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AUSBLICK 2014: Chemieindustrie bleibt trotz Störfeuer auf Wachstumskurs

Veröffentlicht am 21.12.2013, 10:05
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Energiewende gilt auch in der Chemiebranche als großes Schreckgespenst. Eindringlich warnen Konzernchefs wie Kurt Bock vom Branchenprimus BASF und der Branchenverband vor einem Wegfall von Rabatten bei Energiepreisen. Dies dürfte die Unternehmen im kommenden Jahr aber kaum aus der Bahn werfen oder komplett ins Ausland treiben. Daran werden auch verlockend niedrige Energiepreise in den USA nichts ändern, sind Experten überzeugt. Stattdessen profitiert die Chemieindustrie von einer vor allem in Europa und den USA wieder anziehenden Nachfrage. Nachlassen dürfte der Schwung hingegen in den Schwellenländern.

Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) blickt deshalb mit vorsichtigem Optimismus auf den Jahreswechsel: 'Im kommenden Jahr wird es für die deutsche Chemie aufwärts gehen, aber nur langsam', sagte der VCI-Präsident Karl-Ludwig Kley jüngst. Die konjunkturellen Vorzeichen seien gut, die Weltwirtschaft habe 'nach meinem Ermessen die Talsohle durchschritten', so Kley. Ganz besonders gelte dies für das anziehende Europageschäft. Experten wie Lars Hettche, Analyst beim Bankhaus Metzler, gehen deshalb davon aus, dass 2014 die Umsätze und Produktionsvolumen in der Branche erneut leicht steigen werden. Damit würde der Umsatz das dritte Jahr in Folge auf Rekordniveau liegen.

Eine steigende Nachfrage hat die Branche auch dringend nötig, denn sie ächzt nach wie vor unter Überkapazitäten. Angesichts einer hinter den Erwartungen zurückbleibenden Nachfrage sorgten Überkapazitäten in bestimmten Segmenten für Druck auf die Margen. Einige Unternehmen wie etwa die Spezialchemiehersteller Lanxess und Evonik steuern mit Sparprogrammen gegen. Auch der Branchenprimus BASF und die Bayer-Kunststoffsparte setzten den Rotstift an. 'Neben den bekannten Programmen fallen uns auch neue Dinge ein, es gibt keine Denkverbote', sagte BASF-Chef Kurt Bock im Sommer.

In diesem Jahr waren zwar die Preise gesunken und die Nachfrage hatte auch nur leicht zugelegt, weshalb VCI-Präsident und Merck KGaA-Chef Kley 2013 auch als 'kein einfaches Jahr für die deutsche Chemie' bezeichnete. Dennoch hatte der Umsatz einen neuen Spitzenwert erreicht. Im kommenden Jahr dürfte das Wachstum allerdings nicht mehr allein von den bisherigen Zugpferden Asien und Lateinamerika kommen, sondern auch verstärkt aus den USA.

Dort sind die Energiepreise wegen des Schiefergas-Booms stark gesunken. Ein Standortvorteil - vor allem mit Blick auf steigende Preise in Deutschland. BASF-Chef Bock warnte deshalb öffentlichkeitswirksam schon einmal vor den Folgen der Energiewende für die energieintensive Chemieindustrie und drohte indirekt mit Produktionsverlagerungen in die USA.

Der Konzern mache sich Gedanken, wie er die Situation sehr günstiger Rohstoffe dort ausnützen könne. Er könne sich vorstellen, 'dass wir da noch mehr Ideen haben werden'. Würden in Ludwigshafen dieselben günstigen Verhältnisse wie in den USA herrschen, hätte das Ergebnisverbesserungen von weit über einer halben Milliarde Euro zur Folge. Bock schloss vor diesem Hintergrund Konsequenzen für die europäischen Standorte nicht aus. Alle großen europäischen Chemiekonzerne schauten sich derzeit die Möglichkeiten in den USA an und hielten Investitionen in Standorte auf dem heimischen Kontinent zurück, erklärte der BASF-Chef.

DIW-Energieexpertin Claudia Kemfert rechnet unterdessen nicht damit, dass es zu einer großen Abwanderung von Chemieunternehmen aus Deutschland kommen wird. 'Energiekosten zählen nicht zu den Haupttreibern für eine Verlagerung von Geschäften', sagte sie. Vielmehr wanderten Unternehmen ab, weil sie etwa in einem Land präsent sein wollen. Die Energiekosten bei durchschnittlichen Unternehmen machten im Schnitt nicht mehr als 5 Prozent der Gesamtkosten aus, bei energieintensiven Unternehmen liege der Anteil höher.

Allerdings würde die Streichung der Sonderregelung bei der EEG-Umlage für energieintensive Unternehmen dennoch einen großen Wettbewerbsnachteil bedeuten, ist Analyst Hettche überzeugt. 'Das würde sich massiv auf die Gewinn der Unternehmen auswirken.' Allerdings rechnen derzeit die meisten Experten damit, dass die Rabatte nicht vollständig gestrichen werden./jha/mne/fbr/stb

--- Johannes Haller und Michaela Nehren-Essing, dpa-AFX ---

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