LONDON (dpa-AFX) - Europas größter Versicherer Allianz (XETRA:ALVG) will sich möglicherweise von einem Großteil seiner alten Versicherungsverträge trennen. Der Konzern schaue sich weite Teile seiner Kapitalanlagen an, die gigantische Mengen von Eigenkapital verlangten, sagte Vorstandschef Oliver Bäte der "Financial Times" (Montag). Grund dafür sind die anhaltenden Niedrigzinsen. Sie machen es gerade deutschen Versicherern immer schwerer, die Renditen für alte Lebensversicherungsverträge mit hohen Garantiezinsen zu erwirtschaften.
Immer mehr Versicherungsunternehmen geben ihre alten Vertragsbestände samt Kapitalanlagen und Zahlungsverpflichtungen an Rückversicherer und andere Unternehmen ab, die die Verträge bis zum Ende der Laufzeit fortführen. Unternehmen wie die Allianz können so ihre künftigen Kapitalanforderungen deutlich verringern. Als Käufer fungieren dabei unter anderem Gesellschaften wie der weltweit zweitgrößte Rückversicherer Swiss Re (ETR:SR9) (VTX:SREN) und die Nummer drei Hannover Rück (ETR:HNR1). Von wie vielen Policen mit welchem Volumen sich die Allianz trennen könnte, ließ Bäte offen. Genauere Aussagen könnten beim Investorentag des Konzerns im November fallen. Erst vergangene Woche hatte die Swiss Re angekündigt, den britischen Lebensversicherungs-Abwickler Guardian Financial Services zu übernehmen. Die Schweizer bezahlen dafür 1,6 Milliarden britische Pfund (2,2 Mrd Euro). Sie ziehen damit rund 900 000 Lebens- und Rentenversicherungsverträge aus Großbritannien und Irland an Land und wollen damit ihren Gewinn nach oben treiben.