FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Der Kursrutsch vom Freitag geht weiter, der DAX fällt unter die 14.000 Punkte-Marke. Hauptauslöser: die Zinsangst. Doch nicht nur. Auch ansonsten gibt es einiges zu verdauen. Die Charttechnik macht wenig Mut.
25. April 2022. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Aussicht auf noch schnellere Leitzinserhöhungen in den USA und wohl auch höhere Zinsen in der Eurozone lässt die Kurse weiter purzeln. Schon am Freitag hatten die Notierungen deutlich nachgegeben. Am Montagmorgen steht der DAX bei x Punkten, nach 14.142 zum Wochenschluss. Der S&P 500 hatte am Freitag 2,8 Prozent verloren, der Nasdaq 2,6 Prozent. Der Hintergrund: US-Notenbank-Chef Jerome Powell hatte eine Zinserhöhung von 50 Basispunkten bei der nächsten Fed-Sitzung Anfang Mai in Aussicht gestellt.
"Wahrscheinlichkeit für Rezession nimmt zu"
Dazu kommen der Ukraine-Krieg und die sich verstärkenden Lieferkettenprobleme wegen der harschen Corona-Restriktionen in China. "Mit jedem Tag anhaltender Unsicherheiten nimmt die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession in der Eurozone sowie ggf. in den USA zu", meint Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei Donner & Reuschel. Ziemlich sicher sei diese Entwicklung im Falle eines kompletten Stopps von Rohstofflieferungen aus Russland nach Europa. "Kapitalanleger müssen künftig mit weiter steigenden Renditen für Staatsanleihen sowie steigenden Zinsen im Geldmarktsegment rechnen."
Für Erleichterung sorgt unterdessen der Sieg von Emanuel Macron bei den Präsidentschaftswahlen in Frankreich. "Da das Ergebnis aber nicht überrascht, halten sich Marktreaktionen in Grenzen - auch beim Euro", kommentiert Ralf Umlauf von der Helaba.
Die Berichtssaison nimmt weiter Fahrt auf. Diese Woche legen elf DAX-Unternehmen ihre Bücher offen. Bislang läuft die Gewinnsaison laut Commerzbank (ETR:CBKG) besser als befürchtet. "Doch die wegen des Ukraine-Krieges fallenden Frühindikatoren und steigende Leitzinserwartungen sprechen für anhaltende Seitwärtstrends am Aktienmarkt."
Charttechnik: "Abwärtstrend weiter intakt"
Charttechnisch ist der übergeordnete Abwärtstrend weiterhin intakt, wie Martin Utschneider von Donner & Reuschel erklärt. "Damit rückt auch die strategisch wichtige 14.980-er Marke in weite Ferne." Der Trendfolge-Indikator MACD signalisiere ein Verkaufssignal, das Momentum zeige sich weiterhin knapp unterhalb der Nulllinie und die kurzfristige Slow-Stochastik sende ein Verkaufssignal. Auch das wieder angestiegene Handelsvolumen untermauere den Abwärtstrend. "Kurz- bis langfristig herrschen die Abwärtsrisiken weiter vor."
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten
Montag, 25. April
10.00 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklimaindex.
Donnerstag, 28. April
14.00 Uhr. Deutschland: Verbraucherpreise April. Nach Einschätzung der DekaBank bleibt die Inflation hoch. Sie rechnet mit einem Anstieg der Verbraucherpreise um 7,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
14.30 Uhr. USA: BIP erstes Quartal, erste Schätzung. In den USA hat sich das Wachstum laut Commerzbank im ersten Quartal wohl auf 0,8 Prozent (Jahresrate gegen Vorquartal) abgeschwächt. Allerdings seien privater Konsum und Investitionen deutlich gestiegen. Die Zahlen seien also auf den zweiten Blick besser.
Freitag, 29. April 2022
10.00 Uhr. Deutschland: BIP erstes Quartal, erste Schätzung. Laut Commerzbank dürfte Deutschland im Vergleich zum Eurozonen-Durchschnitt mit einem Wachstum von 0,5 Prozent noch leicht überdurchschnittlich abgeschnitten haben.
11.00 Uhr. Eurozone: Verbraucherpreise April. Die Inflationsrate im Euroraum dürfte laut DekaBank im April mit 7,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr unverändert hoch geblieben sein. Die drastischen Preisanstiege von Benzin, Diesel und Heizöl hätten sich zum Teil zwar wieder zurückgebildet. Die Preiserhöhungen bei Erdgas und Elektrizität hätten sich aber wohl fortgesetzt. Für die Kernrate erwarten die Analysten eine weitere Beschleunigung auf 3,2 Prozent.
11.00 Uhr. Eurozone: BIP erstes Quartal, erste Schätzung. Zwar schwächen die hohen Kosten für Energie, der Krieg in der Ukraine sowie die Materialengpässe die Konjunktur, wie die Commerzbank feststellt. Wegen der Lockerung vieler Corona-Beschränkungen dürfte die Wirtschaft im Euroraum im ersten Quartal trotzdem leicht um 0,3 Prozent gewachsen sein.
von: Anna-Maria Borse
25. April 2022, © Deutsche Börse (ETR:DB1Gn) AG
Über die Autorin
Anna-Maria Borse ist Finanz- und Wirtschaftsredakteurin mit den Schwerpunkten Finanzmarkt/Börse und volkswirtschaftliche Themen.
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