Von Peter Nurse
Investing.com - Aufgrund von Befürchtungen, dass die durch steigende Energiekosten bedingte hohe Inflation zu einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums führt, sobald die Zentralbanken ihre geldpolitische Unterstützung zurückfahren, droht den europäischen Aktienmärkten am Mittwoch im Vorfeld der wichtigen US-Arbeitsmarktdaten ein empfindlicher Rückschlag.
Gegen 08.15 Uhr MEZ notierte der DAX Future in Deutschland 0,7% tiefer, der CAC 40 Future in Frankreich fiel um 0,9% und der FTSE 100 Future in Großbritannien verlor 0,8%.
Am Mittwoch wurden weitere enttäuschende Konjunkturdaten veröffentlicht: Die deutschen Industrieaufträge, ein in der Regel zuverlässiger Frühindikator für die Entwicklung der größten europäischen Volkswirtschaft, fielen im August um 7,7 %, was eine deutliche Abschwächung gegenüber dem Anstieg von 4,9 % im Juli darstellt.
Die europäischen Anleger hatten bereits schwache Vorgaben aus Asien erhalten, nachdem Neuseelands Zentralbank die Leitzinsen zum ersten Mal seit sieben Jahren angehoben hatte. Ziel des Zinsschrittes war es, die Inflation in den Griff zu bekommen. Weitere Zinsschritte sollen folgen, hieß es. In Europa hatte am Dienstag Rumänien bereits die Zinsen erhöht, Polen dürfte diesem Beispiel am Donnerstag folgen.
Die Energiemärkte bereiten der Industrie nach wie vor Kopfzerbrechen: Die britischen Gaspreise erreichten mit 330 Pence pro Wärmeeinheit (rund 97 Euro pro Megawattstunde) ein neues Allzeithoch.
Währenddessen erreichte der Ölpreis angesichts der weltweiten Befürchtungen hinsichtlich der Energieversorgung ein Mehrjahreshoch, insbesondere nachdem die so genannte OPEC+ beschlossen hatte, die Tagesproduktion trotz der herrschenden Knappheit am Weltmarkt nur um die geplanten 400.000 Barrel täglich zu erhöhen.
Den Trend am Ölmarkt zum Kippen brachte auch nicht ein überraschender Anstieg der Rohöllagerbestände um 951.000 Barrel in der Woche bis zum 1. Oktober, wie das American Petroleum gestern nach Börsenschluss mitteilte. Erwartet wurde ein Rückgang um etwa 300.000 Barrel.
Gegen 08.15 Uhr MEZ notierte der US-Rohöl-Future 0,5 % höher auf 79,36 Dollar je Barrel, nachdem er zuvor auf den höchsten Stand seit November 2014 geklettert war. Der Brent-Kontrakt erhöhte sich um 0,4 % auf 83,01 Dollar. In der vorangegangenen Sitzung war die Nordseesorte auf ein Dreijahreshoch gestiegen.
Gleichzeitig senkte der Internationale Währungsfonds am Dienstag seine Prognose für das Weltwirtschaftswachstum im Jahr 2021 auf etwas weniger als die im Juli prognostizierten 6 % und verwies dabei auf Risiken im Zusammenhang mit der Schuldenlast, der Inflation und divergierenden Wirtschaftstrends im Zuge der Covid-19-Pandemie.
In den Unternehmensnachrichten steht der britische Supermarktriese Tesco (OTC:TSCDY) im Rampenlicht, nachdem das Unternehmen überzeugende Halbjahresergebnisse veröffentlichte und seine Gewinnerwartungen für das Gesamtjahr anhob.
Der Gold-Future fiel um 0,4% auf 1.753,55 Dollar je Unze und der EUR/USD handelte 0,1% tiefer bei 1,1582.