NEW YORK (dpa-AFX) - Der US-Arbeitsmarktbericht für Juli hat an der Wall Street und den Nasdaq-Börsen am Freitag für Optimismus gesorgt. Die durchwachsenen Daten wurden zunehmend so interpretiert, dass das Ende des Zinserhöhungszyklus erreicht sein dürfte. Wie etwa LBBW-Analyst Dirk Chlench schrieb, kristallisiert sich am Arbeitsmarkt langsam eine Abschwächung heraus, welche angesichts der zurückliegenden Leitzinsanhebungen der US-Notenbank Fed "überfällig" sei. "Daher ist nach unserer Ansicht bei den US-Leitzinsen das Ende der Fahnenstange erreicht", kommentierte der Ökonom.
Der bekannteste Wall-Street-Index Dow Jones Industrial stieg rund zwei Stunden vor dem Börsenschluss um 0,20 Prozent auf 35 286,29 Punkte, womit im Verlauf der ersten Augustwoche aktuell ein moderater Verlust zu Buche steht. Der marktbreite S&P 500 gewann 0,07 Prozent auf 4504,90 Zähler. Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 rückte um 0,20 Prozent auf 15 383,30 Punkte vor. Sein Wochenverlust beträgt damit aktuell etwas mehr als zwei Prozent.
Für den Arbeitsmarkt ergab sich im Juli ein gemischtes Bild. Er blieb zwar insgesamt robust, zugleich deutete sich aber auch eine Abschwächung an. So blieb der Anstieg der Beschäftigtenzahl hinter den Erwartungen zurück, während die Arbeitslosenquote sank. Das Lohnwachstum blieb solide.
Unternehmensseitig hat die Quartalsberichtssaison in den USA ihren Höhepunkt inzwischen hinter sich. Vor allem in der Technologiebranche war sie stark gelaufen: Von den Unternehmen, die bisher ihre Quartalsberichte vorlegt haben, übertrafen knapp 90 Prozent die Marktschätzungen, wie aus Berechnungen der Nachrichtenagentur Bloomberg hervorgeht. Das sich das allerdings nicht nachhaltig in den Kursen niedergeschlagenen habe, begründete Gregory Halter, Forschungsdirektor beim Carnegie Investment Counsel, damit, dass die Kursgewinne im bisherigen Jahresverlauf die Bewertungen auf Niveaus angehoben hätten, die zuletzt bei einem Leitzinsniveau um null Prozent gesehen worden seien.
Unter den Einzelwerten standen am Freitag vor allem die Tech-Schwergewichte Amazon (NASDAQ:AMZN) und Apple (NASDAQ:AAPL) im Fokus. Während Apple als Schlusslicht im Dow um 3,2 Prozent absackte, gewann Amazon als einer der Spitzenwerte im Nasdaq-Auswahlindex 10,5 Prozent und erreichte ein Zwölfmonatshoch. Die Apple-Papiere hatten allerdings zuletzt im Juli ein Rekordhoch erreicht.
Die Apple-Investoren seien zu optimistisch, hatte Analyst Wamsi Mohan von Bank of America (NYSE:BAC) bereits am Vortag vor der Zahlenvorlage des iPhone-Herstellers gewarnt. Seine Gespräche mit Investoren hatten ergeben, dass die Erwartung vorherrsche, Apple könne im dritten Geschäftsquartal positiv überraschen und womöglich den Ausblick anheben. Derlei Hoffnungen wurden jedoch nicht erfüllt.
Amazon dagegen legte die Latte für sein Jahresumsatzziel höher und meldete glänzende Gewinne im abgelaufenen Jahresviertel. Mit dem zweiten Quartal habe der Online-Handelsgigant einen Wendepunkt markiert, schrieb UBS-Analyst Lloyd Wamsley. Sowohl die Dynamik des weltweiten Online-Handelsgeschäfts, eine steigende operative Profitabilität im Nordamerika-Geschäft als auch eine Stabilisierung des Umsatzwachstums in der Cloud-Sparte AWS seien die Quellen für das starke zweite Quartal gewesen, lobte Analyst Eric Sheridan von Goldman Sachs (NYSE:GS). Nicht zuletzt vom starken Cloud-Geschäft AWS profitierten auch andere Aktien: Microsoft (NASDAQ:MSFT) etwa zogen um 1,6 Prozent hoch und Alphabet (NASDAQ:GOOGL) gewannen 0,7 Prozent.
Amgen (NASDAQ:AMGN) zogen im S&P 100 um 6,2 Prozent nach oben, nachdem der Biotech-Konzern zur Vorlage überraschend starker Quartalszahlen seine Geschäftsjahresziele hochgeschraubt hatte.
Tupperware (NYSE:TUP) schossen zeitweise um mehr als 50 Prozent nach oben, nachdem sich der Hersteller von Frischhaltedosen sich mit seinen Gläubigern geeinigt hatte.