Frankfurt (Reuters) - Die Aussicht auf massive Steuersenkungen für Unternehmen in den USA hat am Montag den europäischen Börsen wieder auf die Beine geholfen.
Der Dax stieg um 1,5 Prozent auf 13.058 Punkte, womit er die Verluste der Vorwoche wettmachte. Der EuroStoxx50 legte 1,4 Prozent auf 3576 Zähler zu. Am Wochenende hatte der Senat die Steuerpläne abgesegnet, die nun noch mit dem Repräsentantenhaus in Einklang gebracht werden müssen. Sie sehen hohe Steuersenkungen für Firmen und vermögende Privatleute vor.
Auch an der Wall Street feierten die meisten Anleger: Der Dow Jones und der S&P500 stiegen bis zu 1,3 und 0,9 Prozent und markierten zeitweise bei 24.534 und 2665 Punkten neue Bestmarken. Allerdings bremste der schwelende Haushaltsstreit die Kauflaune der Anleger. Erneut geht es um die Anhebung der Schuldenobergrenze. "Interessanterweise konnte man sich auf die viel teurere Steuerreform einigen, aber nicht über die Finanzierung der laufenden öffentlichen Ausgaben", sagte Marktanalyst Jochen Stanzl vom Onlinebroker CMC Markets. So rutschte der Nasdaq-Composite an der Technologiebörse um bis zu 0,7 Prozent ins Minus. Zum Handelsschluss in Europa lag er noch 0,3 Prozent niedriger, der Dow Jones und der S&P500 notierten ein und 0,5 Prozent höher.
Im Fokus standen zudem die Brexit-Verhandlungen. Premierministerin Theresa May und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker trennten sich ohne Einigung, beteuerten aber beide bis Mitte nächster Woche zum EU-Gipfel die strittigen Fragen geklärt zu haben. Am Mittag hatten Spekulationen auf einen Durchbruch die Anleger ins Pfund Sterling gelockt. Nach den Aussagen von Juncker und May rutschte die britische Währung wieder leicht ab.
DIALOG WEGEN SORGE UM HAUPTKUNDE APPLE IM FREIEN FALL
Gefragt an den europäischen Börsen waren insbesondere Unternehmen mit einem starken US-Geschäft wie die Titel des Dialysekonzerns Fresenius Medical Care (DE:FMEG) (FMC). Sie stiegen um über vier Prozent und führten die Dax-Gewinnerliste an. Die Titel hätten im Vergleich zum Leitindex ohnehin Nachholbedarf, sagte ein Händler. Im EuroStoxx standen CRH-Papiere mit einem Plus von 2,8 Prozent ganz oben. Der irische Zementhersteller ist in den USA Branchenprimus. Die in Mailand gelisteten Aktien des italienisch-amerikanischen Autobauers FiatChrysler legten in Mailand 3,3 Prozent zu. Im Dow waren vor allem Bankenwerte wie JP Morgan gesucht, die über zwei Prozent gewannen. Die Steuersenkungen dürften angesichts der damit verbundenen Inflationsaussichten zu höheren Zinsen führen, was ganz im Sinne der Geldhäuser ist.
Für lange Gesichter sorgte im deutschen Handel erneut Chipdesigner Dialog Semiconductor (DE:DLGS) im TecDax. Konzern-Chef Jalal Bagherli betonte in einer Telefonkonferenz zwar, 2018 werde es keine Beeinträchtigungen bei den Geschäftsbeziehungen mit dem wichtigen Kunden Apple (NASDAQ:AAPL) geben. Für 2019 wagte er aber keine Prognose, das könne er erst im Laufe des ersten Quartals. Die Aktien stürzten um mehr als 24 Prozent auf 23,70 Euro ab. Das war der niedrigste Schlusskurs seit Oktober 2014.
Im MDax brachen Steinhoff-Papiere um über zehn Prozent auf 3,08 Euro ein. Der deutsch-südafrikanische Möbelkonzern ("Pocco") kündigte an, am Mittwoch eine zunächst untestierte Bilanz vorzulegen. Gegen ihn laufen Untersuchungen wegen internen Finanz-Verschiebungen.