FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Abwärtstendenz an der Wall Street am Vorabend nach der Zinserhöhung durch die US-Notenbank hat sich am Donnerstag auch am deutschen Aktienmarkt fortgesetzt. Der Dax (DAX) fiel gegen Mittag um 0,46 Prozent auf 12 328,77 Punkte und konnte somit nicht an die jüngste Erholung anknüpfen. Er entfernte sich damit weiter von der Marke von 12 400 Punkten nach unten, diese gilt im Handel als kurzfristig entscheidend für den weiteren Dax-Trend.
Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Börsentitel gab um 0,63 Prozent auf 26 013,12 Zähler nach. Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) zeigte sich ebenfalls schwächer.
Die Federal Reserve (Fed) erhöhte das Leitzinsband wie allgemein erwartet auf 2,00 bis 2,25 Prozent. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial (Dow Jones) stieg daraufhin zunächst auf ein Tageshoch, kippte dann jedoch ins Minus und weitete anschließend die Verluste noch etwas aus.
Volkswirt Stefan Kipar von der BayernLB machte darauf aufmerksam, dass die Notenbanker um den Chef Jerome Powell trotz der boomenden Wirtschaft die Inflationsprognosen nicht angehoben, sondern für 2019 sogar leicht gesenkt haben. Die Renditen von US-Staatsanleihen fielen in Reaktion darauf - und mit ihnen die Kurse großer US-Banken. Der S&P 500 Bankenindex verlor 1,5 Prozent und damit deutlich stärker als der Gesamtmarkt.
Auch die Kurse der deutschen Geldhäuser fielen in diesem Fahrwasser: Papiere der Deutschen Bank (DE:DBKGn) verloren 1,1 Prozent und die der Commerzbank (4:CBKG) 2 Prozent. Europaweit waren Bankaktien die größten Verlierer. Fallende Renditen an den Kapitalmärkten können die Erträge der Finanzinstitute im Geschäft mit festverzinsten Papieren belasten.
Bei den Einzelwerten sackten die Papiere der Lufthansa (4:LHAG) auf den niedrigsten Stand seit zwei Monaten ab. Eine Abstufung von "Halten" auf "Reduzieren" durch das Investmenthaus Kepler Cheuvreux drückte den Kurs um 3,6 Prozent an das Dax-Ende. Mehr Freizeit- statt Geschäftsreisen dürften im Airline-Sektor jüngst die Umsätze belastet haben, schrieb Analystin Ruxandra Haradau-Doser.
Aktien von Hella (4:HLE) drehten nach anfänglichen Kursgewinnen ins Minus und verloren 1,5 Prozent. Experten lobten zwar starke Quartalszahlen des Autozulieferers. Die gute Entwicklung sei aber vermutlich einem Sondereffekt geschuldet, merkte Analyst Jose Asumendi von JPMorgan (NYSE:JPM) an.
Die zuletzt arg gebeutelten Aktien von Fielmann (112:FIEG) erholten sich mit plus 2,2 Prozent ein wenig. Die DZ Bank hob die Papiere der Optikerkette von "Verkaufen" auf "Halten". Anteile von Kion (4:KGX) fielen dagegen nach einem Kommentar der Citigroup (NYSE:C) um 2,7 Prozent. Analyst Martin Wilkie sieht die Gefahr, dass der Staplerhersteller die Jahresziele kappen könnte.
Nach dem Kantersieg von Borussia Dortmund (104:BVB) gegen den 1. FC Nürnberg am Vorabend stiegen die Papiere des BVB in der Spitze um knapp 2 Prozent auf den höchsten Stand seit Oktober 2017. Die Westfalen hatten die Nürnberger mit 7 zu 0 besiegt. Zuletzt lagen BVB-Aktien noch 0,7 Prozent im Plus.