FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 19. März. Nach den heftigen Kursturbulenzen in der vergangenen Woche werden technische Analysten zunehmend vorsichtiger. Entwarnung für weitere Rücksetzer könne bisher nicht gegeben werden, heißt es.
Die Lage am Aktienmarkt bleibt fragil: Zwar hat sich der DAX in den vergangenen drei Handelstagen wieder teilweise von den herben Verlusten der Vorwoche erholt und von der Unterstützungslinie im Bereich von 9.000 Punkten nach oben entfernt. Ganz ausgestanden ist die Korrekturphase aus charttechnischer Sicht damit aber noch nicht. 'Auch wenn sich die Indikatorenlage zuletzt verbessert hat, darf bislang nur von einer Erholungsbewegung gesprochen werden. Die alte Aufwärtstrendlinie dürfte in den kommenden Tagen als Widerstand fungieren', erwartet etwa Christoph Geyer von der Commerzbank und geht davon aus, dass ein Ausbruch über diese Linie vorerst schwer fallen wird.
Dass die Unterstützung knapp unter 9.000 Punkten in der vergangenen Woche gehalten hat, ist aus Sicht von Geyer allerdings ein positives Zeichen. 'Es zeigt, dass der Markt noch die Kraft hat, sich gegen einen Absturz zu wehren. Die Wahrscheinlichkeit, dass die 10.000er-Marke bis April noch erreicht wird, dürfte aber in den zurückliegenden Tagen jedoch deutlich abgenommen haben', ergänzt der technische Analyst.
Händler am Frankfurter Parkett weisen zudem auf den großen Optionsverfalltag an diesem Freitag hin. Der so genannte Hexensabbat treibe aktuell die Kurse, da viele Investoren Optionen eindecken müssten. Wie es wirklich am Aktienmarkt weitergehe, werde sich daher erst in der kommenden Woche abzeichnen, heißt es.
Nachdem der DAX in der vergangenen Woche auf unter 9.000 Punkte abgerutscht war, notiert der Index am Mittwochmittag wieder über 250 Punkte höher bei 9.283 Punkten.
Korrektur noch nicht abgeschlossen
Auch Christian Schmidt von der Helaba sieht das deutsche Börsenbarometer noch nicht wieder zurück in ruhigem Fahrwasser: 'Mit der dreitägigen Erholungsbewegung ist der DAX allmählich in einen massiven Widerstandsbereich vorgedrungen', erklärt der Techniker und geht davon aus, dass die Luft nach oben nun erst mal wieder dünner wird. Dafür spreche nicht zuletzt die noch immer negativ zu wertende Lage der Indikatoren.
Ein zunehmend ausgereiztes Erholungsmuster bescheinigt dem DAX zudem Wieland Staud von Staud Research in Bad Homburg. 'Den mittlerweile dritten Tag konnte der DAX seine Erholung fortsetzen, was fast zu einem Vorstoß an die Hürde von 9.335 Punkten gereicht hat. Dennoch reicht das bisher gesehene noch immer nicht, um ein Ende der Korrektur annehmen zu können', erläutert der Techniker. Im Bereich von 9.335 Punkten dürfte die Konsolidierungsanfälligkeit des deutschen Börsenbarometers aus Sicht des Analysten spürbar zunehmen. 'Insofern wäre zur Wochenmitte eine Auszeit nicht ungewöhnlich, bevor auf eine sich fortsetzende Erholung gehofft werden kann - im Optimalfall auch mehr', fasst Staud zusammen. Kurzfristiger Halt finde sich im Bereich zwischen 9.225 bis 9.180 Zählern.
Trendbruch impliziert Abwärtsrisiken
Etwas pessimistischer zeigt sich indes Steffen Schneider, technischer Analyst der WGZ Bank. Zwar bestehe auf kurze Sicht ein gewisses Erholungspotenzial, mittelfristig stünden die Zeichen nach den jüngsten Rücksetzern nun aber auf Talfahrt, meint der Charttechniker und erklärt: 'Die letzte Unterstützung bei 9.070 wurde unterboten. Der DAX zeigt nun fallende Hoch- und Tiefpunkte und schwenkte per Definition damit in einen - bisher nur leicht - abwärts gerichteten Trend ein.' Zwar sei die darunterliegende Unterstützung bei 8.985 auf Schlusskursbasis gehalten worden, was eine kurze Erholung bis in den Bereich von 9.250 bis etwa 9.400 Zählern wahrscheinlich mache. 'Eine Änderung des neuen mittelfristigen Verkaufssignals wird damit aber wahrscheinlich nicht erreicht', erwartet Schneider und geht davon aus, dass der DAX bis zum Sommerbeginn auf rund 8.500 Punkte nachgeben wird.
Anleger zuversichtlich
Anders sehen das Anleger, die Stimmung hat sich trotz Kursrücksetzer nämlich deutlich verbessert, wie die aktuelle Umfrage der Börse Frankfurt zeigt. Der Bull/Bear-Index für die Profis steigt von 54,4 auf 62,2 Punkte. Das Bullenlager hat um 10 Prozent zugelegt. Insgesamt gehen nun 52 Prozent von steigenden und 30 Prozent von fallen Kursen aus. Der Bull/Bear-Index der Privatanleger steigt von 55,8 auf 66,3 Punkte. Hier sind 57 Prozent long positioniert.
Der Index misst den absoluten Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.
von Karoline Kopp, Deutsche Börse AG
Sie können sich kostenlos für unseren täglichen Newsletter per E-Mail anmelden. Registrieren Sie sich bei www.boerse-frankfurt.de/newsletter
© 19. März 2014
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)