STUTTGART/VILLINGEN-SCHWENNINGEN (dpa-AFX) - Der Insolvenzverwalter der Hess AG hat die Ergebnisse in den Bilanzen des Leuchtenherstellers um mehrere Millionen nach unten korrigiert. Die Ergebnisse nach Steuern der Jahre 2007 bis 2011 seien um 23,2 Millionen Euro niedriger als ursprünglich ausgewiesen, teilte der Insolvenzverwalter am Mittwoch mit. Für das Jahr 2012, für das lediglich der Entwurf eines Jahresabschlusses vorlag, seien Fehler im Ergebnis in Höhe von 20,4 Millionen Euro aufgedeckt worden. Grub hatte bereits im November den Bericht eines Wirtschaftsprüfers vorgelegt, der Bilanzfehler in entsprechender Höhe auflistete.
Die Hess AG hatte vor gut einem Jahr kurz nach ihrem Börsengang Insolvenz angemeldet. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die beiden Ex-Vorstände Christoph Hess und Peter Ziegler sowie weitere Verdächtige - unter anderem wegen Bilanzfälschung. Die beiden Männer haben die Vorwürfe wiederholt bestritten. Die Zahl der darüber hinaus Beschuldigten sei inzwischen auf 21 ausgeweitet worden, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.
Am vergangenen Dienstag seien Privat- und Geschäftsräume eines Beschuldigten in der Schweiz durchsucht worden. Ermittelt werde inzwischen unter anderem auch gegen Handwerker, die für einen der Vorstände Arbeiten am Haus und im Garten erledigt, die Rechnung aber an die Firma geschickt hätten. Das Verfahren gegen einen Handwerker sei bereits wieder eingestellt worden. Die Ermittlungen zu diesen Nebenkomplexen seien inzwischen abgeschlossen, so der Sprecher. Die Untersuchungen zu den Hauptvorwürfen dauerten an.
In dem im November vorgelegten Bericht war nach Einschätzung des Insolvenzverwalters klar geworden, dass den größten Anteil der Ergebniskorrekturen durch Scheinrechnungen fingierte Umsätze ausmachen. Daneben sollen Risiken aus Währungsgeschäften nicht ordentlich in der Bilanz aufgeführt, Wertberichtigungen auf Darlehen nicht umgesetzt worden sein. Diese Ergebnisse seien nun durch eine Betriebsprüfung für die Jahre 2007 bis 2010 ergänzt worden.
Der Insolvenzverwalter werde nun Schadensersatzansprüche von Aktionären, die beim Kauf der Aktien auf Basis der unrichtigen Jahresabschlüsse getäuscht wurden, anerkennen, hieß es. Nach Angaben eines Hess-Sprechers belaufen sie sich bislang auf 30 Millionen Euro.
Die insolvente Hess AG existiert inzwischen nur noch als Hülle. Der Leuchtenhersteller Nordeon hatte im Oktober die für den Geschäftsbetrieb notwendigen Teile der Hess AG sowie Standorte in Stockholm und den USA übernommen. Sie werden unter dem Namen Hess als GmbH weitergeführt./ang/DP/stb