FRANKFURT (dpa-AFX) - Der starke Ölpreisanstieg hat am Montag für Bewegung an Europas Börsen gesorgt. Der Öl- und Gassektor (STOXX Europe 600 Oil & Gas) stieg auf den höchsten Stand seit Ende Juli und lag am Vormittag mit einem Gewinn von 2,5 Prozent auf dem Sektortableau klar vorn. Damit profitierten die Branchentitel vom Angriff auf eine saudi-arabische Ölraffinerie am Wochenende.
Nach dem Drohnenangriff auf die größte Erdölraffinerie des Landes stiegen die Ölpreise kräftig. In den ersten Handelsminuten schnellten die Rohölpreise zunächst teilweise um bis zu gut 19 Prozent nach oben. Am Vormittag kosteten die beiden wichtigsten Ölsorten der Welt, Brent und WTI, dann jeweils rund acht Prozent mehr als am Freitag. Am Markt war die Rede von erhöhten Risikoaufschlägen.
Im Stoxx Europe 50 Index lagen mit BP (3:BP), Royal Dutch Shell (7:RDSa), Eni (6:ENI) und Total (9:TOTF) vier Energietitel auf den ersten vier Plätzen. Die Gewinne reichten von 2,4 bis zu 3,7 Prozent. Gesucht waren auch die Papiere der Ausrüster der Öl- und Gasbranche. So verteuerten sich beispielsweise Aktien der französischen Technipfmc (95:TNHPF) um 3,6 Prozent und die der italienischen Saipem (6:SPMI) um 2 Prozent.
Nach Aussage von Analyst Jim Reid von der Deutschen Bank (DE:DBKGn) war der Anstieg des Terminkontrakts auf die Ölsorte Brent unmittelbar nach den Agriffen auf die Raffinerie der stärkste seit der Auflage des Futures im Jahr 1988. Der Angriff selbst sei die größte Störung der Ölproduktion überhaupt und stelle sogar noch die Unterbrechung der Förderung in Kuwait und dem Irak in den Schatten nach dem Einmarsch irakischer Truppen in Kuwait im August 1990.
Die geopolitischen Spannungen, die mit den Angriffen einhergehen könnten, seien nicht zu unterschätzen, warnte Reid. Vor allem dann, wenn die USA dem Iran die Schuld für die Angriffe geben sollten. Dies dürfte sich in steigenden Kursen von US-Staatsanleihen widerspiegeln, wenn sich Anleger in sichere Papiere flüchteten. Am Samstag hatte US-Außenminister Mike Pompeo den Iran für die Angriffe verantwortlich gemacht, obwohl sich zuvor die Huthi-Rebellen im benachbarten Jemen ausdrücklich dazu bekannt hatten. Teheran bestritt jegliche Beteiligung.
Analyst Neil Wilson vom Broker Markets.com sprach von einer starken Zunahme der Risiken für das Ölangebot. Im weltweiten Ölhandel dürfte nun die Sorge umgehen, dass die Produktion des größten Exporteurs der Welt "schnell und einfach ausgeschaltet werden kann". Das aber widerspreche diametral der bislang herrschenden Ansicht, dass Saudi-Arabien der stets verlässliche Versorger sei, der die Produktion jederzeit nach Belieben hochfahren könne.
Zuletzt hatten sich die Kurse der europäischen Öl- und Gasproduzenten stabilisiert, nachdem sie im August unter Druck geraten waren. Belastet vom fallenden Ölpreis, war der Stoxx 600 Ölsektor Mitte August auf den tiefsten Stand seit rund zwei Jahren gefallen. Seitdem hatte sich der Sektor mit einem wieder steigenden Ölpreis erholt.