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AUSBLICK 2014/Langer Weg zu mehr Vertrauen: Alte Skandale belasten Banken

Veröffentlicht am 21.12.2013, 10:04
FRANKFURT (dpa-AFX) - Das Klima für Banken ist rau geworden. Fünf Jahre nach dem Höhepunkt der Finanzkrise verschärfen Politik und Aufseher die Gangart, das Ansehen der Institute in der Bevölkerung ist gering. Nur gut ein Viertel der Deutschen vertraut der Branche noch laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Allensbach. Mit jedem Skandal schwindet das vielleicht wichtigste Kapital der Finanzwelt ein bisschen mehr. Dabei wollen die Institute dringend wieder Ansehen zurückgewinnen.

'Unser Problem ist, dass Fehler und Versäumnisse aus früheren Jahren erst heute aufgearbeitet und sanktioniert werden', sagte der frühere Chef des Bundesverbands deutscher Banken, Andreas Schmitz, kürzlich dem 'Handelsblatt'. Durch die Skandalisierung in der Presse entstehe jedoch der Eindruck, 'das wäre alles erst gerade passiert und die Banken hätten nichts dazugelernt'.

Die Ermittlungen der Behörden lassen das Misstrauen wachsen: Kaum ein Bereich, in dem sich nicht einzelne Banken gegen Manipulationsvorwürfe wehren müssen. Neben den Betrügereien bei wichtigen Zinssätzen nehmen Behörden weltweit auch die Preisbildungen von Derivaten, Gold und Silber und Währungen ins Visier.

EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia nannte es 'schockierend', was seine Behörde allein bei der Manipulation von Referenzzinssätzen entdeckt habe und verhängte eine Rekordstrafe von insgesamt 1,7 Milliarden Euro gegen sechs Geldhäuser. Darunter ist auch die Deutsche Bank . Das Geldhaus betont, es habe sich um Verfehlungen einzelner Mitarbeiter gehandelt.

Doch nicht nur die Aufseher, auch die Politik lässt nicht locker. 'Es waren nicht die Staaten, welche die Krise ausgelöst haben. Das war die Finanzbranche. Deshalb kann es kein Ende der Regulierung geben', betonte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) kürzlich.

Die geplante Bankenunion in Europa wird einige Härten für die Institute beinhalten, die lange Zeit undenkbar schienen. Das gilt etwa bei den Vorgaben für die Abwicklung maroder Banken und der Beteiligung von Gläubigern. Auch in den USA müssen sich die Banken auf einige neue Härten einstellen. Die jüngst gegen den Widerstand der Branche verabschiedete 'Volcker Rule' begrenzt den Eigenhandel.

Die Banken selbst verweisen hingegen auf die bereits gezogenen Konsequenzen: 'Wenn immer wieder gesagt wird, dass es bei der Regulierung kaum Fortschritte gibt, übersieht man die weitreichenden Veränderungen der letzten Jahre', sagt der Co-Chef der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen. So hätten die Banken ihr Eigenkapital deutlich gestärkt und Risiken abgebaut. Damit seien sie für neue Krisen besser gerüstet. Zudem gebe es strengere Bonusregelungen. Zugleich betonen die Banken ihre wichtige Funktion für die Gesamtwirtschaft.

Damit die neue Botschaft auch ankommt, hat die seit knapp anderthalb Jahren amtierende Doppelspitze bei der Deutschen Bank aus Fitschen und dem früheren Investmentbanker Anshu Jain öffentlichkeitswirksam einen Kulturwandel ausgerufen. Die seit der Finanzkrise teilverstaatlichte Commerzbank verspricht in zahlreichen Werbespots eine neue Geschäftspraxis. Mit besserer Beratung und weniger Verkaufsdruck will sie die Kunden überzeugen.

Gegen Misstrauen müssen gerade Europas Banken aber auch bei Investoren kämpfen. Viele Anleger zweifeln angesichts wachsender Bestände an faulen Krediten weiter an der Stabilität mancher Institute. Die Hoffnungen ruhen nun auf der Europäischen Zentralbank. Ehe sie in knapp einem Jahr die Oberaufsicht über die größten Banken der Eurozone übernimmt, will sie die Institute auf Herz und Nieren testen. Mögliche Schwachstellen in den Bilanzen sollen so aufgedeckt werden und notfalls mit frischem Geld gestopft werden.

Im Kampf um Vertrauen stellt sich die Branche auf einen Langstreckenlauf ein. Der Kampf muss nicht aussichtslos sein. Denn die Deutschen misstrauen zwar der Bankenbranche insgesamt - ihrer Hausbank aber sind fast drei Viertel weiterhin wohlgesonnen./enl/DP/stb

--- Von Erik Nebel, dpa-AFX ---

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