Von Peter Nurse
Investing.com - Die europäischen Aktienmärkte dürften am Donnerstag im Vorfeld neuer hochrangiger Russland/Ukraine-Gespräche und der Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) ohne klare Richtung in den Handel starten.
Gegen 08.05 Uhr MEZ notierte der deutsche DAX-Future 0,4 % schwächer, der französische CAC 40-Future fiel um 0,5 %, während der britische FTSE 100-Future um 0,5 % stieg.
Am Mittwoch verbuchten die europäischen Börsen kräftige Kursgewinne. So legten sowohl der DAX als auch der CAC 40 um mehr als 7 % zu, während die Rohölpreise den größten Tagesverlust seit fast zwei Jahren hinnehmen mussten, da es Signale gab, wonach die großen Förderländer ihr Ölangebot erhöhen könnten, um die durch die westlichen Sanktionen gegen Russland ausgelösten Störungen wieder auszugleichen.
Kommentare des Botschafters der Vereinigten Arabischen Emirate in Washington, wonach sein Land die OPEC ermutigen werde, eine höhere Fördermenge in Erwägung zu ziehen, um die Angebotslücke zu schließen, sowie Berichte, dass der Irak bereit sei, seine Produktion zu erhöhen, hatten einen kräftigen Rückgang der Rohölpreise zur Folge. Inzwischen haben sich die Preise wieder etwas erholt.
Um 08.05 Uhr MEZ handelten der US-Rohöl-Future 1,5 % höher bei 110,37 Dollar pro Barrel, nachdem er am Mittwoch um mehr als 12 % gefallen war und damit seinen schwächsten Tag seit Ende November hatte. Der Brent-Kontrakt stieg um 2,7 % auf 114,09 Dollar. Vorausgegangen war ein Rückgang um 13 %, der größte eintägige Einbruch seit April 2020.
Die Invasion Russlands in der Ukraine hat die Märkte in den letzten Wochen in Unruhe versetzt. Die Rohstoffpreise, insbesondere die Ölpreise, stiegen auf ungeahnte Höhen und schürten Stagflationsängste.
Die Stimmung besserte sich auch anlässlich des Treffens des russischen Außenministers Sergej Lawrow mit seinem ukrainischen Amtskollegen Dmytro Kuleba am Donnerstag in der Türkei. Es ist das erste Treffen zwischen den beiden seit der russischen Invasion.
Diese Gespräche finden in einer Zeit statt, in der im Westen die Empörung über die Bombardierung eines Kinderkrankenhauses in der Stadt Mariupol durch Russland wächst und weitere Sanktionen drohen.
Gespannt blicken die Marktteilnehmer auch auf die geldpolitische Sitzung der Europäischen Zentralbank an diesem Donnerstag, bei der die Notenbanker einen Drahtseilakt vollziehen müssen. Denn die steigenden Energiepreise dürften die ohnehin schon rekordhohe Inflation noch weiter anheizen und das Wachstum verlangsamen.
Eigentlich war erwartet worden, dass die Zentralbank das Ende ihrer Anleihekäufe ankündigen und damit den Weg für eine Zinserhöhung Ende des Jahres freimachen würde. Doch die große Unsicherheit aufgrund des Ukraine-Konflikts dürfte ihr in diesem Monat die Hände binden.
Im Bereich Corporate News stehen am Donnerstag die Ergebnisse von Hugo Boss (DE:BOSSn) im Mittelpunkt, während die Anleger auf weitere Ankündigungen zu den Auswirkungen der russischen Invasion auf den Unternehmenssektor achten werden.
Für den Gold-Future ging es um 0,1 % auf 1.986,90 Dollar je Feinunze nach unten und der EUR/USD notierte 0,2 % niedriger bei 1,1054.