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Veröffentlicht am 26.11.2012, 20:57
Börsen-Zeitung: Weniger könnte mehr sein, Kommentar zu Situation der

kreditwirtschaftlichen Verbände in Deutschland, von Bernd Wittkowski.

Frankfurt (ots) - Andreas Schmitz hat einen Stein ins Wasser

geworfen. Der Bankenpräsident wurde gefragt, was er Jürgen Fitschen,

seinem einstimmig gewählten Nachfolger, für dessen im April

beginnende Amtszeit mit auf den Weg geben wolle. Schmitz fiel spontan

ein, dass die Kooperation mit den anderen kreditwirtschaftlichen

Verbänden weiter verbessert werden könne, und beklagte eine

Zersplitterung des Verbandswesens.

Wohl wahr! Die gut 2000 deutschen Banken und Sparkassen sind auf

Bundesebene (Myriaden von Regionalverbänden lassen wir mal außen vor)

in fünf Verbänden organisiert, die sich teilweise auch noch in ihren

Tätigkeiten und Mitgliedern überschneiden: die privaten Banken im

BdB, Sparkassen und Landesbanken im DSGV, Volks- und Raiffeisenbanken

sowie andere Kreditgenossenschaften samt Zentralinstituten im BVR,

Landes- und Förderbanken im VÖB und alle, die sich über Pfandbriefe

refinanzieren, im VDP. Als gemeinsame Plattform bildet dieses

Quintett obendrein 'Die Deutsche Kreditwirtschaft' (DK). Hier wird in

bankrechtlichen, bankpolitischen und bankpraktischen Fragen mit einer

Stimme gesprochen - soweit man sich einig ist. Diese Voraussetzung

lässt sich erfahrungsgemäß am ehesten bei Steuer-, Wertpapier- und

Zahlungsverkehrsthemen erfüllen. Wie schon ihrem Vorgänger, dem

Zentralen Kreditausschuss, wird es freilich auch der DK mit ihrer

zwischen BdB, BVR und DSGV wechselnden Federführung schwerfallen,

sich zu profilieren.

Sollten also die Verbände enger zusammenrücken und ihre Kräfte

bündeln? Womöglich gar in einem Einheitsverband? Der jahrzehntelange

Krieg der Säulen - vor allem privat gegen öffentlich-rechtlich - ist

Vergangenheit. Wie sollte es auch anders sein, wenn weite Teile der

einst privaten Hochfinanz heute zumindest teilweise in Staatshand

sind? Jedenfalls gibt es seit Beginn der Krise über alle nationalen

Lager hinweg mehr gemeinsame Interessen als in der alten Zeit. Und

gerade im heraufziehenden Zeitalter einer Europäischen Bankenunion

dominiert das Einende zwischen einer Volksbank

Paderborn-Höxter-Detmold, einer Sparkasse Witten und einer

Flessa-Bank eindeutig das Trennende.

Weniger könnte folglich mehr sein: weniger Verbände, mehr Gewicht

und Schlagkraft im Verhältnis zu Politik und Regulatoren, nicht

zuletzt auf internationaler Ebene. Man könnte also ernsthaft darüber

nachdenken. Aber man kann die Idee dann auch gleich wieder vergessen.

In Nordrhein-Westfalen schaffen es ja nicht mal die beiden

Sparkassenverbände, ihre gesetzlich verordnete Fusion zu beschließen.

(Börsen-Zeitung, 27.11.2012)

Originaltext: Börsen-Zeitung

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