FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Mit den höheren Zinsen kommen Geldmarktfonds wieder besser an. Ansonsten zieht alles, was mit Nachhaltigkeit zu tun hat - im Aktien-, aber auch im Rentenbereich.
28. April 2023 FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Bankenkrise vom März ist auch im Fondshandel längst kein Thema mehr. "Das ist mittlerweile ohne Bedeutung", erklärt Jan Duisberg, der Fonds für die ICF Bank handelt. "Verkauft wird nicht, derzeit herrscht aber Scheu, noch weiter zu investieren."
Auffällig ist allerdings das gestiegene Interesse an Geldmarktfonds. "Jahrelang waren sie wegen der Niedrigzinsen unattraktiv, das ist jetzt anders", stellt Matthias Präger von der Baader Bank fest. Gesetzt werde etwa auf den UBS (SIX:UBSG) Money Market (LU0006277684) und den CB Geldmarkt Deutschland (LU0052221412).
Der Trend zurück in Geldmarktfonds zeigt sich schon seit einiger Zeit. In Europa flossen im März 17,7 Milliarden Euro in Euro-Geldmarktfonds, wie Zahlen des Datenanbieters Refinitiv Lipper zeigen. Hier spielt - neben den höheren Zinsen - die Bankenkrise durchaus eine Rolle: Die Notrettung der Credit Suisse (SIX:CSGN) hat zu Abzügen von Bankeinlagen geführt, da die gesetzliche Einlagensicherung nur 100.000 Euro garantiert.
Wieder Appetit auf Rentenfonds
Auch klassische Rentenfonds sind wieder im Visier. Duisberg meldet Zuflüsse in den Allianz (ETR:ALVG) Euro Rentenfonds mit Euro-Anleihen guter Bonität (4:0P00000CMX), aber auch in den Templeton Emerging Market Bond mit Bonds aus Schwellenländern (LU0152984307). "Mischfonds wie der Flossbach von Storch Multiple Opportunities (61:0P0000KAJE) gehen außerdem immer." Beliebt sei auch der FVB-Deutscher Rentenfonds von Union Investment (4:0P00000CL2). Dabei handelt es sich, anders als der Name vermuten lässt, um einen Mischfonds, und zwar einen nachhaltig ausgerichteten. Er investiert überwiegend in verzinsliche Wertpapiere weltweiter Emittenten, eine Beimischung von Aktien ist möglich.
Nachhaltigkeit als Verkaufsschlager
"Generell gilt: Wenn Nachhaltigkeit oder New Energy im Fondsnamen auftaucht, dann läuft es", bemerkt Duisberg. Im Aktienbereich gesucht seien etwa der LBBW Nachhaltigkeit Aktien (4:0P000080VC) und der BGF New Energy mit Aktien nachhaltiger Energieunternehmen (61:0P00000K5W). Der erste kommt seit Jahresanfang auf ein Plus von 10 Prozent, auf Dreijahressicht auf 13,3 Prozent im Jahr, der zweite auf 5 Prozent beziehungsweise 21,5 Prozent.
Auch Fonds, die auf die Energiebranche insgesamt oder die Rohstoffbranche setzen, sind derzeit beliebt, etwa der Stuttgarter Energiefonds von IPConcept (61:0P0000L2TJ) und der Amundi Aktien Rohstoffe (4:0P00000DBW).
Aktienfonds: Meist Abgaben
Im Handel mit breit investierenden Aktienfonds überwiegen im Fondshandel an der Börse Frankfurt, wie üblich, die Abgaben, wie Präger meldet. Auf den Verkaufslisten fänden sich zum Beispiel der DWS (ETR:DWSG) Aktien Strategie Deutschland (4:0P00000CS3), der DekaFonds CF mit deutschen Large Caps (4:0P00000EHB), der DWS Deutschland (4:0P00000CT1), der global investierende DWS Top Dividende (4:0P00000G7B) und der AGIF Allianz Global Equity Insights (61:0P00019SDJ). Zugegriffen wird hingegen beim Comgest Growth Greater Europe Opportunities (4:0P0000MYK5) und bei den beiden global investierenden Fonds Robeco Global Stars Equities (61:0P0000IRFW) und GLS Bank Aktienfonds (4:0P00011OD0). Auch der GLS-Fonds ist ein nachhaltiger Fonds. Im laufenden Jahr bleibt er mit einem Plus von 3,7 Prozent allerdings hinter dem breiten Markt zurück.
Ruhig zu geht es im Handel mit Asien-Fonds. Tendenziell Verkäufe meldet Präger für den Baring Hong Kong China (58:0P00000RP1) und den AGIF Allianz Oriental Income (61:0P0000MQW2).
Wenig los ist auch im Bereich der Goldminenfonds. Dabei ist der Goldpreis seit Anfang März deutlich gestiegen auf zwischenzeitlich 2.048 US-Dollar die Feinunze, aktuell sind es etwas unter 2.000 US-Dollar. "Einige zuvor umsatzstarke Goldminenfonds sind vom Handel ausgesetzt, wegen der Russland-Sanktionen. Das macht sich bei uns bemerkbar", erklärt Präger. Meist abgegeben werde der BGF World Mining (61:0P0000RZ3H).
"Neubewertung von Immo-Fonds im vollem Gange"
Immer viel los ist im Handel mit Immobilienfonds. Allerdings ist die Branche weiter unter Abgabedruck. "Die Neubewertung ist noch in vollem Gange", bemerkt Duisberg. Stark betroffen seien etwa der Deka-ImmobilienMetropolen und der Grundbesitz Global (4:0P00000HNO). "Da sehen wir deutlich mehr Verkäufe als Käufe." Etwas nachgelassen habe der Druck auf den HausInvest (4:0P00000MI5) und den UniImmo Global (4:0P000017JB). "Ab und zu sieht man jetzt auch mal Käufe." Eingependelt auf niedrigerem Niveau habe sich der Fokus Wohnen Deutschland (4:0P0001BAB3).
von: Anna-Maria Borse, 27. April 2023, © Deutsche Börse (ETR:DB1Gn)
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