Von Robert Zach
Investing.com - Der DAX hat sich am letzten Handelstag der laufenden Woche oberhalb seiner 50-Tage-Linie kaum vom Fleck bewegt. Während Sorgen um das in Europa grassierende Coronavirus die Anleger an der Seitenlinie halten, unterstützen den deutschen Aktienmarkt die Hoffnungen auf ein weiteres Konjunkturpaket aus den USA.
Der DAX stand am Freitag gegen 10.47 Uhr 0,07 Prozent tiefer bei 13.034 Punkte. Das Tageshoch liegt bislang bei 13.095,30 und das Tagestief bei 13.022,80. Charttechnisch hält sich der deutsche Leitindex weiterhin oberhalb seiner Glättung der letzten 50 Tage (akt. bei 12.916,57) und die quantitativen Indikatoren des RSI und MACD auf täglicher Basis sprechen derzeit für eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung. Widerstände befinden sich derzeit bei 13.109,82, 13.177,44 und 13.254,03. Unterstützungen sind bei 12.965,61 und 12.916,57 angesiedelt.
Der MDAX legte um 0,19 Prozent oder 52,87 Punkte auf 27.887 Zähler zu und der SDAX rückte um 0,15 Prozent vor. Für den technologielastigen TecDAX ging es um 0,05 Prozent nach oben auf 3.137,92 Zähler.
Der VDAX New, der die Volatilität am deutschen Aktienmarkt misst, steht 0,62 Punkte oder 2,46 Prozent tiefer bei 24,62 und unterstreicht damit den Risikoappetit der Anleger.
Gute Wirtschaftsdaten aus China in Form des Caixin-Einkaufsmanagerindex für den Service-Sektor haben am Freitagmorgen die Stimmung der Anleger gestützt. Das Konjunkturbarometer kletterte von 54,0 im August auf 54,8. Grund für den Anstieg war die robuste inländische Nachfrage. Der Gesamtindex zog sich dagegen auf 54,5 von 55,1 zuvor zurück. Nichtsdestotrotz liegen beide Stimmungsindikatoren weiterhin deutlich oberhalb der Expansionsschwelle von 50 Punkten.
Enttäuscht hatten dagegen die Konjunkturdaten aus Großbritannien, wo das Bruttoinlandsprodukt im Zeitraum von Juli auf August lediglich um 2,1 Prozent wuchs. Das teilte das nationale Statistikamt am Freitag mit. Volkswirte, die von Reuters befragt wurden, rechneten mit einem Wachstumsclip von 4,6 Prozent. “Die starke Verlangsamung des Wachstums deutet aber darauf hin, dass die Erholung möglicherweise an Schwung verliert“, so Suren Thirua, Chefökonom der britischen Handelskammern (BCC).
In Europa ist eine zweite Corona-Welle gerade voll im Gange, die die wirtschaftliche Erholung bedroht. Die Weltgesundheitsorganisation hatte am Donnerstag einen Rekordanstieg der Coronavirus-Neuinfektionen gemeldet, insbesondere aus der Staatengemeinschaft.
In den kommenden Tagen werden weitere französische Städte angesichts des Anstiegs der Covid-19-Infektionen Bars schließen. Gleiches gilt für Berlin, denn die deutsche Hauptstadt erlebt einen der größten Ausbrüche des Landes. Wie Reuters berichtet, muss die Berliner Klinik Charité nach Angaben ihres Chefs Heyo Kroemer immer mehr Corona-Patienten aufnehmen. Auch die Zahl der auf Intensivstationen behandelten Patienten steige. Nach einer stabilen Phase im Sommer beobachte man seit zwei Wochen einen starken Anstieg der Zahlen von Corona-Erkrankten und auch Schwerkranken. Die Entwicklung hinke um rund zwei Wochen hinter der etwa in Paris hinterher, wo Krankenhäuser wieder stark belastet seien. In Großbritannien wurden am Donnerstag etwa 17.540 neue Corona-Fälle registriert - ein Anstieg von mehr als 3.000 gegenüber Mittwoch.
Unterstützt wurden die Börsen von einem Trump-Interview mit Fox Business, in dem er sagte, dass die Gespräche mit den Demokraten über ein weiteres Konjunkturprogramm produktiv seien. Die Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, und der republikanische Finanzminister Steven Mnuchin bemühen sich weiterhin um einen Konsens.
Analysten sind jedoch weiterhin skeptisch, ob am Ende auch tatsächlich ein Deal zwischen den beiden Parteien zustandekommen wird.
"Das politische Geschacher um das US-Rettungspaket geht weiter: Filetierung - wie von den Republikanern gefordert, großer Wurf – das wollen die Demokraten, oder Abbruch der Gespräche? Der Ausgang ist völlig offen“, kommentierten die apano-Fondsberater die Entwicklungen in Washington.
Bei den Einzelwerten stand die Aktie von Zalando (DE:ZALG) im Fokus. Kräftig aufgestockte Jahresziele haben die Aktien des Online-Händlers am Freitag auf ein neues Rekordhoch bei 87,74 Euro katapultiert. Gegen 10:55 Uhr stieg das Papier um 4,27 Prozent auf 86,54 Euro. Die Papiere von Henkel (DE:HNKG_p) legten nach der Vorlage von vorläufigen Quartalszahlen um mehr als 1 Prozent zu.
Konjunkturseitig stehen am Freitag keine relevanten Datenpunkte mehr im Wirtschaftskalender, außer dem kanadischen Arbeitsmarktbericht um 14.30 Uhr.
Der EUR/USD tendiert 0,34 Prozent stärker und wurde zuletzt bei 1,1798 Dollar gehandelt. Gold in Euro gewinnt 0,83 Prozent auf 1.623,12 Euro und Silber in Euro steht 1,63 Prozent höher bei 20,61 Euro.
Die beiden Ölsorten WTI und Brent verbilligten sich trotz des Streiks der norwegischen Ölarbeiter und des Hurrikans Delta jeweils um 0,63 Prozent. Auf Wochenbasis steuern sie jedoch auf ein Plus von jeweils gut 10 Prozent zu. Gespannt blicken die Ölmarktbeobachter heute Abend auf die Zahl der aktiven Öl-Bohrungen der USA, die zuletzt drei Wochen in Folge zugelegt haben.