 Punkte. Dies ist der tiefste Schlusskurs seit Februar 2015. Die Papiere von GFT Technologies (XETRA:GFTG) wurden besonders abgestraft. Sie büßten mehr als 15 Prozent ein, gefolgt vom Karrierenetzwerk Xing (ETR:O1BC) und dem Solartechnik-Unternehmen SMA (ETR:SMA), deren Aktien um knapp 14 beziehungsweise etwas mehr als 11 Prozent einbüßten.
Im Dax (DAX) sackten zudem die Aktien des Halbleiterherstellers Infineon (XETRA:IFXGn) um mehr als 5 Prozent ab, die Papiere von SAP (XETRA:SAPG) gaben um fast 3 Prozent nach.
Kaum besser sah die Tendenz für Technologiewerte europaweit aus: Der Sub-Index (DJX:SX8P) zählte mit einem Minus von mehr als 4 Prozent zu den schlechtesten Branchen. Besonders schwach zeigten sich hier der österreichische Halbleiterhersteller AMS mit fast 9 Prozent Minus.
NASDAQ INTERNET (QNET) MIT GRÖSSTEM VERLUST SEIT 2011
An der technologielastigen Nasdaq-Börse hatten am Freitag Aktien mit den höchsten Kurs/Gewinn-Verhältnissen besonders starke Verluste erlitten. Der Nasdaq Internet Index (NASDAQ Internet), in dem auf das Internet bezogene US-Aktien notiert sind, verbuchte sogar mit einem Minus von mehr als 5 Prozent den heftigsten Verlust seit 2011. Auch an diesem Montag setzt sich bei US-Techwerten der Ausverkauf fort.
"Ähnlich wie in den USA, waren die deutschen Technologiewerte in den letzten stürmischen Börsenzeiten eine Art sicherer Hafen", sagte Händler Andreas Lipkow von Kliegel & Hafner. Durch die erfreulichen starken Trends im Bereich des Cloud Computing und den voranschreitenden Konsolidierungstendenzen im Chipsektor seien es vor allem die Aktien von SAP und Infineon gewesen, die sich immer wieder von den Abwärtsbewegungen des Gesamtmarktes hätten abkoppeln können. Allein im vergangenen Jahr waren die Infineon-Aktien um mehr als 50 Prozent gestiegen und die von SAP rund 25 Prozent.
'VORSCHUSSLORBEEREN SIND WEG'
"Diese Vorschusslorbeeren sind inzwischen weg, und nun schlagen die hohen Betawerte dieser Aktien durch", so Lipkow. Der Beta-Faktor misst das Ausmaß der relativen Schwankungsbreite einer Aktie im Vergleich etwa zum Index. Ein hoher Beta-Wert bedeutet dann, dass die Aktie deutlich stärker als der Markt schwankt. Zu den Aktien mit hohen Betawerten gehören für gewöhnlich Technologie-, Finanz- und Autowerte.
"In den USA hat die überfällige Korrektur der Kurse bei Facebook (NASDAQ:FB), Amazon.com (NASDAQ:AMZN) (XETRA:AMZn), Netflix (NASDAQ:NFLX) und Co. Fahrt aufgenommen", kommentierte Daniel Saurenz von Feingold Research. Nun werde zunehmend realisiert, dass die Margen auf höchstem Niveau seien und die Bewertungen der Unternehmen sinken müssten. "Das zieht deutsche Tech-Titel mit herunter", fasste Saurenz zusammen. Im vergangenen Jahr konnten sich Anleger von Amazon über einen Kurssprung der Aktie von fast 120 Prozent freuen, die von Netflix sogar über einen Zuwachs von rund 140 Prozent.