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Börse Frankfurt-News: EZB hellt die Stimmung auf (Anleihen)

Veröffentlicht am 07.09.2012, 14:02
Aktualisiert 07.09.2012, 14:04
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 7. September 2012. Die EZB hat mit ihren Plänen für Anleihekäufe für Entspannung gesorgt. Die Renditen Spaniens und Italiens sind auf dem Rückzug. Laut Händlern richten sich die Blicke nun auf das Bundesverfassungsgericht und die Federal Reserve.

Die Woche stand ganz im Zeichen der EZB, berichtet Arthur Brunner von ICF Kursmakler aus dem Rentenhandel. Während das Geschäft zu Wochenbeginn noch sehr ruhig gewesen sei, habe die Ankündigung der Europäischen Zentralbank, unbegrenzt Staatsanleihen der Europeripherie aufkaufen zu wollen, einige Bewegung in den Markt gebracht. Mit dem neuen Anleihekaufprogramm, das von der EZB als Outright Monetary Transactions, kurz OMT bezeichnet wird, will die Notenbank die Zinslast der Krisenstaaten drücken.

'Die Renditen der spanischen und italienischen Staatsanleihen sind kräftig zurückgekommen und liegen bei den zehnjährigen Papieren wieder deutlich unter 6 Prozent', beobachtet Brunner. Zuletzt hatte Spanien für Anleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren noch über 7 Prozent Zinsen zahlen müssen - ein Niveau, das auf Dauer als nicht finanzierbar gilt. 'Aber nicht nur die Staatsanleihen, auch Unternehmensanleihen aus diesen Ländern sind stark gesucht. Zu den Favoriten zählen etwa die Schuldscheine der spanischen Telekommunikationsgesellschaft Telefonica', ergänzt der Spezialist.

Eigentlich nicht viel passiert

Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft spricht mit Blick auf die Ankündigung der EZB zwar von einer gewissen Erleichterung am Markt, die Umsätze seien aber weiter mau: 'Eigentlich ist ja auch nicht wirklich was passiert, es wurden lediglich die Rahmenbedingungen für Hilfen der EZB geschaffen. Bevor aber überhaupt irgendwelche Anleihen durch die Zentralbank gekauft werden, müssen die betroffenen Länder erst einmal einen offiziellen Hilfsantrag beim Euro-Rettungsschirm stellen und sich dann an die entsprechenden Auflagen halten. Außerdem will die EZB dem Markt die zusätzliche Liquidität an anderer Stelle wieder entziehen.' Der Euro-Bund-Future sei zwar unter Druck gekommen, von einer Euphorie könne aber keine Rede sein.

Am heutigen Freitag gibt das deutsche Rentenbarometer weiter nach und notiert mit 139,93 Prozent mehr als 300 Ticks unter dem Vorwochenschluss von gut 143 Prozent. 'Damit wurde die Unterstützung um 141,00 Prozent unterschritten. Die nächsten Haltemarken liegen bei 139,47 und 139,30 Prozent', merkt Viola Julien von der Helaba dazu an.

Umverteilung der Risiken

Nach Einschätzung von Dietmar Blum von der Hellwig Wertpapierhandelsbank stehen der Kursrückgang des Bund-Future und der damit verbundene Renditeanstieg in direktem Zusammenhang mit dem neuen Anleihekaufprogramm der EZB. 'Damit steigt die EZB weiter in die direkte Staatsfinanzierung ein. Somit werden den Steuerzahlern der solventen Länder, insbesondere Deutschland, weitere erhebliche Risiken aufgebürdet. Damit erhöht sich auch das Ausfallrisiko für Bundesanleihen deutlich', analysiert der Händler.

In Antizipation dessen sei auch die Auktion der neuen zehnjährigen Bundesanleihe am Mittwoch sehr enttäuschend verlaufen. 'Mit 3,6 Milliarden Euro konnten deutlich weniger als die erhofften 5 Milliarden Euro abgesetzt werden', beobachtet Blum und ergänzt: 'Die Renditen der Peripherieländer sanken dagegen erwartungsgemäß stark. Sie profitierten deutlich von der weiteren Verallgemeinschaftung und damit der relativen Weiterreichung von Risiken gen Norden.' Für die nähere Zukunft rechnet der Händler mit einem weiteren Zusammenlaufen der Nord- und Südrenditen in dem Maße, wie Risiken von Süd- nach Nord umverteilt werden. 'Für Bundesanleihen verheißt das langfristig nichts Gutes.'

Blicke richten sich nach Karlsruhe

Daniel merkt an, dass viele Anleger trotz der EZB-Ankündigung weiter in Lauerstellung verharrten. 'In der kommenden Woche steht ja noch die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Euro-Rettungsschirm an - dann könnte sich einiges noch mal ändern. Aktuell ist es schwer einzuschätzen, wie die Juristen die Sache bewerten', erklärt der Händler mit Blick auf die abwartende Haltung vieler Investoren. Auch das nun angekündigte Anleiheprogramm der EZB hängt vom Bundesverfassungsgericht ab. 'Wenn die Verfassungsrichter am kommenden Mittwoch den Eilanträgen gegen die Bundestagsbeschlüsse zum ESM und zum Fiskalpakt stattgeben, braucht es mal wieder einen neuen Euro-Rettungsplan', warnt Daniel.

Fremdwährungen weiter gesucht

So ist es aus Sicht des Händlers auch nicht verwunderlich, dass Fremdwährungsanleihen bei Anlegern weiterhin beliebt sind. 'Der Euro hat sich zwar wieder stabilisiert, die Tendenz, in fremde Währungen zu investieren, hält aber weiter an. Unter anderem überwiegt bei Austral-Dollar-Anleihen immer noch die Kaufseite', berichtet Daniel. Auch Blum berichtet von anhaltendem Interesse an so genannten Fluchtwährungen wie dem Australischen Dollar oder schwedischen und norwegischen Kronen.

Weitere Anleihekäufe auch in Übersee?

Laut der Helaba richten sich die Blicke der Investoren aber auch wieder verstärkt auf die USA. 'Aufmerksamkeit werden die Marktteilnehmer den Arbeitsmarktdaten in den USA widmen. Letztlich dreht sich die Frage darum, ob die US-Notenbank in der kommenden Woche neue Anleihekäufe beschließt', argumentiert Julien. Ein abermals moderates Plus bei der Beschäftigtenzahl würde in dieser Hinsicht wohl keine Klarheit schaffen. 'Tendenziell dürften sich die US-Notenbanker aber enttäuscht sehen, denn eine substanzielle Verbesserung der Datenlage ist nicht eingetreten. Zuletzt wurde aber deutlich, dass solch eine Verbesserung nötig wäre, um eine dritte Runde quantitativer Lockerungen zu verhindern.'

Linde nimmt 1 Milliarde Euro auf

Im Bereich der Corporate Bonds platzierte unter Anderem Linde zur Wochenmitte erfolgreich eine Anleihe (WKN OO5225) im Volumen von 1 Milliarde Euro mit einer Laufzeit von 8 Jahren. Die Mittel sollen laut Unternehmensangaben zur Rückzahlung von Krediten verwendet werden, die Linde zur Übernahme des US-Unternehmens Lincare aufgenommen hatte. Die Anleihe ist mit einem Kupon von 1,75 Prozent ausgestattet, die Mindestanlage beträgt 100.000 Euro. Die Transaktion war dreifach überzeichnet.

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© 27. Juli 2012 / Karoline Kopp

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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