Frankfurt (Reuters) - Eine Gewinnwarnung von Daimler (DE:DAIGn) hat Europas Börsen zum Wochenschluss ausgebremst.
Der Dax kam am Vormittag bei 12.337 Punkten kaum von der Stelle, der EuroStoxx50 lag 0,1 Prozent höher bei 3501 Punkten. Nach diversen Prognosesenkungen verhindere lediglich die Rekordjagd der Wall Street Schlimmeres, sagte Marktexperte Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets. Dort hatte der Dow-Jones-Index beflügelt von der Hoffnung auf bald sinkende Zinsen erstmals die Marke von 27.000 Punkten durchbrochen.
Entscheidend für die weitere Richtung an den europäischen Börsen wird Strategen zufolge die anrollende Bilanzsaison sein. "Die Angst der Anleger vor weiteren Hiobsbotschaften nimmt von Tag zu Tag zu", sagte Analyst Milan Cutkovic vom Handelshaus AxiTrader. Es sei unwahrscheinlich, dass die Firmen im zweiten Quartal überzeugen könnten, sagte Aktienstratege Emmanuel Cau von Barclays (LON:BARC) Capital. "Trotz heruntergeschraubter Erwartungen sind die Aktienmärkte nicht immun gegen Enttäuschungen."
AUTOWERTE KOMMEN MIT DAIMLER KURZZEITIG UNTER DIE RÄDER
Der Autobauer Daimler strapazierte die Nerven der Anleger mit einem milliardenschweren Quartalsverlust und abermals gesenkten Gewinnerwartungen. Wegen der Dieselabgas-Affäre, Airbag-Rückrufen, Produktionsproblemen und Absatzschwierigkeiten wird das Betriebsergebnis im laufenden Jahr nicht stagnieren, sondern deutlich sinken. "Eine weitere große Gewinnwarnung", kommentierten die Analysten von Jefferies. "Es scheint Daimler-spezifisch zu sein, aber man kann nicht davor ausgehen, dass ein Schlusspunkt unter das Kapitel Diesel-Kosten gesetzt werden kann." Daimler-Aktien fielen um bis zu 4,5 Prozent und rissen auch VW (DE:VOWG) und BMW (DE:BMWG) um bis zu anderthalb Prozent nach unten. Im Verlauf grenzten die Daimler-Papiere ihre Verluste jedoch auf rund ein Prozent ein, die übrigen Autoaktien drehten ins Plus. "Es gab ja schon eine Vorwarnung und die Anleger wollen das Thema jetzt abfrühstücken", sagte ein Händler.
ÖLPREISE STEIGEN VOR TROPENSTURM
An der Londoner Börse stürzten Thomas Cook (LON:TCG) um bis zu 46,5 Prozent auf ein Rekordtief von 7,10 Pence. Der britische Reiseveranstalter soll von dem chinesischen "Club Med"-Eigentümer Fosun mittels einer Finanzspritze in Höhe von 750 Millionen Pfund (umgerechnet 830 Millionen Euro) vor dem Aus gerettet werden. Fosun ist seit vier Jahren mit 18 Prozent an Thomas Cook beteiligt und damit größter Aktionär. Im Gegenzug soll das Unternehmen drastisch entschuldet werden. Die übrigen Aktionäre werden weitgehend verdrängt.
An den Rohstoffmärkten zogen die Ölpreise weiter an. Anleger spekulierten wegen eines Sturms im Golf von Mexiko auf ein verknapptes Angebot. Die Nordseesorte Brent verteuerte sich um 1,1 Prozent auf 67,22 Dollar je Fass, der Preis für US-Leichtöl der Sorte WTI stieg um 0,8 Prozent auf 60,69 Dollar je Barrel. Wegen des Tropensturms "Barry" haben Ölfirmen in der Region ihre Produktion bereits halbiert.
Konjunkturdaten aus China fielen nicht so schlecht aus wie befürchtet. Die Exporte gingen im Juni um 1,3 Prozent zurück. Analysten hatten angesichts des Handelskonflikts mit einem Minus von zwei Prozent gerechnet.