Börsen-Zeitung: Operation misslungen, Kommentar zu Fresenius von
Sabine Wadewitz
Frankfurt (ots) - Die Vernunft hat gesiegt. Es ist Fresenius
sichtlich schwergefallen, den Fisch wieder von der Angel zu lassen.
Die lange Zeit des Ringens um einen zweiten Versuch zur Übernahme des
Rhön-Klinikums zeigt, wie dringlich der Wunsch des
Fresenius-Vorstands gewesen ist, den Deal doch noch über die Bühne zu
bekommen. Doch der Rückzug ist die richtige Entscheidung.
Die anfängliche Hoffnung von Fresenius, mit Asklepios, die mit
eigenem Beteiligungsaufbau dazwischenfunkte, zu einer Einigung zu
kommen, musste rasch begraben werden. Dem Wettbewerber ging es nicht
darum, einen schnellen Profit aus dem Engagement zu ziehen, er will
vielmehr den Zusammenschluss zu einem übermächtigen Konkurrenten
dauerhaft torpedieren.
Mit den Opponenten im Kreis der Aktionäre zeichnete sich eine
dauerhafte Fehde um die Rechte der außenstehenden Anteilseigner ab.
Die Gleichbehandlung wird im deutschen Recht groß geschrieben, was
dem Durchregieren eines Mehrheitsaktionärs enge Grenzen setzt. Die
Anwaltskosten drohten höher zu werden als die Synergien.
Im Übernahmekampf um Rhön hat sich gezeigt, dass sich der
Unternehmensgründer, Großaktionär und Aufsichtsratschef Eugen Münch,
am Ende selbst gefesselt hat, als er das Unternehmen via Satzung
übernahmefest machte. Dass wichtige gesellschaftsrechtliche
Beschlüsse auf der Hauptversammlung seitdem mit mehr als 90% des
vertretenen Kapitals gefasst werden müssen, gewährleistet zwar, dass
keiner an Münch vorbeikommt. Doch genauso können andere Adressen mit
relativ geringem Aktienbesitz gehörig mitmischen.
Zwar hätte Fresenius bei einer Besetzung von Vorstand und
Aufsichtsrat bei Rhön die Regie übernehmen können, die
Kostensynergien wären aber dennoch deutlich niedriger ausgefallen als
bei der Vollintegration. Dem Fresenius-Aktionär wäre es schwer zu
vermitteln gewesen, weshalb - wie im Markt erwartet - der gleiche
oder annähernd der gleiche Preis bezahlt werden sollte, obwohl die
Ertragsbeiträge niedriger sind und die Möglichkeit, Durchgriff zu
erlangen, in den Sternen stand.
Die Operation ist misslungen, der Patient Rhön lebt, doch
sichtlich angeschlagen. Die lange Phase der Unsicherheit im
Übernahmeringen hat den Klinikkonzern geschwächt. Die Pattsituation
im Aktionärskreis sorgt für eine ungewisse Zukunft und kann den
Spielraum der Expansion begrenzen, zumal das genehmigte Kapital
jüngst nicht erneuert wurde.
Originaltext: Börsen-Zeitung
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Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
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sichtlich schwergefallen, den Fisch wieder von der Angel zu lassen.
Die lange Zeit des Ringens um einen zweiten Versuch zur Übernahme des
Rhön-Klinikums zeigt, wie dringlich der Wunsch des
Fresenius-Vorstands gewesen ist, den Deal doch noch über die Bühne zu
bekommen. Doch der Rückzug ist die richtige Entscheidung.
Die anfängliche Hoffnung von Fresenius, mit Asklepios, die mit
eigenem Beteiligungsaufbau dazwischenfunkte, zu einer Einigung zu
kommen, musste rasch begraben werden. Dem Wettbewerber ging es nicht
darum, einen schnellen Profit aus dem Engagement zu ziehen, er will
vielmehr den Zusammenschluss zu einem übermächtigen Konkurrenten
dauerhaft torpedieren.
Mit den Opponenten im Kreis der Aktionäre zeichnete sich eine
dauerhafte Fehde um die Rechte der außenstehenden Anteilseigner ab.
Die Gleichbehandlung wird im deutschen Recht groß geschrieben, was
dem Durchregieren eines Mehrheitsaktionärs enge Grenzen setzt. Die
Anwaltskosten drohten höher zu werden als die Synergien.
Im Übernahmekampf um Rhön hat sich gezeigt, dass sich der
Unternehmensgründer, Großaktionär und Aufsichtsratschef Eugen Münch,
am Ende selbst gefesselt hat, als er das Unternehmen via Satzung
übernahmefest machte. Dass wichtige gesellschaftsrechtliche
Beschlüsse auf der Hauptversammlung seitdem mit mehr als 90% des
vertretenen Kapitals gefasst werden müssen, gewährleistet zwar, dass
keiner an Münch vorbeikommt. Doch genauso können andere Adressen mit
relativ geringem Aktienbesitz gehörig mitmischen.
Zwar hätte Fresenius bei einer Besetzung von Vorstand und
Aufsichtsrat bei Rhön die Regie übernehmen können, die
Kostensynergien wären aber dennoch deutlich niedriger ausgefallen als
bei der Vollintegration. Dem Fresenius-Aktionär wäre es schwer zu
vermitteln gewesen, weshalb - wie im Markt erwartet - der gleiche
oder annähernd der gleiche Preis bezahlt werden sollte, obwohl die
Ertragsbeiträge niedriger sind und die Möglichkeit, Durchgriff zu
erlangen, in den Sternen stand.
Die Operation ist misslungen, der Patient Rhön lebt, doch
sichtlich angeschlagen. Die lange Phase der Unsicherheit im
Übernahmeringen hat den Klinikkonzern geschwächt. Die Pattsituation
im Aktionärskreis sorgt für eine ungewisse Zukunft und kann den
Spielraum der Expansion begrenzen, zumal das genehmigte Kapital
jüngst nicht erneuert wurde.
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