FRANKFURT (dpa-AFX) - Es ist Showtime am deutschen Aktienmarkt: Der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 (XETRA:PSMGn) und das Medienunternehmen Axel Springer (XETRA:SPRGn) prüfen nach Informationen aus Kreisen einen Zusammenschluss. Da bei dem Deal das an der Börse schwerer gewichtete Unternehmen ProSiebenSat.1 die Regie übernehmen könnte, klatschten am Dienstag vor allem Axel-Springer-Aktionäre Beifall: Die Aktien zogen an der Spitze des wenig veränderten MDax (MDAX) um 5,23 Prozent auf 49,765 Euro an.
Deutlich weniger euphorisch zeigten sich die Anteilseigner von ProSiebenSat.1, wie das Plus von lediglich 0,83 Prozent auf 44,80 Euro zeigte. Dies liegt auch daran, dass noch viele Fragen offen sind: So sind weder die Details eines möglichen Zusammenschlusses noch wichtige kartellrechtliche Fragen geklärt. Schon einmal war eine Fusion gescheitert.
KOSTENERSPARNISSE MÖGLICH
Momentan überwiegt noch der Optimismus der Anleger. Denn beide Unternehmen erwirtschafteten in ihren traditionellen Geschäftsfeldern TV und Print recht starke Margen, sagte ein Händler. Bei einer Fusion könnten sich einige Kostenersparnisse ergeben - zum Beispiel dann, wenn der Vertrieb zusammengelegt wird.
Seiner Meinung nach bräuchte indes Axel Springer einen Zusammenschluss eher als ProSiebenSat1. Denn bei dem letztgenannten Unternehmen legten die Umsätze aus dem TV-Geschäft weiter zu, während der Trend bei den nicht-digitalen Aktivitäten von Axel Springer nach unten zeige. ProSiebenSat.1 kommt auch deshalb bei einem möglichen Zusammenschluss eher eine Rolle als Seniorpartner zu, weil der Münchener TV-Konzern dank des rasanten Kursanstiegs der vergangenen Jahre deutlich mehr wert ist als Axel Springer.
Aus Sicht des Analysten Christoph Bast von der Frankfurter Investmentbank Equinet wäre ein Zusammenschluss zweifelsohne sinnvoll. Er sieht Potenzial für den gegenseitigen Verkauf sich ergänzender Produkte und Dienstleistungen.
'NATIONALER CHAMPION' KÖNNTE GOOGLE DIE STIRN BIETEN
Doch genau diese sogenannten Querverkäufe könnten sich als Stolperstein erweisen, führte Bast aus. Er wies darauf hin, dass Springer bereits 2006 eine Übernahme von ProSiebenSat.1 geplant hatte. Der Deal war aber vom Bundeskartellamt untersagt worden, da ein Zusammenschluss zu einer zu großen Marktmacht geführt hätte. Diese könnte sich nun sogar erhöhen, da die Inhalte der Zeitung "Bild" inzwischen zunehmend auch über Videos verbreitet werden. Deshalb ist für ihn eine Fusion der beiden Unternehmen eher unwahrscheinlich.
Die Kartellwächter könnten die Lage nun allerdings durchaus anders einschätzen als vor neun Jahren - und zwar angesichts des Siegeszuges des Internets. ProSiebenSat1 und Axel Springer zusammen könnten laut den Analysten von Liberum zum "nationalen Champion" werden, der bessere Chancen habe, gegen den internationalen Riesen Google (NASDAQ:GOOG) (ETR:GGQ1) anzukämpfen. ProSiebenSat.1 betreibt neben dem klassischen Fernsehen bereits mehrere Internet-Portale; und unter Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner hat sich das auch dieses Medienhaus in den vergangenen Jahren verstärkt auf die Digitalisierung seiner Verlagsangebote konzentriert.
WIDERSTAND VON FRIEDE SPRINGER MÖGLICH
Ein Kauf von Springer durch ProSiebenSat.1 ist auch wegen zu erwartender Widerstände bei Springer eher unwahrscheinlich. Das Unternehmen ist überwiegend in der Hand der von Friede Springer geführten Axel Springer Gesellschaft für Publizistik. Denkbar sei derzeit eigentlich nur ein Zusammenschluss unter Gleichen oder eine andere Konstruktion, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.