Investing.com - Seit etwa drei Jahren leidet die chinesische Wirtschaft unter dem neuartigen Coronavirus. Dank der jüngsten Lockerung einiger Corona-Beschränkungen im Reich der Mitte rückt der hiesige Aktienmarkt nun aber wieder stärker in den Blickpunkt der Investoren. Dies ergab eine von der Bank of America (NYSE:BAC) durchgeführte Umfrage unter Fondsmanagern. Goldman Sachs (NYSE:GS) hingegen sieht das Land vor weiteren Herausforderungen, hält aber einige Aktien aus dem Technologiesektor für besonders interessant.
Ein Bereich, der in diesem Zeitraum besonders stark unter Druck geriet, war der Technologiesektor. So stürzte der Nasdaq Golden Dragon Index, der in Werte wie Alibaba (NYSE:BABA), Baidu (NASDAQ:BIDU) und Tencent (HK:0700) investiert, von seinem Höchststand im Jahr 2021 (20.893 Punkte) bis zu seinem Tiefststand im Oktober 2022 (4.113 Punkte) um mehr als 80 Prozent ab. Der Grund: die Kombination aus wirtschaftsfeindlichen Corona-Maßnahmen und der Regulierungswut der Regierung in Peking.
Mit der Teil-Wiedereröffnung der chinesischen Wirtschaft konnten sich mittlerweile auch die Tech-Aktien (NYSE:XLK) etwas von ihren Tiefstständen lösen. Ausgehend vom Oktobertief kletterte der Golden Dragon Index binnen weniger Wochen um über 64 Prozent auf aktuell 6.768,39 Punkte.
Dass die chinesische Regierung dem Internet-Tech-Sektor neue Vorschriften auferlegt, ist unwahrscheinlich, zitierte CNBC den Gründer und CEO des ETF-Anbieters KraneShares, Jonathan Krane.
"Ich glaube, wir haben das Maximum an Regulierung hinter uns", sagte er im Gespräch mit dem US-Nachrichtenmagazin. "Das gehört meines Erachtens der Vergangenheit an", betonte Krane. "Mit einer weiteren Regulierungsoffensive rechne ich nicht."
Etwas differenzierter beurteilt Goldman Sachs die Perspektiven für den Sektor im Jahr 2023. Die US-Investmentbank sagt für die meisten Teilsektoren im nächsten Jahr eine "schwache Nachfrage" voraus, nicht aber für Softwareunternehmen, für die sie ein "stärkeres Wachstum" prognostiziert.
"Der chinesische Softwaresektor ist gut positioniert, um im Jahr 2023 eine Beschleunigung des Umsatzwachstums von 28 Prozent im Vergleich zu 14 Prozent im Jahr 2022 zu erzielen", wie die Goldmänner schreiben.
Ursache hierfür sei die stabile Nachfrage und der Umsatzbeitrag von Großunternehmen im Jahr 2022, so die Experten weiter.
Zu den Top-Picks von Goldman im Bereich Automotive Software gehören ThunderSoft (SZ:300496), Desay (SZ:002920) und ArcSoft Corp (SS:688088). Im Bereich Cybersecurity Software setzt die Bank auf Beijing Venustech (SZ:002439).
Für den Smartphone-Sektor prognostiziert die US-Bank ein flaches Wachstum im Jahr 2023. Schuld daran sei die Absatzschwäche in China.
Im Smartphone-Markt bleiben die Goldmänner "selektiv und bevorzugen jene Unternehmen, die ihren Marktanteil erhöhen, in neue Endmärkte (z.B. Automobilelektronik) diversifizieren oder einen wachsenden Kundenstamm aufweisen".
Zu den Top-Picks zählt Goldman Sachs in diesem Bereich BYD (F:1211) Electronics (HK:0285), Lianchuang Electronic Technology (SZ:002036) und AAC Technologies (HK:2018).
Für den Markt von Ajinomoto-Aufbaufolien (ABF) rechnet Goldman Sachs mit einem erhöhten Umsatz- und Margenwachstum. Als Begründung verweist das Institut auf den Einsatz von ABF in fortschrittlichen Bereichen wie Netzwerken, Servern und Hochleistungscomputern.
ABF Substrate spielen eine Schlüsselrolle bei der Herstellung von Halbleiterchips. Das ABF-Substrat, auch Ajinomoto Build-Up Film (ABF), genannt, ist ein elektrischer Isolator, der speziell für komplexe Schaltungen entwickelt wurde und in PCs und Routern zum Einsatz kommt.
Hier gehören die in Taiwan ansässigen Unternehmen Nan Ya Printed Circuit Board (TW:8046) und Unimicron (TW:3037) zu den Top-Picks der Bank.
von Robert Zach