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ROUNDUP: Air Berlin überrascht mit Gewinn und Bilanzkorrektur - Kursfeuerwerk

Veröffentlicht am 22.02.2013, 11:06
BERLIN (dpa-AFX) - Licht und Schatten bei Air Berlin : Nach vier Verlustjahren ist Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft 2012 überraschend in die Gewinnzone zurückgekehrt. Doch eine Bilanzkorrektur für das Vorjahr lässt das Eigenkapital auf rund die Hälfte schrumpfen, wie das Unternehmen überraschend am Donnerstagabend mitteilte. Und den kleinen Millionengewinn verdankt die Lufthansa-Konkurrentin vor allem einem Sondererlös aus dem Verkauf ihres Vielfliegerprogramms. Der Sparkurs der angeschlagenen Gesellschaft geht unvermindert weiter.

An der Börse wurden die Nachrichten indes mit einem Kursfeuerwerk aufgenommen. Am Morgen legte die Air-Berlin-Aktie zunächst um fast zehn Prozent zu und notierte zuletzt noch mit 8,76 Prozent im Plus bei 2,545 Euro. Robert Czerwensky von der DZ Bank und Commerzbank-Experte Frank Skodzik werteten die Entwicklung des operativen Geschäfts positiv. Das Finanzprofil der Fluggesellschaft sei allerdings erneut sehr schwach, kritisierte Czerwensky. Nach der Bilanzkorrektur fliege Air Berlin ähnlich wie die Aktien praktisch auf Sicht, sagte Händlerin Sarah Brylewski von Gekko Markets.

ÄRGER MIT BILANZPOLIZEI

Im abgelaufenen Jahr bescherten der Sparkurs und der Verkauf des Vielfliegerprogramms Air Berlin einen Überschuss von knapp sieben Millionen Euro. Nach einer Intervention der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR), bekannt als Bilanzpolizei, musste Air Berlin jedoch den Jahresabschluss für 2011 deutlich nach unten korrigieren. Eine Abschreibung auf latente Steuern ließ den Verlust rückwirkend um fast 150 Millionen auf 420 Millionen Euro wachsen.

Dies hat Folgen für das Eigenkapital: Von den einst für Ende 2011 ausgewiesenen 254 Millionen Euro blieben dadurch Ende 2012 nur noch 130 Millionen Euro übrig. Bereits nach der früheren Rechnungslegung hatte Air Berlin dringend frisches Kapital benötigt und sich deshalb die Golf-Fluglinie Etihad als Großaktionär ins Boot geholt.

GESCHÄFT LÄUFT BESSER

Im abgelaufenen Jahr schnitt Air Berlin im operativen Geschäft allerdings besser ab als von Analysten erwartet. Vor Steuern und Zinsen schrieb die Gesellschaft einen Gewinn (EBIT) von 70 Millionen Euro, nachdem ein Jahr zuvor noch ein Minus von 247 Millionen gestanden hatte. Ohne den Verkauf der Mehrheit am Vielfliegerprogramm Topbonus, der einen Gewinn von 184 Millionen Euro einbrachte, hätte Air Berlin allerdings weiter in der Verlustzone gesteckt.

Für die Gesellschaft ist es das erste Mal seit 2007, dass unter dem Strich schwarze Zahlen stehen. Im Herbst 2011 hatte Air Berlin unter der Führung von Übergangschef Hartmut Mehdorn einen Schrumpfkurs eingeleitet, unrentable Routen gestrichen und die Flotte von 170 auf 155 Maschinen verkleinert. Die Zahl der Fluggäste sank dadurch 2012 um 5,5 Prozent auf 33,3 Millionen. Der Umsatz stieg dagegen leicht auf 4,3 Milliarden Euro. Zudem brachte das 2011 angelaufene Sparprogramm den Angaben zufolge eine EBIT-Steigerung um 250 Millionen Euro. Der Erfolg wurde jedoch teilweise von hohen Treibstoffkosten aufgezehrt.

'Wir sind noch nicht am Ziel und sind uns bewusst, dass zum Ergebnis in 2012 auch Einmaleffekte beigetragen haben', sagte der neue Air-Berlin-Chef Wolfgang Prock-Schauer, der seit Januar die Geschäfte der Fluglinie führt. Das neue Sanierungsprogramm 'Turbine' soll im laufenden und im kommenden Jahr dabei helfen, insgesamt rund 450 Millionen Euro einzusparen. 900 Arbeitsplätze stehen auf der Streichliste - das entspricht rund jedem zehnten Arbeitsplatz bei der Fluglinie. Ihren kompletten Jahresabschluss will Air Berlin wie geplant am 20. März vorlegen.

KÜRZUNGSWELLE

Mit ihrem Sparkurs steht die Gesellschaft nicht allein. Viele europäische Fluglinien wie Air France-KLM , Iberia und SAS steuern mit harten Schritten gegen rote Zahlen an. Auch Branchenprimus Lufthansa , der im vergangenen Jahr unter dem Strich fast eine Milliarde Euro Gewinn einstrich, kürzt tausende Stellen. Dem Sparzwang soll auch die Konzernzentrale in Köln zum Opfer fallen.

Den klassischen Fluglinien machen in Europa vor allem Billigflieger wie Ryanair und Easyjet zu schaffen, die mit ihren Geschäftsmodellen weiter hohe Gewinne schreiben und vermehrt auf Geschäftskunden abzielen. Dazu kommen Faktoren wie die deutsche Ticketsteuer und vor allem die hohen Treibstoffpreise. Die Lufthansa will deshalb zusätzliche Milliarden in neue, sparsamere Flugzeuge stecken. Mit neuen Langstreckenmaschinen will sie auch stark wachsenden Konkurrenten wie der arabischen Fluggesellschaft Emirates besser Paroli bieten./stw/jha/fbr

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