Frankfurt, 19. Aug (Reuters) - Seit Monaten forscht die Pharmabranche auf Hochtouren an einem Impfstoff gegen das Coronavirus. Doch insgesamt bremst die Pandemie die Forschungsaktivitäten in der chemisch-pharmazeutischen Industrie. Zwar wollen 60 Prozent der Unternehmen ihre Forschungsprojekte wie geplant umsetzen, wie aus einer am Mittwoch veröffentlichen Umfrage des Branchenverbands VCI hervorgeht. 30 Prozent der Firmen verschieben aber einzelne Projekte zumindest um einige Monate, zwei Prozent werden ganz gestrichen. Bei externen Forschungsaufträgen wird das Geld vermehrt zusammengehalten. Jedes neunte Unternehmen kann laut VCI wegen der hohen Unsicherheit noch gar keine endgültige Aussage zu seinen Projekten machen.
"Unsere Forschungsaktivitäten bleiben von den massiven Auswirkungen der Pandemie nicht verschont", sagte Thomas Wessel, Vorsitzender des Ausschusses Forschung, Wissenschaft und Bildung beim VCI. 2020 dürfte die Branche den Rekord-Forschungsetat aus dem Vorjahr, der um mehr als drei Prozent auf rund 13 Milliarden Euro gestiegen war, wohl nicht erreichen. "Uns allen führt die Pandemie vor Augen, wie wichtig Forschung ist, zum Beispiel für die Entwicklung eines Impfstoffs oder von Arzneimitteln gegen das neue Coronavirus." Die Rahmenbedingungen für Forschung und Innovationen müssten daher verbessert werden.
Nötig sind dafür nach Einschätzung des VCI unter anderem eine steuerliche Förderung, eine Verbesserung der Wachstumsfinanzierung von Start-ups und unbürokratischere Förderverfahren. Zudem müsse die Biotechbranche in Deutschland, die derzeit mit Unternehmen wie Biontech BNTX.O und Curevac CVAC.O eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung des Coronavirus spielt, massiv gestärkt werden. (Reporterin: Patricia Weiß, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter den Telefonnummern 030 2201 33711 (für Politik und Konjunktur) 030 2201 33702 (für Unternehmen und Märkte)