Von Peter Nurse
Investing.com - Am Dienstag zeichnet sich eine Bewegungsarmut an den europäischen Börsen ab. Die Anleger verarbeiten weiterhin das uneindeutige Ergebnis der Bundestagswahl vom Wochenende sowie die anhaltende Schuldenkrise des chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande .
Gegen 08.45 Uhr MEZ notierte der DAX Future in Deutschland 0,3% im Minus, der CAC 40 Future in Frankreich fiel um 0,1% und der FTSE 100 Future im Vereinigten Königreich sank um 0,2%.
Ein besonderes Augenmerk werden die Anleger auf die Auswirkungen der deutschen Bundestagswahl am Sonntag richten, bei der die Sozialdemokraten knapp als Sieger aus der Wahl hervorgingen.
Nun dürften langwierige Verhandlungen zur Bildung einer Koalition folgen, die Europas größte Volkswirtschaft regieren soll, aber das schwache Abschneiden der Linkspartei schließt sie aller Wahrscheinlichkeit nach als potenziellen Partner aus - ganz zur Freude der Märkte.
Auch über die Zukunft der China Evergrande Group (HK:3333) und die Gefahr einer globalen Ansteckung machen sich die Anleger weiterhin Sorgen, nachdem das Unternehmen am Freitag eine Frist für eine Zinszahlung an die Inhaber von Offshore-Anleihen nicht eingehalten hat. Der am höchsten verschuldete Immobilienentwickler der Welt hat nun 30 Tage Zeit, um die Zahlung zu leisten, bevor er in Verzug gerät. Die chinesische Zentralbank pumpte am Dienstag weitere 100 Milliarden Yuan in den Geldmarkt, um die Bedingungen stabil zu halten.
Die einflussreiche Investmentbank Goldman Sachs (NYSE:GS) senkte am Dienstag ihre Prognose für das chinesische Wirtschaftswachstum 2021 auf 7,8 % von 8,2 % und für 2022 auf 5,5 % und verwies auf Probleme in energieintensiven Industrien sowie auf Bedenken hinsichtlich der Bewältigung von Spannungen auf dem Immobilienmarkt.
In Europa wird die Europäische Zentralbank ihr jährliches Research-Meeting abhalten. Die Rede von EZB-Präsidentin Christine Lagarde wird sicherlich auf Anzeichen untersucht werden, die darauf hindeuten, dass die steigenden Energiepreise die Meinung der Bank zur Inflation verändern. Die europäischen Gas- und Strompreise kletterten am Dienstag im frühen Handel auf neue Rekordstände.
Zuvor zeigten die vielbeachteten Daten zum Deutschen GfK-Konsumklima einen überraschenden Anstieg des Vertrauens im Oktober auf +0,3 gegenüber einem revidierten Wert von -1,1 im Vormonat.
Die Rohölpreise legten am Dienstag zu und stiegen zum sechsten Mal in Folge aufgrund von Befürchtungen über eine weltweite Angebotsverknappung, als die Nachfrage durch die Lockerung der Covid-Beschränkungen wieder anzieht.
Das weltweite Angebot bleibt knapp, nachdem der Hurrikan Ida Ende August die Produktion im Golf von Mexiko gestört hat, während die Mitglieder der Organisation erdölexportierender Länder und ihre Verbündeten die Produktion nur allmählich erhöhen.
Die Anleger warten nun auf die im Laufe des Tages anstehenden Daten des American Petroleum Institute zur Rohölversorgung in den USA sowie auf den neuesten World Oil Outlook der OPEC.
Gegen 08.05 Uhr MEZ handelten die US-Rohöl-Futures 1,2 % höher bei 76,38 Dollar pro Barrel und erreichten damit den höchsten Stand seit Juli. Am Vortag war die US-Leitsorte bereits um 2 % gestiegen. Der Brent-Kontrakt verteuerte sich um 1,1 % auf 79,62 Dollar und markierte damit den höchsten Stand seit Oktober 2018, nachdem er am Montag um 1,8 % zugelegt hatte.
Für den Gold-Future ging es 0,2% auf 1.747,90 Dollar je Unze nach unten und der EUR/USD stieg leicht auf 1,1698.
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