Frankfurt (Reuters) - Vor dem Zinsentscheid der US-Notenbank (Fed) haben sich die Anleger an den europäischen Aktienmärkten kaum aus der Deckung gewagt.
Der Dax trat bei 12.385 Punkten auf der Stelle. Der EuroStoxx50 legte leicht zu. "Heute wird mit so hoher Wahrscheinlichkeit eine weitere US-Zinserhöhung erwartet, dass der Markfokus vor allem auf den darüber hinausgehenden Fed-Projektionen liegen wird", sagte Bayern-LB-Analyst Wolfgang Kiener. Die Wall Street tendierte zum europäischen Handelsschluss freundlicher. Der Dow Jones lag 0,2 Prozent im Plus.
Börsianer hielten es für eine ausgemachte Sache, dass die Notenbanker um Fed-Präsident Jerome Powell am Abend (MESZ) die Zinsen auf die neue Spanne von 2,00 bis 2,25 Prozent anheben. Hinweise darauf, wie die Zinspläne für den Rest des Jahres aussehen, erhoffen sie sich vom Ausblick der Fed und der Pressekonferenz Powells im Anschluss an die Entscheidung. "Eine halbe Stunde nachdem die Fed die achte Zinserhöhung im aktuellen Zyklus verkündet hat, werden während der Pressekonferenz alle an Powells Lippen hängen und jedes seiner Worte auf die Goldwaage legen", fasste Commerzbank-Analystin Esther Reichelt zusammen.
Eine Aufwertung des Dollar sei wahrscheinlich, sollte sich die Fed besonders optimistisch zeigen und weitere Zinserhöhungen in Aussicht stellen, hieß es in den Handelssälen. Der Euro gab leicht auf 1,1745 Dollar nach.
DEUTSCHE BANK SPIELT FUSIONSSPEKULATIONEN HERUNTER
Erneut standen die Autowerte im Fokus, denn Daimler (DE:DAIGn) leitet den erwarteten Machtwechsel an der Konzernspitze ein. Der langjährige Vorstandschef Dieter Zetsche gibt seinen Posten im Mai 2019 an den bisherigen Forschungschef Ola Källenius weiter. Dabei überrasche nur der Mai-Termin, erklärte Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. "Dieser doch schnelle Abgang könnte signalisieren, dass die nächsten Quartale eher ungemütlich werden." Die Daimler-Aktien verloren in der Spitze 2,4 Prozent. Bis Handelsschluss zogen die Aktien aber an und gingen mit 54,83 Euro 0,2 Prozent höher aus dem Handel. Analysten werteten die Nachfolgeregelung insgesamt positiv.
Viel Gesprächsstoff rankte sich auch wieder um die Banken. Das Management der Deutschen Bank (DE:DBKGn) spielte Spekulationen über eine Fusion mit der Commerzbank (DE:CBKG) oder einem anderen Institut herunter. Die seit Montag nur noch im MDax gelisteten Commerzbank-Papiere gaben 0,7 Prozent nach, die der Deutschen Bank 1,4 Prozent.
Ebenfalls auf Talfahrt waren im Dax die Aktien von Adidas (DE:ADSGN) mit einem Abschlag von 0,6 Prozent. Rivale Nike konnte mit seinem Zwischenbericht die Anleger in New York nicht überzeugen, auch wenn die umstrittene Werbekampagne mit dem Football-Spieler Colin Kaepernick, der als Kritiker von US-Präsident Donald Trump gilt, die Kassen füllte. Nike-Papiere verloren zeitweise über drei Prozent, womit sie im Dow Jones die rote Laterne hielten.
In London standen die Aktien des Zalando-Rivalen Boohoo mit einem Plus von über elf Prozent besonders hoch im Kurs. Der Online-Modehändler hatte einen Gewinnsprung im ersten Geschäftshalbjahr erzielt und seinen Ausblick angehoben.