- von Klaus Lauer und Georgina Prodhan
Berlin (Reuters) - Anders als der Konkurrent ProSiebenSat.1 trotzt der europäische Fernsehkonzern RTL dem schwierigen Werbemarkt.
Vor allem für das wichtige Geschäft in Deutschland zeigt sich die Unternehmensspitze optimistisch. "Angesichts der aktuellen Buchungsdynamik für September gehen wir davon aus, dass unsere TV-Werbeumsätze in Deutschland im dritten Quartal rund drei Prozent im Plus sein werden", sagte Co-Chef Guillaume de Posch der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch. Für das Gesamtjahr 2017 sei hier ein Plus von rund einem Prozent zu erwarten. Um sich unabhängiger vom Fernseh-Werbemarkt zu machen, will die RTL Group (BR:AUDKt) künftig verstärkt in das wachsende Onlinevideo- und Werbetechnologie-Geschäft investieren.
Anfang der Woche hatte ProSiebenSat.1 einen skeptischen Ausblick für den deutschen TV-Werbemarkt vorgelegt und damit die Anleger verschreckt. Am Mittwoch fielen die Aktien des Dax-Konzerns erneut und lagen zeitweise so niedrig wie zuletzt im April 2013. Die im MDax notierten RTL-Papiere hingegen, die am Vortag im Sog von ProSiebenSat.1 noch fünf Prozent verloren hatten, lagen am frühen Nachmittag mehr als zwei Prozent im Plus.
ONLINE-RIESEN SORGEN FÜR STARKE KONKURRENZ
Vielen Medienkonzernen macht zu schaffen, dass junge Zuschauer immer mehr ins Internet zu Streaming-Diensten wie Netflix oder Amazon (NASDAQ:AMZN) Prime abwandern. Die RTL-Chefs de Posch und Bert Habets erklärten, man habe deshalb in den vergangenen Jahren erfolgreich in das dynamisch wachsende Onlinevideo- und Werbetechnologie-Geschäft investiert. "Gleichzeitig ist die schwierige Entwicklung der TV-Werbemärkte ein deutliches Signal, dass wir die Umsetzung unserer Strategie sogar noch beschleunigen müssen."
So übernimmt RTL die restlichen gut 36 Prozent seines Video-Werbevermarkters SpotX für 123 Millionen Euro von den Minderheitsaktionären und plant weitere Investitionen, um das Werbetechnologie-Geschäft auszubauen. "Wir schauen uns aktiv zusätzliche Assets an", sagte Co-Chef Habets zu Reuters, ohne jedoch konkreter zu werden. Zudem soll es eine engere Zusammenarbeit zwischen den Video-Werbespezialisten SpotX und Smartclip geben.
Im zweiten Quartal steigerte RTL seinen Umsatz überraschend stark um 8,8 Prozent auf 1,57 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis (Ebitda) sank um 7,4 Prozent auf 362 Millionen Euro und lag damit im Rahmen der Erwartungen. Bereinigt um Einmaleffekte stieg der Gewinn hingegen um vier Prozent. Seinen Ausblick für 2017 - mit einem moderaten Umsatzanstieg und einem weitgehend stabilen Gewinn - bekräftigte RTL.