FRANKFURT (dpa-AFX) - Stahlwerte haben am Montag von der Hoffnung auf sinkende Überkapazitäten in der Branche profitiert. Diese lasten neben Billigexporten aus China seit geraumer Zeit auf dem europäischen Stahlmarkt. Nun aber bestätigten Thyssenkrupp (XETRA:TKAG) und der indische Mischkonzern Tata die seit Wochen kursierenden Gerüchte über Gespräche. So solle laut Tata ergründet werden, ob ein Gemeinschaftsunternehmen für das Stahlgeschäft in Europa eine sinnvolle Möglichkeit sei.
Die Thyssenkrupp-Aktien (XETRA:TKAG) setzten daraufhin ihre Erholung vom Freitag an der Dax-Spitze (DAX) mit einem Plus von 5,22 Prozent auf 19,04 Euro fort. Die Anteilsscheine des Rivalen ArcelorMittal (ASX:MT) (XETRA:ISPA) verteuerten sich um mehr als 4 Prozent und Salzgitter-Anteile (XETRA:SZGG) stiegen um mehr als 2 Prozent.
Spekulationen über eine mögliche Konsolidierung der Stahlbranche hatte den Papieren bereits in den vergangenen Wochen zwischenzeitlich Rückenwind verliehen. Infolge der Brexit-Wahl der Briten kamen den Investoren aber Zweifel. So hatte etwa Analyst Rochus Brauneiser vom Investmenthaus Kepler Cheuvreux infolge des 'Ja' der Briten zum Ausstieg aus der Europäischen Union Risiken für den möglichen Zusammenschluss der europäischen Stahlaktivitäten von Thyssenkrupp (XETRA:TKAG) mit Tata Steel Europe gesehen.
Analyst Bastian Synagowitz von der Deutschen Bank (DE:DBKGn) wertete die Gespräche nun aber als Schritt in die richtige Richtung. Er verwies darauf, dass laut Tata auch eine Einbringung des britischen Geschäfts denkbar sei. Zuletzt hatte es in Medienberichten noch geheißen, dass der Kern des Verbunds das Thyssenkrupp-Stahlwerk in Duisburg und die Tata-Anlage im niederländischen Ijmuiden seien dürften.
Das Sparpotenzial eines solches Deals könnte laut Synagowitz im Falle einer Einbringung der britischen Tata-Aktivitäten sogar übertroffen werden, wenngleich das Risiko für Thyssenkrupp dadurch deutlich steigen könnte. So seien die Betriebskosten von Tata in Großbritannien recht hoch. Unklar sei zudem, ob Tata und der Dax-Konzern nicht zumindest eine Stilllegung eines Teils der britischen Anlagen anstreben würden.