LUXEMBURG (dpa-AFX) - Beim weltgrößten Stahlhersteller Arcelormittal (AMS:ISPA) wachsen die Sorgen um sein wichtiges Ukraine-Geschäft. Der Konzern senkte am Freitag angesichts der politischen Krise in dem Land seinen Ausblick für die globale Stahlproduktion. Dennoch bekräftigte das Unternehmen sein Ziel, den Gewinn in diesem Jahr um gut eine Milliarde US-Dollar auf rund 8 Milliarden zu steigern. Dabei setzt Arcelor vor allem auf zwei Regionen: "Die Wachstumsaussichten für unsere Kernmärkte in Europa und den USA sind ermutigend", sagte Vorstandschef Lakshmi Mittal. "Wir bleiben vorsichtig optimistisch für den Rest des Jahres." Die Aktie verlor am Vormittag dennoch gut 2,5 Prozent.
Im ersten Quartal wuchs das Ebitda verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 12 Prozent auf 1,75 Milliarden Dollar. Das war etwas besser als von Analysten erwartet. Der Umsatz blieb mit 19,8 Milliarden Dollar praktisch stabil. Unter dem Strich stand allerdings wieder ein Konzernverlust - diesmal waren es 205 Millionen Dollar nach 345 Millionen Minus vor einem Jahr.
Der Konzern profitiert vor allem von der Erholung in Westeuropa, wo das Ebitda um mehr als ein Viertel zulegte. Dagegen bremste der ungewöhnlich harte Winter den Aufschwung in den USA - nun setzt der Konzern dort auf Nachholeffekte. Im Rohstoffgeschäft belasteten die weiter gesunkenen Preise.
Im ersten Quartal hielten sich die Folgen der Ukraine-Krise für den Konzern noch in Grenzen. Die Konzernsparte mit dem Ukraine- und Russland-Geschäft konnte das Ebitda sogar auf 109 Millionen Dollar vervierfachen. Doch die Aussichten haben sich deutlich verschlechtert. ArcelorMittal betreibt im Osten der Ukraine drei Hochöfen. Noch liefen die Anlagen dort normal, sagte Finanzchef Aditya Mittal. Allerdings sei der Absatz in dem Land bereits deutlich zurückgegangen. Das versucht der Konzern durch steigende Ausfuhren wettzumachen.
Die Ukraine-Sorgen schlagen sich bei ArcelorMittal in einem pessimistischeren Ausblick für die gesamte Stahlbranche nieder. Der Konzern erwartet nun noch ein globales Nachfrageplus von 3 bis 3,5 Prozent, vor drei Monaten lag der Ausblick noch 0,5 Prozentpunkte höher. In den Ländern der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) sieht das Unternehmen nun einen Rückgang von bis zu 2 Prozent, bislang hatte es einen Zuwachs von bis zu 2,5 Prozent für möglich gehalten.
Auch für China wird ArcelorMittal skeptischer. Die Nachfrage dort dürfte angesichts der schwächeren Wirtschaftsentwicklung möglicherweise nicht mehr so stark steigen wie bislang erwartet. In China wird mit Abstand der meiste Stahl weltweit produziert. ArcelorMittal ist dort zwar nicht direkt vertreten, die Entwicklung hat aber großen Einfluss auf die weltweiten Preise.
Dagegen hob der Konzern seine Prognose für die Stahlnachfrage in der EU an. Die Region war in den vergangenen Jahren das Sorgenkind von ArcelorMittal. Der Konzern litt mit seinen zahlreichen Anlagen in Südeuropa besonders unter dem Wirtschaftseinbruch wegen der Finanz- und Schuldenkrise. Darauf reagierte der Konzern mit einem Sparprogramm. Dabei schaltete das Unternehmen Hochöfen im belgischen Lüttich und im französischen Florange ab. Die Kosteneinsparungen zahlten sich nun aus.
Angesichts der Hoffnung auf bessere Zeiten erhöhte ArcelorMittal zuletzt wieder die Investitionen. Das ließ die Schulden in den ersten drei Monaten des Jahres um insgesamt 2,4 auf 18,5 Milliarden Dollar anschwellen. Unter anderem baute der Konzern Vorräte auf. Hinzu kam die gemeinsam mit mit Nippon Steel gestemmte 1,55 Milliarden Dollar schwere Übernahme eines Stahlwerks des angeschlagenen deutschen Konkurrenten ThyssenKrupp (XETRA:TKAG) im US-Bundesstaat Alabama. Es soll schon in diesem Jahr ein positives Ebitda erzielen. In den kommenden Quartalen will der Konzern die Schulden wieder senken und mittelfristig auf einen Stand von 15 Milliarden Dollar kommen.br