Berlin, 18. Nov (Reuters) - Die Bahn-Gewerkschaft EVG verlangt von der Bundesregierung und dem Vorstand umfassende Aufklärung über die Vorwürfe gegen Finanzvorstand Alexander Doll. "Der Vorstand und Eigentümer sind hier in der Pflicht, umfassend für Transparenz zu sorgen", sagte der neue Chef der Eisenbahn und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Torsten Westphal, am Montag dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland". "Erst dann kann es im Aufsichtsrat darum gehen, weitere Personalentscheidungen zu treffen." Der Aufsichtsrat will an diesem Montag über den Aufhebungsvertrag entscheiden, den Doll bereits unterschrieben hat. Doll wird vorgeworfen, nicht umfassend und rechtzeitig über Risiken beim Verkauf der Nahverkehrstochter Arriva informiert zu haben. Doll selbst hat Konzernkreisen zufolge die Vorwürfe bestritten.
Westphal selbst ist nicht Mitglied des Aufsichtsrats. EVG-Mitglieder stellen aber fast die Hälfte des Gremiums. Der Aufsichtsrat könnte den Vertrag aber mit Stimmen der Eigentümer-Vertreter auch gegen die Arbeitnehmervertreter billigen. Ein erster Versuch, Doll zu entlassen, war vor zehn Tagen gescheitert. Der Finanzvorstand gilt als Reformer und hat Sympathien gerade bei den Arbeitnehmervertretern. Verkehrsminister Andreas Scheuer dringt aber auf seinen Abschied.
Eine Aufklärung bei der Sondersitzung des Aufsichtsrates gilt wegen des komplexen Arriva-Verkaufsverfahrens, das inzwischen auf Eis gelegt ist, als schwierig. Aufsichtsratsmitglieder sagten, dies sei eigentlich Sache des Prüfungs-Ausschusses des Gremiums, das sich gegebenenfalls auch externe Expertise holen müsste.