FRANKFURT (dpa-AFX) - Arbeitnehmer und Arbeitgeber in Deutschland stellen sich den Übergang in die Rente völlig unterschiedlich vor. Von den 45 bis 60 Jahre alten Beschäftigten wollen nur 28 Prozent bis zum gesetzlichen Rentenalter voll erwerbstätig bleiben. Die Arbeitgeber gehen jedoch davon aus, dass 61 Prozent ihrer Mitarbeiter bis zum Schluss ganztags arbeiten. Das ergab eine repräsentative GfK-Umfrage 'Arbeit und Alter', die am Dienstag in Frankfurt vorgestellt wurde.
'In den kommenden Jahren steht die Arbeitswelt vor einer historisch einmaligen Herausforderung', sagte Stefan Becker, der Geschäftsführer der Initiative Beruf und Familie. Die Tochter der gemeinnützigen Hertie-Stiftung hat die Umfrage in Auftrag gegeben. Denn mit den geburtenstarken Jahrgängen erreichten bis 2029 rund 20 Millionen Menschen das Rentenalter.
Gut jeder vierte (26 Prozent) Befragte will in den letzten Jahren vor der Rente nur noch Teilzeit arbeiten, und etwa jeder Dritte (34 Prozent) will zwar bis zum Schluss voll arbeiten, aber vorzeitig in Rente gehen. Acht Prozent möchten dagegen auch nach dem gesetzlichen Renteneintrittsalter noch ganz oder in Teilzeit arbeiten. Drei Prozent streben eine reduzierte Erwerbstätigkeit vor und nach Beginn ihrer Rente an.
Angebote der Unternehmen für einen flexibleren Übergang vom Job in die Rente seien aber noch Mangelware, kritisierte Becker. Es gebe zwar punktuelle Angebote, aber noch kein neues Denken. 'Viele Angebote der Arbeitgeber treffen gar nicht den Bedarf der Mitarbeiter.'
'Zwei Drittel der Arbeitgeber bieten keine Maßnahmen an, um die Erwerbstätigkeitsphase älterer Beschäftiger zu verlängern', sagte Becker. Und nur 15 Prozent planten dies künftig zu tun. Mehr als die Hälfte der befragten Beschäftigten (56 Prozent) wünsche sich aber, dass ihr Arbeitgeber Angebote machte, damit sie leichter bis zum Rentenalter oder auch darüber hinaus berufstätig sein könnten. Am größten sei das Interesse (75 Prozent) dabei an flexibleren Arbeitszeitmodellen.
Befragt wurden je 500 Arbeitgeber und Arbeitnehmer in der Zeit vom 6. bis 11. November. Die Initiative engagiert sich seit rund 15 Jahren für die Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie./irs/DP/jkr