- von Oliver Hirt
Zürich (Reuters) - Seit drei Jahren läuft der Umbau bei Credit Suisse (SIX:CSGN), auf der Zielgeraden gab es nun einen Rückschlag: Die Handelssparte der Schweizer Großbank rutschte im Sommer in die roten Zahlen und dürfte auch im Gesamtjahr das Ertragsziel verfehlen.
Dennoch sieht sich Konzernchef Tidjane Thiam auf Kurs. Die Bank habe sich angesichts des eingetrübten Marktumfeldes gut geschlagen, erklärte er am Donnerstag. Die Zahlen zeigten, wie widerstandsfähig das Geschäftsmodell inzwischen sei. "Die alte Credit Suisse hätte in einem solchen Quartal Hunderte von Millionen verloren." Wie die Rivalin Deutsche Bank (DE:DBKGn) will auch das zweitgrößte Schweizer Institut im Gesamtjahr einen Gewinn schaffen - das erste Mal seit 2014.
Im dritten Quartal verbuchten die Zürcher zwar einen Gewinnsprung von 74 Prozent auf 424 Millionen Franken. Allerdings lag das vor allem am Sparkurs und geringeren Altlasten. Die Einnahmen sanken dagegen um zwei Prozent. "Das Quartalsergebnis ist uninspirierend und schlechter als bei vergleichbaren Banken", erklärte Vontobel-Analyst Andreas Venditti. An der Börse sackten die Credit-Suisse-Aktien, die seit Jahresbeginn rund ein Viertel an Wert verloren haben, um bis zu 4,7 Prozent ab.
Insbesondere das Ergebnis der Handelssparte Global Markets, die bereits im Vorquartal enttäuscht hatte, stieß den Anlegern sauer auf. Im Zuge einer erneuten Restrukturierungsrunde war Credit Suisse aus weiteren Aktien- und Anleihegeschäften ausgestiegen und beendete das Quartal mit einem Verlust von 96 Millionen Franken. Insgesamt steht der Handel aber nicht zur Disposition, wie Finanzchef David Mathers erklärte: "Global Markets ist ein integraler und entscheidender Bestandteil unserer Strategie."
DIE AMERIKANER SIND WEIT WEG
Bankchef Thiam hatte kurz nach seinem Amtsantritt im Sommer 2015 entschieden, die Bank stärker auf die Vermögensverwaltung auszurichten. Doch an jenen Teilen des Investmentbankings, die für die angepeilte Kundschaft der Superreichen wichtig sind, hielt er fest. Daran will Thiam auch jetzt nicht rütteln. Der Umbau der Bank soll bis zum Jahresende im geplanten Rahmen abgeschlossen werden, für zusätzliche Maßnahmen sieht das Management keinen Anlass.
Im kommenden Jahr peilt Credit Suisse dann weitere deutliche Gewinnsteigerungen an. Die Eigenkapitalrendite, die sich im Quartal auf 4,5 Prozent belief, soll 2019 auf zehn bis elf Prozent zulegen. Dies würde einem Nettogewinn von bis zu 4,6 Milliarden Franken entsprechen. Schub erhofft sich die Bank neben dem Vermögensverwaltungsgeschäft auch von geringeren Finanzierungs- und Restrukturierungskosten sowie einer sinkenden Steuerlast.
Alles in allem sind die Schweizer aber - wie die meisten anderen europäischen Institute - weit entfernt von der Weltspitze. Die jahrelangen Reparaturarbeiten haben zu einer großen Kluft geführt. Das zeigt ein Blick über den Atlantik: US-Riesen wie JP Morgan oder Goldman Sachs (NYSE:GS) fuhren im Quartal Milliarden-Gewinne ein. Alleine JP Morgan erwirtschaftete einen Überschuss von 8,4 Milliarden Dollar.
Analysten interessiert nun vor allem, wie Credit Suisse in Zukunft das Ertragswachstum ankurbeln will. Die Deutsche Bank hat das selbe Problem. Credit-Suisse-Chef Thiam will am 12. Dezember auf einem Investorentag die Marschrichtung nach Abschluss der Restrukturierung erläutern. Schon jetzt ist klar: Er wird weiter auf Wachstum vor allem in der Vermögensverwaltung setzen und sieht in Märkten wie Südamerika oder China großes Potenzial.