Tokio/Paris (Reuters) - In der Autobranche sorgt der Wandel hin zu autonomem Fahren und Vernetzung für einen neuen Schub bei Allianzen.
Toyota (T:7203) und der japanische Technologiekonzern Softbank kündigten am Donnerstag an, künftig gemeinsam selbstfahrende Autos zu entwickeln. Zuvor hatten Honda (NYSE:HMC) und US-Branchenprimus General Motors (NYSE:GM) mitgeteilt, ihre Kooperation beim autonomen Fahren zu intensivieren. Auch Renault-Nissan und Daimler (DE:DAIGn) wollen einen Ausbau ihrer Allianz (DE:ALVG) auf die Batterieforschung und das autonome Fahren ausloten. "Die Branche ist im Umbruch in den Bereichen Vernetzung, autonomes Fahren und Mobilitätsdienste, da gibt es viele Möglichkeiten der Zusammenarbeit für unsere Unternehmen", sagte Renault-Nissan-Chef Carlos Ghosn am Mittwoch auf dem Autosalon in Paris.
Fahrzeughersteller weltweit stellen sich derzeit für den Wandel in der Branche neu auf. Niemand will den Anschluss verpassen, obwohl die Entwicklung Milliarden verschlingt und sich mit autonomen Fahrzeugen oder digitalen Diensten rund um die Mobilität noch kein Geld verdienen lässt. Um ihre Kräfte zu bündeln, gehen die Pkw-Bauer oftmals untereinander Partnerschaften ein. Viele tun sich auch mit Technologiefirmen zusammen, um von deren Expertise und ihrem deutlich höheren Tempo bei Innovationen zu profitieren. Zudem fürchtet die Autobranche die Konkurrenz erfindungsreicher und finanzstarker IT-Unternehmen und will beim künftig zentralen Geschäft mit Daten nicht in Abhängigkeit geraten.
Toyota und Softbank etwa teilten mit, durch ihre Zusammenarbeit Kosten sparen und Know-how in den Zukunftstechnologien im Automobilbereich sichern zu wollen. Sie kündigten dazu die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens namens MONET ("Mobility Network") an, an dem Softbank einen Anteil von 50,25 Prozent halten soll. Beide Unternehmen sind schon in den Bereichen autonomes Fahren, Car Sharing und anderen Mobilitätsdienstleistungen engagiert. So sind Softbank und Toyota an den Mitfahrdiensten Uber, Grab und Didi Chuxing beteiligt. Toyota entwickelt selbst Technologien zum autonomen Fahren und künstliche Intelligenz. Auch Softbank hat seine eigene Abteilung für autonomes Fahren, SB Drive, die selbstfahrende Busse entwickelt.
Renault-Nissan und Daimler loten einen Ausbau ihrer Kooperation auf die Batterieforschung und das autonome Fahren aus. Daimler-Chef Dieter Zetsche sagte, man könnte etwa bei der Batterieforschung unterschiedliche Wege einschlagen und dann die Ergebnisse austauschen. Die Branche forscht schon länger an den nächsten Generationen der Autobatterien, die auf anderen chemischen Grundlagen beruhen als die herkömmlichen Lithium-Ionen-Speicher. Mit größeren Reichweiten der Batterien soll der Umschwung vom Verbrennungsmotor zu Elektroautos beschleunigt werden. "Je höher die Ölpreise, desto mehr Rückenwind gibt es für Elektroautos", sagte Zetsche.
Auch die Opel-Mutter PSA zeigte sich in Paris offen für neue Zusammenschlüsse. Dabei ziehe der französische Autobauer nach seiner rasanten Trendwende und den schnellen Fortschritten bei der Sanierung der Rüsselsheimer Tochter die Aufmerksamkeit von Rivalen auf sich, sagte PSA-Chef Carlos Tavares der Nachrichtenagentur Reuters jüngst am Rande des Pariser Autosalons. "Einige unserer Konkurrenten sehen uns mit anderen Augen." Der Konzern stand noch 2014 kurz vor dem Bankrott, hat aber mittlerweile Rekordwerte bei der Rentabilität erzielt. Opel und die britische Schwester Vauxhall wurden nach der Übernahme vom US-Rivalen General Motors in weniger als einem Jahr in die Gewinnzone geführt.
Da andere Hersteller mit einer Verschärfung der Emissionsvorschriften und steigenden Investitions- und Technologieanforderungen zu kämpfen hätten, könnten sich für PSA Möglichkeiten ergeben, sagte Tavares. Wenn jemand eine Partnerschaft brauche, sei sein Unternehmen offen für Geschäfte. "Wie wir immer gesagt haben, wir werden immer Chancen in Betracht ziehen."