Frankfurt (Reuters) - Nach fünf Tagen mit Kursverlusten hat die Hoffnung auf beschwichtigende Worte von US-Notenbankchefin Janet Yellen die Aktienbörsen in Europa angeschoben.
Der Dax legte 0,9 Prozent auf 9606,71 Zähler zu, der EuroStoxx50 gewann 1,2 Prozent auf 2830,30 Punkte. Börsianer blieben aber skeptisch. "Die heutige Erholung ist nur eine Gegenreaktion, mehr aber nicht", sagte CMC-Markets-Analyst Jochen Stanzl. Große Zukäufe seien vor dem Brexit-Referendum in Großbritannien nächste Woche nicht zu erwarten. Allerdings könne man hoffen, dass Yellen die Märkte beruhigen und eine nur maßvolle Straffung der US-Geldpolitik in Aussicht stellen werde.
In den vergangenen Tagen hatte der Dax vor allem wegen der Unsicherheit über die Brexit-Abstimmung 7,5 Prozent verloren. Ein möglicher Austritt Großbritanniens aus der EU sorge weiterhin für Unsicherheit und Nervosität und dürfte die Kurse weiter bremsen, sagte ein Börsianer. Gut eine Woche vor der Volksabstimmung liefern sich Befürworter und Gegner ein Kopf-an-Kopf-Rennen, wobei der Ton zwischen den Lagern immer schärfer wird. Sollten die Briten am 23. Juni für den Brexit stimmen, erwarten Experten ein weltweites Börsenbeben und eine Abkühlung der Weltwirtschaft.
ANLEIHEN BLEIBEN ANGESCHLAGEN
Am Devisenmarkt erholte sich das Pfund Sterling etwas und kletterte um etwa ein halbes Prozent auf 1,4200 Dollar. Auch der Euro holte auf und kostete mit 1,1250 Dollar etwa einen halben US-Cent mehr als am Dienstagabend. Händler sprachen von einer Dollar-Schwäche im Zusammenhang mit den Spekulationen über die künftige US-Geldpolitik. Eine Anhebung des US-Schlüsselzinssatzes galt als unwahrscheinlich. Dafür sprachen auch die Daten von der US-Industrie, die ihre Produktion überraschend deutlich zurückführte. Die Fed-Entscheidung und die Pressekonferenz von Notenbankchefin Yellen wurden nach Handelsschluss in Europa erwartet. An der Wall Street notierten der Dow-Jones- und der S&P500-Index zum europäischen Handelsschluss je 0,2 Prozent höher.
Auch bei den Anleihen blieb die Nervosität hoch. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe tauchte wie schon am Dienstag wieder unter die Null-Prozent-Marke ab. Bei der Versteigerung neuer Bundesanleihen mussten sich die Anleger mit einer historisch niedrigen Mini-Rendite von 0,01 Prozent begnügen. Die Ausweitung der EZB-Anleihekäufe auf Schuldscheine von Großkonzernen drückte auch deren Renditen immer tiefer in den Keller. Bei einigen Bonds müssen Anleger dafür zahlen, dass sie den Firmen Geld leihen.
ZARA-MUTTER INDITEX IM EUROSTOXX GANZ OBEN
Im Dax machten die Versorger Boden gut, RWE (DE:RWEG) und E.ON (DE:EONGn) legten je mehr als zwei Prozent zu. Zu den Favoriten im MDax zählten die Aktien von Kuka (DE:KU2G) mit einem Plus von 3,5 Prozent auf 106,05 Euro. Der chinesische Hausgeräte-Hersteller Midea will Insidern zufolge am Donnerstag offiziell sein Übernahmeangebot für den Augsburger Roboterhersteller vorlegen. Viele Anleger setzten nun auf einen Bieterwettkampf um Kuka.
Im EuroStoxx50 führten die Aktien der Modekette Inditex (MC:ITX) die Gewinnerliste mit einem Plus von 5,5 Prozent an. Die Zara-Mutter hatte im ersten Quartal mehr verdient als erwartet.