Frankfurt (Reuters) - Die Furcht vor einem weltweiten Handelskrieg hat die Aktienmärkte am Freitag in die Knie gezwungen.
US-Präsident Donald Trumps geplante Zölle auf Stahlimporte drückten den Dax erstmals seit August 2017 unter die psychologisch wichtige 12.000er-Marke. Der deutsche Leitindex verlor 2,3 Prozent auf 11.913 Zähler - ein Wochenminus von 4,6 Prozent. Der EuroStoxx50 büßte am Freitag 2,2 Prozent auf 3324 Stellen ein. Auch an der Wall Street wurde es den Anlegern Angst und Bange: Bis zum Handelsschluss in Europa lagen Dow Jones & Co bis zu 1,2 Prozent im Minus.
Nach dem Willen Trumps sollen Stahleinfuhren mit einem Zoll von 25 Prozent belegt werden. Für Aluminium sollen zehn Prozent fällig werden. Die EU kündigte Gegenmaßnahmen an, auch China will seine Wirtschaft schützen. "Das könnte der Beginn eines weltweiten Handelskrieges sein", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners.
Vor allem die Symbolik schockiere die Börsen, erläuterte Jeremy Lawson, Chefökonom des Vermögensverwalters Aberdeen Standard. "Bislang gab es auf die Handelspolitik und die Aktionen der USA kaum eine Reaktion, also sind die Märkte scheinbar in der Realität angekommen." Holger Schmieding, Chef-Volkswirt der Berenberg Bank, geht indes nicht davon aus, dass es so schlimm kommen wird: "Die EU wird zurückschlagen - aber versuchen, das nicht eskalieren zu lassen."
Für zusätzliche Nervosität an den Börsen sorgten die bevorstehenden Italien-Wahlen und die SPD-Abstimmung zum Koalitionsvertrag.
STAHL- UND AUTOWERTE AUF TALFAHRT - DOLLAR UNTER DRUCK
Besonders hart trafen Trumps Pläne die europäischen Stahlkonzerne. Aktien von Thyssenkrupp (DE:TKAG) fielen um vier Prozent ans Dax-Ende und waren so billig wie zuletzt Ende 2016. Salzgitter (DE:SZGG) verloren 5,1 Prozent. In Wien gaben Voestalpine 3,7 Prozent, in Madrid Acerinox 2,3 Prozent und in Amsterdam ArcelorMittal 3,7 Prozent nach.
Unter Verkaufsdruck gerieten auch die Aktien von Autobauern. Diese würden unter einem Preisanstieg des für den Fahrzeugbau notwendigen Rohstoffs Stahl leiden. BMW (DE:BMWG), Daimler (DE:DAIGn) und Volkswagen (DE:VOWG) gaben bis zu 2,4 Prozent nach. In Mailand brachen die Titel des italienisch-amerikanischen Herstellers Fiat Chrysler (MI:FCHA) sogar um 5,7 Prozent ein.
Am Devisenmarkt geriet der Dollar-Index, der den Kurs zu anderen wichtigen Währungen widerspiegelt, unter Druck. Er verlor 0,5 Prozent auf 89,88 Punkte. "Die Strafzölle schaden den US-Verbrauchern, weil die Unternehmen die höheren Kosten auf die Kunden abwälzen", sagte Anlagestratege Masashi Murata von der Investmentbank Brown Brothers Harriman. Weil der private Konsum die Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft sei, belaste dies den Dollar. Der Euro verteuerte sich im Gegenzug bis auf 1,2332 Dollar.
Wenig Wiederhall gab es am Devisenmarkt auf die Grundsatzrede der britischen Premierministerin Theresa May zu den künftigen Handelsbeziehungen ihres Landes mit der EU. Das Pfund Sterling trat bei 1,3770 Dollar auf der Stelle. May betonte, nach dem Brexit so umfassende Beziehungen zur EU wie möglich anzustreben.