Investing.com - Der Dax dürfte am Freitag vorerst an seine Vortageserholung anknüpfen. Sowohl ein schwächerer Euro als auch neue Hoffnung auf eine Lösung im US-Handelsstreit mit China bieten dem deutschen Leitindex vorbörslich eine Unterstützung. Im Fokus stehen heute einige Stimmungsindikatoren aus der Euro-Zone sowie Konsumdaten aus den USA.
Der Terminkontrakt des deutschen Leitindex (Dax-Future) wird gut eine halbe Stunde vor Handelsbeginn in Frankfurt knapp 0,8 Punkte im Plus bei 12.308 Zählern gehandelt. Am Mittwoch schloss der Dax mit einem Kursaufschlag von 0,44 Prozent auf 12.288,5 Zählern.
Für den Euro Stoxx 50-Future geht es um 0,05 Prozent nach oben. Der französische CAC 40-Future wird 0,34 Prozent höher gehandelt, der spanische IBEX 35-Future gewinnt 0,27 Prozent.
Für Unterstützung dürfte der anhaltende Schwächeanfall des Euros sorgen, der in der Nacht von Donnerstag auf Freitag neue Mehrjahrestiefs erreicht hat. Mit dem Rücktritt des EZB-Direktoriumsmitglieds Sabine Lautenschläger, die sich auf der letzten Sitzung der Europäischen Zentralbank gegen eine Lockerung der Geldpolitik ausgesprochen hatte, spekulieren Marktteilnehmer zunehmend auf eine Ausweitung des zuletzt beschlossenen Anleihekaufprogramms, das im November startet.
Als mögliche Nachfolger wurden Isabel Schnabel, Mitglied des Sachverständigenrates, und Claudia Buch, Vizepräsidentin der Bundesbank, genannt.
Gestern sagte der Chefökonom der Europäischen Zentralbank, Philip Lane, dass es noch Spielraum für tiefere Zinsen gebe. Das Konjunkturprogramm, das die geldpolitischen Währungshüter auf der letzten Sitzung so gespalten hatte, sei "kein so großes Paket". Dies könnte also bedeuten, dass die EZB noch mehr Geld ins System pumpt, falls die jüngsten Maßnahmen nicht greifen. Mit Lagarde an der Spitze der EZB, die als Befürworter einer lockeren Geldpolitik gilt, und ohne Lautenschläger im EZB-Rat, dürfte das nicht so schwer zu realisieren sein. Achten Sie daher weiter auf Gold/Euro.
Auch in Sachen Fiskalpolitik tut sich wieder was. Der ehemalige deutsche Finanzminister Wolfang Schäuble scheint ein fiskalpolitisches Umdenken zu befürworten, also eine Abkehr der nostalgischen "schwarzen Null". Und Bundeskanzlerin Merkel gab auf einer Konferenz zu, dass die Politiker mit vernünftigen Reformen sicherstellen müssen, dass die EZB nicht überlastet ist.
Beim Thema Handelsstreit berichtete der US-TV-Sender CNBC unter Berufung auf eine Person, die mit der Sache vertraut ist, dass die chinesisch-amerikanischen Handelsgespräche am 10. Oktober fortgesetzt werden sollen. Chinas Vize-Premierminister Liu He soll die Delegation aus Peking anführen. Die Trump-Administration hat noch kein Statement abgegeben.
Die Algos scheinen auch auf die jüngsten Äußerungen des chinesischen Außenminister Wang Yi anzuspringen, der am Donnerstag gegenüber Reuters sagte, dass die Handelsgespräche Ergebnisse hervorbringen könnten, wenn sowohl die USA als auch China "mehr enthusiastische Maßnahmen" ergreifen und die "pessimistische Sprache" reduzieren. Er erklärte, dass Washington bereits guten Willen gezeigt habe, indem es die Zölle auf eine Reihe von chinesischen Produkten gesenkt habe. "Und so sind wir bereit, (auf) der chinesischen Seite mehr Produkte zu kaufen, die vom chinesischen Markt benötigt werden", sagte Wang.
Eine endgültige Lösung im Handelsstreit ist jedoch weiterhin nicht in Sicht. Denn am 19. November läuft die für Huawei ausgestellte US-Gnadenfrist aus, womit der chinesische Telekommunikationsgigant Geschäfte mit US-Unternehmen machen kann. Eine Verlängerung erscheint Stand heute unwahrscheinlich. Die Trump-Regierung soll sogar über zusätzliche Strafen für Verbündete nachdenken, die Huawei-Ausrüstung nutzen. Das sagte Bob Strayer, der beim US-Außenministerium zuständige Stellvertreter für Cybersicherheitspolitik, gegenüber Journalisten in Brüssel.
An Wirtschaftsdaten stehen heute einige Stimmungsindikatoren aus der Euro-Zone auf der Agenda, darunter das Geschäftsklima, das Verbrauchervertrauen, die Stimmung im Dienstleistungssektor und in der Industrie.
Später am Tag gehen die Blicke auf die USA, wo das von der Fed bevorzugte Inflationsmaß, die Kernrate PCE, veröffentlicht wird. Zudem erwarten uns die persönlichen Einkommen und Ausgaben.
DAX im technischen Quick-Check
Charttechnisch hat der Dax den Kopf vorerst aus der Schlinge gezogen, aber nur ein Wiederanstieg über das potenzielle Doppel-Top bei 12.460/70 Punkten würde die Charttechnik reparieren.
Relevante Unterstützung bleibt vorerst die 12.120 Punkte-Marke, gefolgt vom 38,2% Fibonacci-Retracement des gesamten Aufwärtsimpulses bei 12.028.
von Robert Zach