Investing.com - Es ist so weit, die Türen der AMC-Kinosäle öffnen sich und immer mehr Menschen genießen ihre zurückgewonnene Freiheit. Vergangenes Wochenende konnte man neue Besucherrekorde verzeichnen, was in Anbetracht der langen Schließungen auch nicht so schwer zu erreichen war.
Und dennoch waren es mehr als 2,5 Mio. Filmbegeisterte, die sich von Donnerstag bis Sonntag an den Kassen des Unternehmens einfanden. Weitere 650.000 machten sich in Europa und im Nahen Osten auf den Weg, um bei Popcorn und Bier die Filmpremiere des actiongeladenem Spionage-Thrillers 'BLACK WIDOW' zu genießen. Geschätzte 80 Mio. Dollar spielte der Streifen in den USA und Kanada zum Kinostart ein. Unter den Top 10 der umsatzstärksten US-Kinos waren immerhin 8 AMC-Kinos zu finden.
All dies kann aber nicht über die immensen Probleme hinwegtäuschen. Hätte es den Meme-Hype um die (NYSE:AMC-Aktie) nicht gegeben, dann wäre das letzte Kinowochenende für so manch einen ins Wasser gefallen. Was ursprünglich als ein wahrer Geldregen begann, scheint das Unternehmen nun endgültig ins Verderben zu ziehen.
AMC betonte in jüngster Vergangenheit, dass es die Aktionäre sind, welche die Zukunft des Unternehmens in der Hand haben. Und damit war nicht der illusorische Aktienkurs gemeint, sondern das Tagesgeschäft und die daraus resultierenden Einnahmen. Aber genau an dieser Stelle beißt sich die Katze in den Schwanz.
Zum 2. Juni 2021 befanden sich 501.780.240 Aktien im Umlauf. Diese wurden von 4,1 Mio. Aktionären gehalten. Somit lagen in den Depots der Anteilseigner im Durchschnitt lediglich 122 Aktien. Aber die Masse derer, die nicht wissen, was sie tun, bringt das Management in eine schier aussichtslose Situation. Aus Sicht des Unternehmens ist jeder der AMC-Aktien in seinem Depot hat wichtig, was nicht weiter verwunderlich ist. Denn genau die Personengruppe, die weniger als der Durchschnitt gekauft haben, sind der Grund für den jüngsten Geldsegen. Auf keinen Fall möchte man es sich mit ihnen verderben. Im schlimmsten Fall könnte die Stimmung kippen und aus den einstigen überzeugten Käufern, werden dann vielleicht sogar die so sehr gehassten Shortseller.
Damit das Unternehmen auf gesunden Füßen steht und der Betrieb langfristig gesichert ist, müssten jedoch weitere Aktien zu den aktuell hohen Preisen verkauft werden. Nur so kann der Marktanteil vergrößert und die Schuldenlast gesenkt werden. Aber die Reddit-Army, die das Ruder übernommen hat, verweigert dies schlichtweg.
Die Kleinstsparer und Hobbyzocker, die im Mai ohne Rücksicht auf Verluste den Sprung auf den immer schneller werdenden Zug geschafft haben, sind hoffentlich auch wieder wohlbehalten ausgestiegen. Denn der Zenit wurde wohl schon überschritten und das Ende der wilden Reise absehbar. Wem der Absprung noch nicht gelungen ist, weil die Buchverluste die Anzahlung für das erste Auto auffressen, der dürfte zusammen mit den anderen verlorenen Seelen die Entgleisung bei voller Fahrt genießen dürfen.
Wer die AMC-Aktie jetzt noch immer hält, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen. Ja, man konnte mit der Reddit-Armee im Rücken einen schnellen Euro machen, und die Betonung liegt ganz klar auf konnte. Aber wie so oft im Leben, entscheidet das richtige Timing über Erfolg oder Misserfolg.
Die fixe Idee, Unternehmen zu retten, indem man die Short-Seller in die Flucht schlägt, ist im Falle von AMC wohl gescheitert. Die einstigen Kämpfer für Gerechtigkeit haben lediglich den Leidensweg des Unternehmens verlängert, bevor es endgültig zu Grabe getragen wird.
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