Berlin/Frankfurt (Reuters) - Der neue Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing hat das zuletzt in die Kritik geratene US-Geschäft des Instituts verteidigt.
"Unsere US-Töchter (...) sind alle sehr gesund", sagte Sewing am Mittwoch auf einer Veranstaltung seines Hauses in Berlin. Die Liquiditätsreserven der Bank hätten zuletzt nahe einem historischen Spitzenwert gelegen. "Insgesamt haben wir eine stabile Grundlage, auf der wir aufbauen können."
In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass die US-Notenbank Fed als Aufseherin über die Großbanken das US-Geschäft der Frankfurter schon vor einem Jahr als "in schwierigem Zustand" eingestuft hat. Das ließ die Deutsche-Bank-Aktie in den Keller rauschen, auch wenn das Institut in Sachen Kontrollen und Infrastruktur erneut Besserung gelobte.
Schon bald könnte neues Ungemach drohen: Noch in diesem Monat wird die Veröffentlichung der Ergebnisse des Fed-Stresstests erwartet, den sich die in den USA aktiven Banken seit der Finanzkrise 2008/09 regelmäßig unterziehen müssen. Die Prüfung soll dieses Mal besonders hart gewesen sein.
"WIR WERDEN UNSER BESTES TUN"
Sewing, seit April im Amt, hat der Deutschen Bank (DE:DBKGn) gerade eine neue Sanierungsrunde verordnet, um die anhaltenden Verluste zu stoppen. Dazu gehört auch der Abbau tausender Stellen, vor allem im kapitalintensiven Investmentbanking und hier insbesondere in den USA. Die Deutsche Bank soll sich stärker auf ihre Wurzeln in Europa und Deutschland konzentrieren. Den Worten von Finanzminister Olaf Scholz, wonach Deutschland weltweit aktive, konkurrenzfähige Banken brauche, entgegnete er: "Wir werden unser Bestes tun, diesen Erwartungen zu entsprechen."
Der Weg indes dürfte steinig werden - das sehen unter anderem wichtige Ratingagenturen so. In der vergangenen Woche erst hatte die mächtige Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) die Bonität der Deutschen Bank von "A-" auf "BBB+" gekappt. Am Mittwoch senkte dann die kleinere deutsche S&P-Konkurrentin Scope dann den Ausblick für ihr "BBB+"-Rating des Instituts von "stabil" auf "negativ". Der Weg in die Zukunft sei mit Unsicherheiten gepflastert, die Abhängigkeit vom Investmentbanking weiterhin überwältigend.
2018 SOLLEN SCHON 4.000 JOBS WEGFALLEN
Finanzchef James von Moltke sagte auf einer Konferenz mit Investoren in Frankfurt, die Deutsche Bank wolle im Rahmen ihres großangelegten Stellenabbauprogramms bereits bis zum Jahreswechsel mehr als 4000 Jobs abbauen. Seit Beginn des zweiten Quartals seien bereits 1000 Stellen gestrichen worden - der Großteil im Investmentbanking und in Infrastrukturfunktionen. Bis Ende des Jahres werde die Stellenzahl global von derzeit 97.100 auf unter 93.000 fallen.
Von Moltke erklärte, es werde sich um einen Nettoeffekt handeln, bei dem nicht mehr wie bei früheren Sparrunden Stellenstreichungen durch Neueinstellungen an anderer Stelle aufgewogen würden. Das neue Management unter Führung des Anfang April bestellten neuen Chefs Christian Sewing will die Beschäftigtenzahl global bis Ende kommenden Jahres auf "deutlich unter 90.000" streichen.