DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Beim Elektronikhändler Ceconomy (4:MEOG) ist der Wurm drin. Mehrere Gewinnwarnungen innerhalb kürzester Zeit lösten einen Kurssturz an der Börse aus. Der massive Wertverlust zwang am Wochenende den Aufsichtsrat zum Handeln: Fast die komplette Chefetage von Ceconomy wird nun ausgewechselt. Die künftigen Konzernlenker müssen das verloren gegangene Vertrauen der Anleger wieder zurückgewinnen.
DIE LAGE BEI CECONOMY:
Die Mutter von Media Markt und Saturn ist erst vor gut einem Jahr in die Unabhängigkeit gestartet. Doch statt Wert zu schaffen hat das Unternehmen nach der Abspaltung von der früheren Metro Group bislang Börsenkapital vernichtet. Auslöser waren mehrere Gewinnwarnungen - zwei davon binnen weniger Wochen. Im September senkte Ceconomy die Prognose mit Verweis auf die Hitzewelle in Deutschland und anderen Teilen Europas. Wegen der tropischen Temperaturen kauften die Verbraucher weniger ein. Auch die eingeleiteten Maßnahmen, mit denen vor allem das Deutschland-Geschäft voran gebracht werden soll, zünden nicht so recht.
Nicht einmal drei Wochen später folgte bereits die nächste Korrektur. Über die Hintergründe hielt sich Ceconomy bedeckt. Analysten vermuten, dass es an den Rückvergütungen lag, was aber wiederum Fragen über Lieferantenbeziehungen, die Rabattpolitik und die Informationsabläufe im Unternehmen aufwirft.
Die Großaktionäre protestierten. Vor allem Freenet (4:FNTGn)-Chef Christoph Vilanek zeigte sich empört und forderte nach der Gewinnwarnungsserie öffentlich Konsequenzen. Der Mobilfunkanbieter hatte sich im Juli mit neun Prozent bei Ceconomy eingekauft und seitdem nur Geld verloren. Auch den anderen Großaktionären Haniel, Meridian Stiftung und Beisheim kann der Wertverlust nicht geschmeckt haben.
Am Wochenende feuerte der Aufsichtsrat schließlich Vorstandschef Pieter Haas. Auch Finanzvorstand Mark Frese darf nur noch so lange im Amt bleiben, bis ein Nachfolger für ihn gefunden ist. Bis dahin führt er zusammen mit Compliance-Vorstand Dieter Haag Molkenteller die Geschäfte.
Haas arbeitete seit Anfang des Jahrtausends für Media Markt und Saturn und war stets ein Befürworter der Aufspaltung der Metro, zu der der Elektronikhändler einst gehörte. Die operativen Herausforderungen bekam Haas in seiner Rolle als Ceconomy-Chef aber nicht in den Griff. Im Wettbewerb mit Internetriesen wie Amazon (2:AMZN) verlor der Konzern weiter Federn. Der Schwenk zu mehr Onlinehandel und Serviceangeboten trug zu langsam Früchte. Das zuletzt schwächelnde Deutschland-Geschäft soll nun der Spanier Ferran Reverter Planet auf Vordermann bringen. Der Manager hat bereits das Geschäft in Spanien und Italien zurück auf Kurs gebracht. Nach einem neuen CEO und CFO für den Gesamtkonzern wird nun mit Hochdruck gesucht.