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Deutsches Ja zu Glyphosat belastet Gespräche von Union und SPD

Veröffentlicht am 28.11.2017, 06:54
© Reuters. Farmer Edward Ford demonstrates granules of the weedkiller glyphosate on his arable farm in Brentwood
BAYGN
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- von Peter Maushagen und Sabine Ehrhardt

Brüssel/Berlin (Reuters) - Die EU hat mit Hilfe der überraschenden Zustimmung Deutschlands den Einsatz des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat um fünf Jahre verlängert.

Der Alleingang des CSU-geführten Agrarministeriums in Brüssel belastet Gespräche mit der SPD über mögliche Sondierungen für eine Neuauflage der großen Koalition in Berlin. Das deutsche Votum läuft zudem dem Willen Frankreichs entgegen, das die Verlängerung der Genehmigung auf maximal drei Jahren begrenzen wollte.

Die EU-Kommission teilte am Montag mit, in einer Abstimmung hätten sich genügend Mitgliedsländer für die Erneuerung der Zulassung um fünf Jahre ausgesprochen. Sie werde das Votum vor dem Ablauf der Glyphosat-Genehmigung Mitte Dezember umsetzen. Die Abstimmung war wiederholt vertagt worden, da die 28 EU-Mitglieder uneins waren. Vor allem Deutschland hatte sich immer wieder enthalten, da Agrarminister Christian Schmidt (CSU) und Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) wegen der Verlängerung über Kreuz liegen.

Schmidt hat nach Angaben eines Insiders seine Entscheidung für eine Zustimmung allein getroffen. "Die Entscheidung fiel in seiner Ressortzuständigkeit", erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters aus Kanzleramtskreisen. Dies ist ein Hinweis, dass es keine abgestimmte Entscheidung etwa mit dem Kanzleramt war.

SPD SPRICHT VON VERTRAUENSBRUCH

Hendricks, die wie alle Bundesminister geschäftsführend im Amt ist, reagierte verärgert. Zwei Stunden vor Beginn der Sitzung des Berufungsausschusses habe sie gegenüber Schmidt telefonisch eindeutig erklärt, dass sie mit einer Verlängerung weiterhin nicht einverstanden sei, erklärte sie. "Es war daher klar, dass Deutschland sich auch in der Sitzung des Berufungsausschusses enthalten musste." Schmidt habe per SMS bestätigt, dass der Dissens bestehen bleibe. Offenbar sei zur selben Zeit an den Vertreter des Agrarministeriums in Brüssel eine andere Weisung ergangen als mit Schmidt und ihr abgestimmt gewesen sei, erklärte Hendricks. "Jeder, der an Vertrauensbildung zwischen Gesprächspartnern interessiert ist, kann sich so nicht verhalten."

SPD-Fraktionschefin Andrea Nahles sprach von einem massiven Vertrauensbruch innerhalb der Regierung. Angesichts der einsamen und unabgestimmten Entscheidung von Schmidt stelle sich die Frage, ob Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ihre eigenen Leute noch im Griff habe. "Wir empfinden das wirklich als schwere Belastung."

Schmidt verteidigte das deutsche Ja zu Glyphosat damit, dass die EU-Kommission "sich ohnehin für die Verlängerung der Zulassung von Glyphosat entschieden" hätte. Durch die Unterstützung hätte man nun wichtige Bedingungen durchsetzen können.

Die EU-Kommission hätte die Lizenzverlängerung für den Unkrautvernichter theoretisch auch durchdrücken können. Sie wünschte aber die Abstimmung der Mitgliedstaaten, weil das Thema Glyphosat zu einem Politikum geworden ist. So will Frankreich entgegen der EU-Entscheidung das Mittel in spätestens drei Jahren verbieten. Präsident Emmanuel Macron erklärte per Twitter, der Einsatz des Unkrautvernichters werde untersagt, sobald es eine Alternative gebe, spätestens aber in drei Jahren.

KRITIK VON FOODWATCH - LOB AUS DER CDU/CSU

© Reuters. Farmer Edward Ford demonstrates granules of the weedkiller glyphosate on his arable farm in Brentwood

Glyphosat wird seit 40 Jahren auf Feldern eingesetzt, ist aber umstritten. Eine Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft die Chemikalie als wahrscheinlich krebserregend ein. Untersuchungen von Lebensmittelsicherheits- und Chemiebehörden aus Europa, Kanada und Japan bestätigen diesen Verdacht allerdings nicht.

Die Verbraucherorganisation Foodwatch kritisierte die Zulassung. "Wer den europäischen Vorsorgegedanken ernst nimmt, muss zu dem Schluss kommen, dass ein Wirkstoff wie Glyphosat keinen Tag länger auf den Äckern ausgebracht werden darf", sagte Verbandschef Martin Rücker.

Glyphosat ist Kernbestandteil des umsatzstarken Mittels Roundup des US-Saatgutriesen Monsanto (NYSE:MON), den Bayer (DE:BAYGN) für mehr als 60 Milliarden Dollar kaufen will.

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