Frankfurt (Reuters) - In Erwartung neuer Signale zur US-Geldpolitik fassen Anleger Aktien nur mit spitzen Fingern an.
Dax und EuroStoxx50 stagnierten am Dienstag bei 12.540 beziehungsweise 3528 Punkten. Der MSCI-Weltindex stieg zwar erneut auf ein Rekordhoch, übertraf mit 487,08 Zählern seine am Montag markierte Bestmarke aber nur um 0,01 Punkte.
"Vor der Fed-Sitzung möchten die Investoren keine großen Risiken eingehen", sagte Analyst Milan Cutkovic vom Handelshaus AxiTrader. "Zudem schwelt immer noch die Nordkorea-Krise, die wie eine schwarze Wolke über den Börsen hängt." In diesem Zusammenhang warteten Investoren gespannt auf den Auftritt von Donald Trump vor der UN-Vollversammlung, wo der US-Präsident einen scharfen Ton gegenüber Nordkorea anschlagen will. "Trump ist sprunghaft, und es gab widersprüchliche Signale von Leuten aus seiner Regierung", sagte Rabobank-Anlagestrategin Jane Foley. So lange Anleger aber an eine diplomatische Lösung der Krise glauben, sei eine Flucht in "sichere Häfen" wie Gold nicht zu erwarten.
GRATWANDERUNG VON FED UND EZB
Unterdessen spekulierten Börsianer darüber, was US-Notenbankchefin Janet Yellen am Mittwochabend (MESZ) verkünden wird. "Tatsächlich steht die Fed derzeit vor einem Dilemma, da das Wachstum solide und die Inflation enttäuschend ist", sagte Francois Rimeu, leitender Portfoliomanager beim Vermögensverwalter La Francaise. Sein Kollege Iain Stealey von der Vermögensverwaltung der US-Bank JPMorgan (NYSE:JPM) rechnete fest mit dem Startschuss für den Abbau der billionenschweren Wertpapierbestände der Fed. Wichtiger sei daher, die Zinsprognosen der US-Notenbanker - Dot-Plots genannt - im Auge zu behalten. "Wir gehen weiter davon aus, dass die Dot-Plots eine Zinserhöhung im Dezember sowie drei weitere im kommenden Jahr signalisieren werden", führte Stealey aus.
Die Top-Währungshüter der EZB sind Insidern zufolge uneins, ob sie im Oktober ein Enddatum für ihre Anleihenkäufe nennen sollen. Im EZB-Rat prallten unterschiedliche Vorstellungen aufeinander, erfuhr Reuters. Als Reaktion auf die Meldung rutschte der Euro auf 1,1973 Dollar ab. Im Gegenzug baute der Bund-Future, der auf der zehnjährigen Bundesanleihe basiert, seine Kursgewinne aus und notierte 0,2 Prozent im Plus bei 161,31 Punkten.
GROSSAKTIONÄR ZIEHT SICH BEI HEINEKEN TEILWEISE ZURÜCK
Die SDax-Werte Hapag Lloyd und VTG standen hoch im Kurs, nachdem der Milliardär Klaus-Michael Kühne ein größeres Engagement bei den Unternehmen in Aussicht gestellt hatte. "Für beide Beteiligungen haben wir allerhand Ideen, die wir gerne umsetzen würden", sagte Kühne dem "Handelsblatt". Die Titel des Waggonvermieters VTG stiegen um bis zu 3,3 Prozent auf ein Rekordhoch von 46,99 Euro, die Aktien der Reederei Hapag Lloyd legten zeitweise 3,2 Prozent zu.
In Amsterdam rutschten Heineken dagegen um 3,5 Prozent ab. Der mexikanische Großaktionär Femsa reduzierte seinen Anteil am weltweit zweitgrößten Bierbrauer und dessen Mutterkonzern Heineken Holding. Er bleibt aber bei beiden Firmen nach der Gründerfamilie der zweitgrößte Eigner.
Die Papiere von Ocado brachen in London sogar um bis zu 7,3 Prozent ein, obwohl der Online-Supermarkt seinen Quartalsumsatz um 13,1 Prozent auf umgerechnet 352 Millionen Euro steigerte. Das Unternehmen warnte allerdings, dass der Aufbau zweier neuer Verteilzentren die Kosten in die Höhe treibe. "Dies deckt sich mit unserer Einschätzung, dass der Markt den Einfluss auf die Margen unterschätzt", urteilte Analyst Bruno Monteyne von der Berenberg Bank. OLDEMKT Reuters Germany Online Report Markets 20170919T143939+0000